Meschede. Am 4. Mai dürfen auch in Meschede Friseure wieder öffnen - unter strengen Auflagen. Auf die Kunden kommen viele Neuerungen zu..

Voraussichtlich am 4. Mai öffnen die Friseure auch in Meschede wieder. Für viele endet damit eine Zeit voller Existenznöte und Ungewissheit. Doch auch mit der Öffnung wird sich vieles ändern. Kunden müssen sich auf längere Wartezeiten, höhere Preise und sehr strenge Hygieneregeln einstellen.

Um 7 Uhr klingelte bei Stephanie Motsch vom Salon Stephanie Tietz zum ersten Mal das Telefon. Seitdem sich rumgesprochen hat, dass Friseure zum 4. Mai voraussichtlich wieder öffnen dürfen, reißen die Anfragen nicht ab. „Mich sprechen Leute per E-Mail, Brief und auf der Straße an“, berichtet Nicole Mommertz vom Salon „Dein Friseur Nicole M.“ Die Not scheint groß zu sein.

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Umstellung für die Kunden

„Eine echte Not ist das ja nicht“, sagt Stephanie Motsch, doch sie ist wie ihre Kollegin froh und erleichtert, dass es wieder losgeht. Nicole Mommertz arbeitet erst mal die Termine ab, die schnell gehen, einfache Haarschnitte - Färben und Strähnchen hat sie in die zweite Woche geschoben, doch auch die ist schon fast wieder voll. Alle Kunden seien sehr verständnisvoll, sagen die Frauen dankbar. Während des Gesprächs im Salon Tietz stecken immer wieder Männer und Frauen den Kopf durch die Tür und fragen nach Terminen. Stephanie Motsch macht Termine der Reihe nach. „Ich will so nicht mehr rumlaufen“, sagt ein Kunde unzufrieden und überlegt sogar, sich für einen der wenigen frühen Friseurtermine einen halben Tag freizunehmen.

Stefanie Motsch vom Salon Stephanie Tietz kann erste Termine vergeben. Am 4. Mai darf sie wieder öffnen.
Stefanie Motsch vom Salon Stephanie Tietz kann erste Termine vergeben. Am 4. Mai darf sie wieder öffnen. © Ute Tolksdorf

Nur noch mit Termin

Auch die Kunden werden sich umstellen müssen: Es wird nur noch mit Termin gearbeitet, Haare müssen im Salon gewaschen werden, alle Kunden müssen ihren Mundschutz selbst mitbringen und tragen. Muss der Friseur an Stellen arbeiten, wo der Mundschutz stört, müssen die Kunden das Teil festhalten. Eine Umgewöhnung für alle.

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Wer reinkommt, muss sich als erstes die Hände waschen. „Das was früher ging, dass man mal eben reinschaut und guckt, ob man dazwischen passt - das wird es nicht mehr geben“, sagt Nicole Mommertz. Sie bedauert das. „Wir haben viele ganz liebe Kunden, die auch einfach mal auf einen kleinen Schwatz hereingekommen sind.“

Umbauten in den Läden

Um ihnen wenigstens beim Begrüßen und beim Abschied ein Lächeln ohne Mundschutz schenken zu können, installieren die Friseure Spuckschutz an der Kasse. Und Nicole Mommertz hat bei einem Spezialgeschäft Mundschutz für sich und ihre Kollegin Helen Paterson bestellt, der wie ein Foto die natürlichen Gesichtszüge der beiden zeigt. Sie haben nicht nur Respekt vor dem Arbeiten unter dem warmen Mundschutz, sondern finden es auch schade, dass die Mimik komplett verschwindet.

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Reduzierung der Arbeitsplätze

In den Läden haben Mommertz und Motsch bereits Arbeitsplätze reduziert, um die 1,5 Meter-Abstandsregeln einhalten zu können, Rosa Maas vom Salon „Haupt-Sache“ in Freienohl hat dagegen ihre Plätze sogar von drei auf vier ausgeweitet. Das geht, weil sie genug Platz hat. „So können meine Kollegin und ich beispielsweise während der Einwirkzeit einer Farbe noch einen weiteren Kunden bedienen.“ Jedes Mal muss die Friseurin dafür allerdings ihren Mundschutz wechseln und die Hände desinfizieren - wie für jeden neuen Kunden. Die Einmalhandschuhe dürfen erst ausgezogen werden, wenn die Haare gewaschen sind.

Maas hatte als eine der ersten ihren Laden geschlossen, bevor es offiziell angeordnet war, weil sie um die Gesundheit für sich und ihre Kunden fürchtete. Jetzt hat sie mit der Berufsgenossenschaft penibel geklärt, was erlaubt ist und was nicht. „Die Kunden sollen sich sicher fühlen.“

Rosa Maas, Friseurmeisterin.
Rosa Maas, Friseurmeisterin. © Susanne Droste

Offene Fragen

Für die Friseure gibt es noch offene Fragen: Was ist zum Beispiel mit der Oberbekleidung der Friseure. Laut Berufsgenossenschaft muss diese täglich abends im Salon ausgezogen und bei 60 Grad gewaschen werden. „Sowas kann sich nur ein Mann ausgedacht haben“, sagt Rosa Maas. „Ich trage auch mal gerne eine Bluse. Wenn ich die bei 60 Grad wasche, ist sie hin.“ Sie sucht für sich und ihre Kollegin jetzt Berufsbekleidung aus. „Da gibt es auch Pfiffiges und eine Jeans kann ich bei 60 Grad waschen.“

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Rosa Maas hat neben den Risikopatienten, für die sie samstags eigene Termine mit noch mehr Abstand anbieten will, auch noch eine andere Gruppe im Kopf: „Was ist mit den Kindern, die früher beim Haareschneiden auf Mamas Schoß saßen?“ Eigentlich wäre die Mama Begleitperson und müsste draußen warten. Die Friseurin und Mutter hält einen Mundschutz für alle unter Grundschulalter für kaum praktikabel. Da stehen also noch weitere Gespräche mit der Berufsgenossenschaft an.

>>>HINTERGRUND

Strenge Hygieneauflagen und Dokumentationen fürs Gesundheitsamt, die Zeit und Geld kosten, dazu weniger Kunden, die parallel bedient werden können - all das hat auch Auswirkungen auf den Preis.

Obermeister Ulrich Brieden von der Friseur-Innung Brilon-Meschede hofft, dass viele Menschen in den vergangenen Wochen gemerkt haben, wie wichtig der Beruf des Friseurs ist und dass sich diese neue Wertschätzung auch in den Preisen niederschlägt. „Man kann nur gute Löhne zahlen, wenn der Preis entsprechend ist.“

Er sagt aber auch: „Die Stimmung ist gut. Wir stehen alle in den Startlöchern und sind froh, dass wir nach Wochen ohne Einnahmen wieder arbeiten und Geld verdienen können.“ Die Unterstützung der Bundesregierung sei wichtig und gut gewesen, „aber letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“