Velmede. Genuss in der Corona-Krise: Für seine Eisdiele in Velmede hat sich Inhaber Jörg Hartmann eine einfache wie geniale Lösung einfallen lassen.
Die Corona-Not macht viele Unternehmer erfinderisch. Da bildet der Nuttlarer Jörg Hartmann keine Ausnahme. Für seine Eisdiele an der Velmeder Bundesstraße hat er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
Gerade einmal vier Tage hatte Hartmann sein Eiscafé Schoko-Vanille in der neuen Saison geöffnet, dann wurde er von den Corona-Ereignissen überrollt. Er musste den Schlüssel umdrehen und den Betrieb vorerst einstellen.
Idee über Nacht
Jetzt aber ist der Eisgenuss wieder möglich - dank einer originellen Idee. Und die kam quasi über Nacht. „Wenn ich abends über ein Problem nachdenke und ins Bett gehe, dann habe ich am nächsten Morgen meistens die Lösung dafür parat“, sagt Jörg Hartmann.
Und so wachte er morgens mit dem Plan für einen „Eisdielen-Drive-in Schalter“ auf. Dabei ist seine Idee so einfach wie genial und erfordert keinen großen Aufwand - lediglich einen kleinen Tisch, einen Stuhl, einen Sonnenschirm und eine übergroße Eiskarte.
Und so funktioniert aktuell der Betrieb seiner Eisdiele: Die Kunden fahren mit dem Auto auf den Schützenplatz in Velmede, an dessen Rand sich die Eisdiele befindet. Auf einer übergroßen Eiskarte können die Kunden ihre Auswahl treffen und dann ihre Bestellung aus dem Auto heraus bei einem Mitarbeiter aufgeben, der an einem Tisch auf dem Platz sitzt.
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„Der Außendienstler“ kassiert das Geld und leitet die Bestellungen über das digitale Bestellgerät, das mit dem hausinternen W-Lan-Netz verbunden ist, in den Laden weiter, wo die Mitarbeiter die Wünsche der Kunden zubereiten. Nachdem der Kunde seine Bestellung aufgegeben und bezahlt hat, fährt er mit seinem Fahrzeug weiter zum Abholbereich. Dort bekommt er seine Bestellung durch das offene Fenster der Eisdiele überreicht und muss dafür nicht einmal aus dem Auto aussteigen. Der Abholbereich befindet sich an der Seite des Eiscafés, die normalerweise für Autos gar nicht befahrbar ist.
Weil der Verzehr der kühlen Köstlichkeiten aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Corona-Einschränkungen in unmittelbarer Nähe des Eiscafés nicht gestattet ist, müssen die Kunden mit ihren Autos den Bereich Richtung Bundesstraße wieder verlassen.
Ladenlokal bleibt geschlossen
Derweil bleibt das Ladenlokal für die Kunden geschlossen. Auch, wenn das gar nicht sein müsste. Trotz Corona-Beschränkungen dürfte das Eis bei Einhaltung der Abstands- und Hygiene-Regeln zwar auch ganz normal im Straßenverkauf angeboten werden. Aber Hartmann geht lieber auf Nummer sicher, wenn es darum geht, vor seinem Eiscafé Menschenansammlungen zu vermeiden.
Aktuell bietet er auf seiner reduzierten Karte 15 von ursprünglich 28 Eissorten als Kugeln an. Die Klassiker wie Amarenabecher, Bananensplit oder Spaghetti Eis sind ebenfalls zu haben.
Kunden aus Willingen
Und dafür kommen sogar Kunden von Willingen bis nach Velmede. So wie das Ehepaar Heinrich und Paulin Müller. „Wir kannten den Laden schon als Container und kommen seit fast 20 Jahren hierher zum Eis essen. Wir haben nirgendwo anders besseres Softeis gegessen“, schwärmen die beiden. Und auch die Idee mit dem Drive-In sei genial. Man habe aus der Not eine Tugend gemacht.
Seit vergangenem Samstag bedienen Jörg Hartmann und sein Team die Kunden auf diese Weise - montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 12 bis 19 Uhr.
- Bereits vor zwei Jahren sorgte das Eiscafé Schoko-Vanille für bundesweite Schlagzeilen. Damals hatte Jörg Hartmann gemeinsam mit seiner Tochter Steffi die Eissorte Energy-Jägermeister erfunden, die den beiden einen gewaltigen Ansturm bescherte.
- Hartmann ist gelernter Bankkaufmann. Bereits während seiner Zeit bei der Sparkasse war er an Wochenenden parallel mit seinem Eiswagen auf Großveranstaltungen in Deutschland unterwegs.
- Nach einem Jahr mit seinem Eismobil, entschied er sich, den Sparkassen-Job an den Nagel zu hängen und machte sich 1998 mit dem Eiscafé „Schoko-Vanille“ selbstständig.
- Nach den Anfängen in einem Doppelcontainer an der B 7 neben der Velmeder Schützenhalle baute er 2009 an der Stelle ein richtiges Gebäude. Zusammen mit der Außenterrasse ist dort Platz für knapp 180 Gäste. Seit 1999 hat der Nuttlarer eine weitere Filiale in Gensingen in Rheinland-Pfalz.