Arnsberg/Hochsauerlandkreis. „Im Gespräch“: Hubertus Martin berät Männer und Frauen im HSK zum Thema „sexuelle Gesundheit“ – nicht nur in der fünften Jahreszeit.

Die närrische Session ist in vollem Gange, in Arnsberg sorgen mit der KLAKAG, der HüKaGe und Blau-Weiß Neheim gleich drei Karnevalsvereine für Stimmung, in Sundern lässt es die „Flotte Kugel“ krachen. Auf zahlreichen Feten kommt man (und Frau) sich näher… Doch was ist, wenn es mal zu nah wird?

Die Aktion „Niemals ohne“ soll auf den notwendigen Schutz zur Karnevalszeit hinweisen. Mit Hubertus Martin, Aids-Koordinator und -Berater beim Gesundheitsamt des HSK, haben wir über das Thema sexuelle Gesundheit und deren Wichtigkeit – nicht nur während der Karnevalszeit – gesprochen.

Seit wann gibt es die Aktion „Niemals ohne“ – und wie wird Sie im HSK angenommen?

Hubertus Martin: Die Aktion „Niemals ohne“ geht in diesem Jahr bereits in die achte Auflage. Zu Beginn musste bei den Organisatoren von Karnevalsveranstaltungen noch Überzeugungsarbeit geleistet werden, da Unsicherheiten bestanden, ob Kondome und Karneval zusammen passen. Diese konnten dann aber relativ schnell ausgeräumt werden, so dass sich in der Zwischenzeit die Veranstalter von sich aus melden, um teilzunehmen. Wie mir einige Veranstalter zurück melden, kommt die Aktion auch bei der Bevölkerung sehr gut an.

Der Name deutet es an – „niemals“; sind die Menschen auch außerhalb des Karnevals sensibilisiert?

Neben der Aktion zu Karneval finden über das gesamte Jahr verschiedene Aktionen statt, um die Bevölkerung für das Thema HIV / Aids aber auch für andere sexuell übertragbare Krankheiten zu sensibilisieren. Hier sind besonders Aktionen zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember jeden Jahres zu nennen. Insgesamt kann ich sagen, dass die Bevölkerung im HSK schon recht gut informiert ist, wobei es natürlich immer noch besser geht.

Sie sind als „Aids-Koordinator“ für den HSK tätig – ist diese Krankheit in den Köpfen der Menschen?

Aufgrund der heutigen Schnelllebigkeit von Nachrichten stehen die Themen HIV / Aids nicht mehr so häufig im Fokus wie noch vor einigen Jahren. Andere Dinge stehen für die Menschen da klar im Vordergrund. Daher ist es umso wichtiger, HIV / Aids in den Köpfen der Menschen präsent zu halten, sei es durch Aktionen wie „Niemals ohne“ oder durch Präventionsveranstaltungen in Schulen oder auch Berichte in der Presse; besonders vor dem Hintergrund, dass HIV nach wie vor nicht heilbar ist und betroffene Menschen permanent auf spezielle Medikamente angewiesen sind.

„Steckbrief“ Hubertus Martin

Hubertus Martin ist von Beruf Diplom-Sozialarbeiter, M.A. Sozialmanagement; sein Aufgabengebiet im Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises ist Aids-Beratung/-Koordination.

Hubertus Martin ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder, mit seiner Familie lebt er im Nordosten des HSK, in Marsberg.

Wie verbreitet ist die Krankheit Aids im HSK?

Darüber kann ich leider keine genaue Aussage treffen, da Meldungen über HIV-positive Befunde nur in anonymisierter Form und ohne Wohnortangabe an das Robert-Koch-Institut getätigt werden. Ich kann daher nicht nachvollziehen, ob die getesteten Personen im Hochsauerlandkreis leben oder aus einem Nachbarkreis kommen. Zudem werden betroffene Personen auch nur von Ärzten behandelt, die über eine spezielle Qualifikation zur HIV-Behandlung verfügen. Leider gibt es im Hochsauerlandkreis solche Ärzte nicht. Betroffene Personen werden beispielsweise nach Dortmund, Bochum oder auch Münster vermittelt.

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Kondome schützen – nicht nur vor Aids: Trotzdem kann man sich schnell mit einer Geschlechtskrankheit infizieren; wie können Sie dann helfen?

Sollte jemand den Verdacht haben, sich mit einer Geschlechtskrankheit (STI) angesteckt zu haben, kann er/sie sich jederzeit bei der Fachstelle „Sexuelle Gesundheit“ des Gesundheitsamtes Hochsauerlandkreis melden und sich anonym und kostenlos beraten lassen. Jede Beratung erfolgt vertraulich, ergebnisoffen, lebensweltorientiert sowie lebensstilakzeptierend. Sollte ein konkretes Risiko festgestellt werden, können entsprechende Tests ebenfalls anonym und kostenlos durchgeführt werden (Info: Tel. 0291-94 47 11, oder E-Mail an: fsg@hochsauerlandkreis.de ).

Für viele Menschen ist das Thema heikel, haben Sie trotzdem reichlich Beratungs-Anfragen?

Die Beratungsanfragen bewegen sich in den vergangenen Jahren in einem relativ konstanten Rahmen, wobei es natürlich immer mehr sein kann. Personen die um eine Beratung bitten, schätzen die anonyme und ungezwungene Atmosphäre. Mögliche Ängste oder Schamgefühl können zu Beginn einer Beratung recht zügig abgebaut werden, so dass schnell eine offene Gesprächsatmosphäre entsteht.