Nuttlar. Wegen der Corona-Krise finden am heutigen Weißen Sonntag keine Erstkommunionfeiern statt. Da kommen Erinnerungen hoch.

Diese Entscheidung hat vor allem viele Kinder traurig gemacht: Wegen der Corona-Krise kann ihre Erstkommunion, auf die sie sich so sehr gefreut hatten, nicht am Weißen Sonntag stattfinden. Während die Nachricht bei den betroffenen Jungen und Mädchen Enttäuschung auslöste, hat sie bei Hildegard Herzberg aus Nuttlar Erinnerungen geweckt. Auch sie musste damals mit einer Verschiebung ihrer Erstkommunionfeier leben.

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Damals - das war im Jahr 1945. „In diesem Jahr wehten am Weißen Sonntag statt weißer Kleider und weißer Hemden die weißen Kapitulationsfahnen“, berichtet sie.

Bevölkerung wurde nervös

Es ist der 2. April 1945 - Ostermontag: „Die Nuttlarer Bevölkerung wurde allmählich nervös. Das Leben spielte sich nur noch im Schieferbau-Stollen ab. Das Dörfchen war fast leer, jeder brachte sich im Stollen in Sicherheit“, so steht es in den Aufzeichnungen von Elli Kißler.

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„Viele kranke und alte Leute wurden mit Betten und in Sesseln dort in Sicherheit gebracht. Jeder richtete es so gut wie möglich ein. Im Stollen war es sehr kalt und feucht, aber vom Beschuss war drinnen nichts zu hören“, schreibt sie. Die Mütter liefen, wenn gerade mal Feuerpause war, nach Hause, um schnell etwas zu kochen und das liebe Vieh zu versorgen. Jeden Tag freute man sich auf die warme Suppe, man war zufrieden und half sich gegenseitig so gut es ging“, heißt es in ihren Aufzeichnungen.

Eines Morgens, an dem einige mal wieder vor dem Stollen Ausschau gehalten hatten, habe es dann ein großes Entsetzen gegeben. „Einige Beschüsse hatten unser Dörfchen getroffen – im Kirchturm war ein großes Loch“, schreibt Elli Kißler in ihren Aufzeichnungen. Es sei immer schwieriger geworden nach Hause zu laufen. „Man begnügte sich mit der frischgemolkenen Milch.“ Nach fünftägigem Kampf seien dann die Amerikaner im Dorf eingezogen.

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Es folgte der 8. April. Es sollte der „Weiße Sonntag“ für den Schuljahrgang 1935/36 sein. Der große Tag der Erstkommunion. Dechant Biggemann feierte stattdessen mit den Nuttlarer Dorfbewohnern die heilige Messe im Schieferbau-Stollen. „Er versprach, den großen Tag der ersten heiligen Kommunion auf den 20. Mai 1945 zu verlegen“, erinnert sich Hildegard Herzberg, die damals eines der Kommunionkinder war, an diese Zeit zurück.

„Und so feierten wir an einem schönen sonnigen Pfingsttag mit 39 Kindern unsere erste heilige Kommunion“, berichtet sie. Während 1945 der Zweite Weltkrieg für die Verschiebung der Erstkommunionfeier verantwortlich war, so ist in diesem Jahr das Corona-Virus der Grund dafür, dass die Feier nicht wie geplant stattfinden kann.

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„Beides Ereignisse, die das Leben der Menschen massiv beeinflussen – wobei sich ein Vergleich der Ereignisse sicher verbietet“, betont die Nuttlarerin und ergänzt hoffnungsvoll: „Doch wie 1945 werden bestimmt auch in diesem Jahr die Erstkommunionkinder ihr großes Fest zu einem späteren Zeitpunkt nachholen können“. Wann das sein wird, steht aktuell zwar noch in den Sternen. Aber der große Tag wird kommen - ganz bestimmt.

  • Wegen der Corona-Krise hat der Erzbischof alle Erstkommunionfeiern abgesagt. Sobald es wieder Planungssicherheit gibt, soll im Pastoralverbund Meschede-Bestwig an neuen Terminen überlegt werden.
  • Fest steht bislang nur: Die neuen Termine werden auf jeden Fall nach dem 30. Juni liegen. Von der Absage waren auch alle geplanten Vorbereitungstermine und - aktionen betroffen.