Meschede. Corona-Test, Stress mit dem Arbeitgeber oder dem Ordnungsamt: Für viele ist die Hotline des HSK-Gesundheitsamtes in Meschede jetzt erste Adresse.

Die ersten Tage waren hektisch, sieben Leute in der Gesundheits-Hotline des Hochsauerlandkreises. Bis zu 700 Anrufe täglich. Bei mittlerweile rund 200 Erkrankten verlagert sich der Stress aber mittlerweile mehr ins Fallmanagement.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Direkt an den Leitungen hat sich die Lage etwas beruhigt. Hubertus Martin ist eigentlich Aids-Koordinator des Hochsauerlandkreises mit Sitz in Meschede. Doch das steht zurzeit hinten an. „Jetzt hat mich tatsächlich mal jemand erreicht, der eine Frage zu Aids hatte“, sagt er, „der hatte Glück, weil ich gerade aufgelegt habe.“

Mitarbeiter des Gesundheitsamtes

Eigentlich ist sein Telefon nämlich zurzeit komplett in die Hotline-Schleife integriert. 20 Kollegen und Kolleginnen beantworten die Fragen der Ratsuchenden. „Das schaltet sich immer sofort an den nächsten freien Platz weiter.“ Dabei sitzen Martin und seine Kollegen aus dem Kreisgesundheitsamt nicht etwa in einem Raum, das wäre zu Corona-Zeiten auch nicht sinnvoll, sondern jeder in seinem eigenen Büro. Die Fragen beantworten Mitarbeiter, die alle einen medizinischen Hintergrund haben, allerdings in der Regel in anderen Bereichen des Gesundheitsamtes arbeiten wie beispielsweise der Aidsberater.

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Erster Ansprechpartner ist der Arzt

Anfangs seien die Anrufer vor allem von ihren Ärzten geschickt worden. Mittlerweile sei die Reihenfolge klar. „Erster Ansprechpartner für eine Untersuchung ist der Arzt. Wir kommen ins Spiel, wenn der Anrufer aus einem Risikogebiet zurückgekommen ist oder Kontakt zu einem positiv getesteten Corona-Patienten hatte.“ Bei den meisten laute die Empfehlung der Hotline, meiden Sie Kontakte zu anderen Menschen, bleiben Sie nach Möglichkeit freiwillig zu Hause und beobachten Sie, ob sich Krankheitssymptome überhaupt zeigen. Sofern die Anrufer aber eindeutige Krankheitssymptome aufweisen, werden sie mit den Mitarbeitern des Fallmanagements im Gesundheitsamt verbunden, die dann eine tiefere Prüfung des Einzelfalls vornehmen - inklusive der Organisation eines Tests.

Unsicherheit über Beschlüsse der Regierung

Gesundheit ist aber nur eins, wenn auch das wichtigste Thema der Hotline. „Hier rufen auch sehr viele Menschen an, die über aktuelle Beschlüsse der Regierung verunsichert sind“, erzählt Hubertus Martin. So zum Beispiel, ob Restaurants noch außer Haus liefern können. Doch da kann die Hotline nicht helfen, „Da sind die Ordnungsämter zuständig.“ Auch kann Martin keine Ferndiagnose am Telefon stellen, ob das Kind am Corona-Virus erkrankt ist. Da muss der Kinderarzt helfen.

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Trost und Information

Letztlich helfen konnte er sogar der verärgerten Dame, die einen Test machen wollte, ohne Symptome zu haben und ohne in einem Risikogebiet gewesen zu sein. Mit Trost und Informationen. Denn einen Test erhielt auch sie nicht.

Die Panik der ersten Tage und der Ärger über die ersten Fälle habe sich gelegt. Auch die unfreundlichen Anrufe, die auch damit zu tun hatten, dass kein Durchkommen war. „Anfangs musste ich oft beschwichtigen, jetzt sind die meisten Anrufer freundlich und bedanken sich für die Informationen.“

Doch die Verunsicherung bleibt, denn täglich ändern sich die rechtlichen Grundlagen. Was gestern noch stimmte, kann morgen schon nicht mehr richtig sein. „Nach dem Kontaktverbot ist vieles nicht mehr möglich, was ich davor noch anders gesehen habe.“ Diese Fragen leitet er dann an die dafür zuständigen kommunalen Ordnungsämter weiter.

Nachfragen zum Testverfahren

Viele Nachfragen kommen zum Testverfahren. „Da gibt es auch Probleme mit den Arbeitgebern“, erfährt Martin. „Einer sagte, er dürfe erst wieder arbeiten, wenn er einen Test gemacht habe und so beweisen könne, dass er nicht infiziert sei. Das ist natürlich Quatsch!“, ärgert sich der Mitarbeiter des Gesundheitsamtes. Eine solche Regel könne der Chef aufstellen, dann müsse er aber auch das weitere Procedere mit seinem Mitarbeiter klären. Jeden - auch ohne einen begründeten Verdachtsfall - zu testen, das sei schlicht nicht möglich. „Das schaffen die Labore gar nicht. Die Laborkapazitäten sollten risikoorientiert ausgenutzt werden. Daher werden aktuell nur Personen mit Symptomen untersucht.“

Lohnfortzahlung bei Quarantäne

Dazu kommt: Nur wer vom Gesundheitsamt offiziell in Quarantäne geschickt wird, kann mit Lohnfortzahlung rechnen. Andernfalls müssten sich eben Arbeitgeber und Arbeitnehmer einigen.

Hubertus Martin merkt täglich, wie wichtig die Hotline ist. „Wo sollen die Menschen denn sonst anrufen? Die meisten haben wichtige Fragen und wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen.“ Da kann er vermitteln. Oder es fehlen die Ansprechpartner gleich ganz. „Wir hatten hier auch schon Anrufer aus anderen Kreisen, weil es so eine Hotline dort gar nicht gibt.“

>>>HINTERGRUND

Die Hotline des Hochsauerlandkreises ist vor allem erste Anlaufstelle für diejenigen, die sich mit Symptomen melden und zudem Kontakt zu einem nachweislich infizierten Patienten hatten oder aus einem Risiko-Gebiet zurückgekehrt sind.

Diese Anrufer werden von dort zum Fallmanagement weitergeleitet. Dort werden dann möglicherweise Test-Termine organisiert und weitere Kontaktpersonen ermittelt.

Die Telefonnummer der Hotline lautet 0291/942202 . Sie ist montags bis donnerstags von 8 bis 15.30 Uhr, freitags von 8 bis 13 Uhr und samstags und sonntags von 9 bis 13 Uhr freigeschaltet.