Meschede. Die Maskenpflicht ist eine weitere Einschränkung für Bürger und Einzelhändler. So kommt sie in Meschede an.

Zweifel ist das vorherrschende Gefühl bei den Kaufleuten. Wird die Maskenpflicht die gewünschten gesundheitlichen Effekte bringen? Wird sie dafür sorgen, dass Menschen, die sich bisher nicht aus dem Haus trauten, zurück kommen oder wird sie den lokalen Einzelhandel wieder mal gegenüber dem Online-Einkauf benachteiligen?

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Ein Schritt Richtung Normalbetrieb

„Wir müssen abwarten“, sagt Daniela Langer, Mitglied im Vorstand von Meschede aktiv. Und Thomas Völker, Geschäftsführer der gleichnamigen Mescheder Parfümerie ergänzt: „Die Maske ist umständlich, das stimmt, aber alles, was uns dem Normalbetrieb ein Stück näher bringt, ist gut und wichtig.“

Daniela Langer  ist noch unentschlossen,w as die neue Einschränkung bedeutet.
Daniela Langer ist noch unentschlossen,w as die neue Einschränkung bedeutet. © Ute Tolksdorf

In der Mescheder Innenstadt ist die Maske angekommen. Die meisten Menschen tragen sie, wie verlangt, ob im Bus, in den Geschäften, beim Arzt und in den Behörden. Manche lassen sie auch gleich im Auto oder in der Fußgängerzone auf.

Vergleich Corona - Tschernobyl

Helmut Schauerte war gerade bei Aldi einkaufen. Der 74-Jährige, der früher Kinder aus Tschernobyl für einen Urlaub ins Sauerland holte, fühlt sich zurzeit ein wenig an diese Katastrophe erinnert. Das Virus sei wie die Radioaktivität ein Gegner, den man nicht sehen könne. „Und jetzt brennt es in der Ukraine auch noch.“ Der Rentner verlässt das Haus nur noch selten. „Wir sind meistens auf dem Balkon.“ Die Maske hat er auch schon in der vergangenen Woche beim Einkaufen getragen, um den größtmöglichen Schutz für sich und andere zu erreichen.

Helmut Schauerte  vergleicht Corona mit  der Zeit nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Er engagierte sich damals für Kinder.
Helmut Schauerte vergleicht Corona mit der Zeit nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Er engagierte sich damals für Kinder. © Ute Tolksdorf

Horrende Summen als Strafe?

Marita Schmies hat sich ein Brötchen und einen Kaffee im Rewe geholt, den Mundschutz hat sie für die Pause kurz abgezogen. Sie trägt die Maske, natürlich, hat von horrenden Summen gehört, die man zahlen müsse, wenn man ohne sie erwischt wird. Da kann Stadtpressesprecher Jörg Fröhling beruhigen. Noch gebe es gar keinen Erlass zum Thema von der Landesregierung. In Meschede kontrolliere das Ordnungsamt zwar, die Stadt sehe ihre Aufgabe aber vor allem darin, über die Maskenpflicht - ebenso wie in den vergangenen Wochen bereits über das Kontaktverbot - zu informieren und aufzuklären. Deswegen werde man bei – möglichen – Verstößen auch zunächst davon absehen, Bußgelder zu verhängen.

Geschäfte halten Not-Masken bereit

Einige Geschäfte halten auch Masken für ihre Kunden bereit, beispielsweise bei Fielmann gibt es Einwegmasken. Daniela Langer und Thomas Völker geben Masken heraus, falls mal ein Gummiband reißt oder ein Kunde sonst nicht ins Geschäft kommen könnte - für den Notfall. „Doch bisher waren alle Kunden vorbereitet“, sagt Daniela Langer.

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Das gilt auch für den Busverkehr. „Die Fahrgäste sind gut informiert“, lobt Busfahrer Mike Nolte. Einer sei heute Morgen ohne Mundschutz eingestiegen, weil er ihn vergessen hatte. Ein Tempo vor dem Gesicht habe es dann auch getan.

Am Taxistand bei Friedhelm Völmecke (links) und Ralf Sperner.
Am Taxistand bei Friedhelm Völmecke (links) und Ralf Sperner. © Ute Tolksdorf

Taxifahrer fürchten Vermummungsverbot

Die Taxifahrer Friedhelm Völmecke und Ralf Sperner sind sich nicht sicher, ob sie die Maske überhaupt tragen dürfen. „Fällt das nicht unter das Vermummungsverbot? Wir wären ja nicht zu erkennen, wenn wir geblitzt würden“, sagt Ralf Sperner, der außerdem darüber klagt, dass die Brille beschlägt. „Ich kann mir dann aussuchen, ob ich an Corona oder am Verkehrsunfall sterbe“, scherzt er. Fahrgäste allerdings würden die Masken tragen. „Kunden mit Vorerkrankungen“, die wir zum Arzt oder zur Dialyse fahren, sowieso“, ergänzt Friedhelm Völmecke.

Schwierige Entscheidung

Angesprochene klagen, dass die Maske stört: zu dick, zu undurchlässig, sie scheuert an den Ohren, auch das Beschlagen der Brille wird immer wieder genannt. „Aber wahrscheinlich müssen wir uns daran gewöhnen“, sagt Dr. Jadwiga Sakwa-Gempf. Die Physikerin hat gerade bei Volker Stratmann ein Paar Schuhe gekauft, nun unterhält sie sich - auf Abstand - noch mit ihm auf dem Bürgersteig. Auch sie findet die Maske nervig und verweist auf das Beispiel Schwedens, wo das Leben relativ normal ohne Maskenpflicht und geschlossene Kitas weitergehe. Aber sie sagt auch: „Ich möchte die Entscheidung für oder gegen die Beschränkungen nicht treffen.“ Man könne dabei nur verlieren.