Bestwig. Die Werbegemeinschaft Bestwig übt Kritik an den Corona-Regelungen. Vorsitzender Olaf Badelt nimmt Stellung zur Zukunft des Einzelhandels.

Auch in Bestwig haben die Geschäfte wieder geöffnet. Olaf Badelt, erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft, zieht eine erste Zwischenbilanz nach dem Shutdown.

Seine größte Sorge ist, dass die Einheimischen trotz Lockerungen möglicherweise weiter im Internet bestellen.

„Dem Einzelhandel wurde böse mitgespielt“

Wie haben Sie die Vorschriften in der Corona-Krise empfunden?

Olaf Badelt: Die Regelungen waren meiner Meinung nach nicht zufriedenstellend: Erst durften Friseure aufmachen, dann mussten sie schließen.

Olaf Badelt, Inhaber eines Autohauses in Nuttlar, ist Vorsitzender der Werbegemeinschaft Bestwig.
Olaf Badelt, Inhaber eines Autohauses in Nuttlar, ist Vorsitzender der Werbegemeinschaft Bestwig. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Blumengeschäfte waren geöffnet, dann mussten sie wieder zumachen, um doch kurz darauf wieder öffnen zu dürfen, da sie gute Laune verbreiten. Jetzt gelten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche plötzlich als die Obergrenze nach dem Shutdown – da ist einiges nicht wirklich nachzuvollziehen. Ein großer Teil der Wirtschaft hat wochenlang still gestanden, wodurch dem Einzelhandel in vielen Bereichen böse mitgespielt worden ist.

Was bedeutet die Corona-Krise für den Einzelhandel?

Es ist das eingetreten, was ich befürchtet habe: Die Leute, die aufgrund der Corona-Krise zuhause bleiben mussten, haben im Internet ihr Ware bestellt. Das ging teilweise mit den Bestellungen soweit, dass die Post sogar sonntags ausliefern möchte. Dem heimischen Einzelhandel werden so die letzten Kunden weggenommen. Das darf einfach nicht sein. Dass die jüngere Generation seit langem schon Online bestellt ist uns allen klar. Das hat sich leider jedoch in den letzten Wochen dramatisch verschärft. Wir können nur hoffen, dass sich das Denken und die damit verbundenen Einkäufe wieder ändern.

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Langfristig gestärkt

Glauben Sie, dass alle Händler die Corona-Zeit überstehen werden?

Ich denke bei uns in Bestwig werden die Einzelhändler die Zeit überleben. Sie haben einen festen Kundenstamm und sind alteingesessene Betriebe. Dadurch haben sie die Chance, langfristig gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Schlimm ist es nur für die Betriebe, die gerade erst aufgemacht haben.

Zu den Entscheidungen in dieser Zeit gehörte auch, die geplante Gewerbeschau abzusagen. Wie haben Sie das empfunden?

Es wurden direkt zu Beginn der Krise Empfehlungen ausgesprochen, Großveranstaltungen abzusagen. Nach mehrmaligen Telefonaten wurde uns durch die Gemeinde Bestwig mitgeteilt, dass die Gewerbeschau 2020 nicht stattfinden darf. Jetzt liegt unser Augenmerk auf 2021. Im kommenden Jahr wollen wir geplant weitermachen und die Verkaufs- und Gewerbeschau durchführen. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei allen Ausstellern für ihr Verständnis und ihre Kollegialität bedanken.

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Haben die Aktionen der Händler zwischendurch etwas genützt – vom Außer-Haus-Verkauf bis zum Onlineverkauf?

Ja, die Aktionen haben teilweise zu einem kleinen Erfolg geführt. Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es gibt Mut, Zuversicht und zeigt den Ideenreichtum der Bestwiger Geschäftsleute.

„Kauft vor Ort!“

Würden Sie sich weitere Hilfen vom Staat wünschen?

Selbstverständlich wünschen wir Selbstständigen uns Überbrückungsgelder und staatliche Unterstützung. Die Hilfe für die Soloselbstständigen und größeren Unternehmen waren ein Anfang. Sollte sich die Wirtschaft nicht langsam nach den bisherigen Lockerungen erholen, sind weitere staatliche Maßnahmen erforderlich.

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Haben Sie einen Appell an den Verbraucher?

Mein Aufruf lautet ganz klar: Kauft vor Ort, stärkt den Einzelhandel und zeigt Euch solidarisch.

Wie sah es in den letzten Wochen bei Ihnen persönlich aus?

Selbstverständlich hatte auch ich Einbußen zu verzeichnen. Da wir weiterarbeiten durften und der Reparaturbetrieb stattfinden durfte, ging es schleppend weiter. Der gesamte Verkauf von Ersatzteilen, Neuwagen und Anhängern fehlte. Es war zudem genauso schwierig, Teile für Unfallwagen zu besorgen. Man kann jetzt nur hoffen, dass die Wirtschaft einen Aufschwung erfährt und dass es weitergeht.

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>>>Zur Person<<<

Olaf Badelt ist 60 Jahre alt und lebt in Nuttlar.

Der gelernte Kfz-Mechaniker ist Kfz-Meister und Inhaber des Autohauses Badelt.

Er ist seit 21 Jahren Vorsitzender der Werbegemeinschaft in Bestwig.