Meschede. Im Fall des getöteten Bauarbeiters aus der Ukraine, dessen Leiche in einem Maisfeld bei Meschede entdeckt wurde, gibt es neue Entwicklungen.

Reichen die wenigen Spuren im Fall des getöteten Bauarbeiters aus der Ukraine aus, um den Angeklagten zu verurteilen? Ein 45 Jahre alter Mann war im August 2019 in der Arbeiter-Unterkunft in Meschede-Voßwinkel getötet worden. Seine Leiche wurde dann in einem Maisfeld bei Schüren versteckt.

Der Angeklagte, ein 38 Jahre alter Pole, bleibt dabei: Er habe zwar geholfen, die Leiche zu beseitigen, erschlagen habe er seinen Kollegen aber nicht.

Angeklagter hinterlässt Spuren an einem Hammer

Es ist ein reiner Indizienprozess vor dem Landgericht Arnsberg. In der Unterkunft mit Osteuropäern war reichlich getrunken worden, es kam zu der tödlichen Auseinandersetzung – worüber, ist unbekannt. Der 38-Jährige will einen Schlag abbekommen haben und bewusstlos geworden sein. Er wachte im Flur auf, neben ihm lag die Leiche. Was war das Tatwerkzeug? In einer Blutpfütze stand ein Vorschlaghammer. Ein 28-Jähriger soll dem 38-Jährigen dann gesagt haben, den Hammer wegzuschaffen. Das will er auch getan haben, den Hammer fand die Polizei in einem Abstellraum – mit seinen Spuren.

Auf diese Spuren stützt die Totschlags-Anklage von Staatsanwalt Klaus Neulken. Der Sachverständige für DNA-Analysen beim Landeskriminalamt Düsseldorf hat diese Spuren untersucht. Die Auseinandersetzung war heftig. Blut fand sich in dem Haus unter anderem an einer Schiebetür, dem Kühlschrank, einem Heizkörper, später an der Sitzbank im Auto, mit der die Leiche weggeschafft wurde. DNA-Spuren von der Achillessehne und der Zahnbürste halfen bei der Identifizierung des Opfers.

Gutachter sagt. es bleiben immer Spuren zurück

Am Hammer stellte der Gutachter zweifelsfrei auch DNA-Spuren des Angeklagten fest. Der DNA-Nachweis, sagte er, wird immer feiner, immer sensitiver: „Zehn Körperzellen reichen uns zum Nachweis. Wir haben Billionen davon im Körper.“ Auch wenn man einen Holzgriff an einem Hammer sauber machen würde, blieben Spuren zurück: Holz habe mikromäßig feine Rillen, Kanten und Ritzen, in denen man immer fündig werde.

Der 38-Jährige beschuldigt den 28-Jährigen, den Ukrainer erschlagen zu haben. Dabei soll er aber gar nicht mit den Hammer, sondern einen Axtstiel verwendet haben: „Er hat ihn mit dem Stiel geschlagen“, sagte er aus. Der Stiel sei aber nachher verbrannt worden. Ist das glaubhaft? Eine Rechtsmedizinerin hatte bereits ausgesagt, die schweren Schädelverletzungen an der Leiche hätten von einem Hammer – aber eben auch von einem Axtstiel stammen können.

Mit Hammer erschlagen?

Staatsanwalt Neulken hält sich an den Hammer als tödliches Werkzeug, weil sich eben Spuren des Toten und des 38-Jährigen daran finden: Spuren des 28-Jährigen wurden dagegen nicht entdeckt – sie hätten aber mit hoher Wahrscheinlichkeit daran sein müssen, wenn er mit dem Hammer zugeschlagen hätte. Allerdings wurden durchaus so genannte Mischspuren am Hammergriff gefunden: Die konnten keiner bestimmten Person zugeordnet werden – der Hammer wurde ja eben auch als Arbeitswerkzeug auf den Baustellen verwendet.

Beteiligt an der Auseinandersetzung war der 28-Jährige offenbar. Im Zuge der Ermittlungen hatte ihn die Polizei 2019 als ersten mutmaßlichen Täter festgenommen. Das Landgericht setzte ihn aber auf freien Fuß, weil es keinen dringenden Tatverdacht sah.

Mitverdächtiger kommt nicht zum Prozess

Dagegen legte die Staatsanwaltschaft Beschwerde ein, das Oberlandesgericht Hamm gab ihr Recht. Gegen den Mann soll ein eigenes Verfahren eröffnet werden. Am Montag hätte er wiederum als Zeuge in dem Prozess gegen den 38-Jährigen aussagen sollen – wenig überraschend, kam er nicht: Er hätte dann womöglich verhaftet werden können. Der Mann wird in Polen vermutet. Sein Mescheder Anwalt teilte mit, er habe keinen Kontakt mehr zu ihm.

>>>HINTERGRUND<<<

Bei seinen Untersuchungen sei er sofort auf Spuren eines zunächst Unbekannten gestoßen, der sich dann als der Angeklagte erwies, sagte der Gutachter des Landeskriminalamtes.

DNA-Spuren zu entfernen, sei mit gründlicher Reinigung möglich, sagte er. Trage ein Täter Handschuhe, „findet man nichts“.

An Tatwerkzeugen würden sich fast immer Spuren finden. Er nannte das Beispiel von Messern, die noch so sauber aussehen könnten - nehme man sie im Labor dann aber auseinander, „würde man immer fündig“

Mit der Zeit würden DNA-Spuren zwar immer mehr zerstört, durch die immer feineren Analyse-Methoden könnten aber Bruchstücke auch nach Jahren inzwischen noch entdeckt w