Eslohe. Die Türen sind geschlossen, an der Scheibe hängen Infos der Landesregierung. Über den Alltag im Esloher Störmanns Hof in Zeiten der Corona-Krise.

Die Türen sind geschlossen, an der Glasscheibe hängen die wichtigsten Informationen der Landesregierung und im Eingangsbereich steht ein Spender mit Desinfektionsmittel. Die Folgen der Corona-Krise sind auch im Esloher Seniorenheim Störmanns Hof deutlich erkennbar. Allerdings mehr von außen als von innen. Denn dort ist man ganz bewusst um einen halbwegs normalen Alltag bemüht - unter Einhaltung sämtlicher Vorschriften, Regeln und Empfehlungen versteht sich.

„Wir müssen es nehmen, wie es kommt“

„Wir sind hier sehr gelassen“, sagt Ludberga Fischer, am Dienstag dieser Woche. Auch in Zeiten der Corona-Krise hat die Pflegedienstleiterin die gute Laune nicht verloren. „Es nützt ja nichts“, sagt sie und lacht ihr ansteckendes Lachen. „Wir müssen es nehmen, wie es kommt“, betont sie und erklärt: „Wer in Panik verfällt, kann nicht mehr logisch denken.“ Aber genau das sei in der aktuellen Lage wichtig. Deswegen seien die Führungskräfte betont besonnen, und geben diese Besonnenheit auch weiter - sowohl an die Mitarbeiter als auch an die 80 Bewohnerinn und Bewohner.

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Die dürfen, wie in vielen anderen Seniorenheimen auch, aktuell nur noch Besuch zwischen 14 und 17 Uhr empfangen - und dann auch nur einen Besucher pro Tag. Jugendliche unter 16 Jahren dürfen derzeit gar nicht ins Haus, weil sie an Corona erkrankt sein könnten, ohne Symptome aufzuzeigen. Weil Besucher maximal eine Stunde bleiben dürfen, werden seit einigen Tagen an der Pforte Namen und Uhrzeiten notiert. „Das funktioniert wirklich gut, auch wenn es bei dem ein oder anderen Besucher wegen der Arbeitszeiten schwierig sei, den Besuch in diesen Zeitraum zu legen. Aber so seien halt die Regeln, sagt Ludberga Fischer und lächelt.

Bewohner in der Sterbephase

Dann wird sie ernst und berichtet von den Ausnahmen: Drei der Bewohner befinden sich in der Sterbephase. „Hier steht das Persönliche über allem anderen“, so die Pflegedienstleiterin. Natürlich müssten sich die Angehörigen auch hier an die Hygienevorschriften halten. „Aber wir können und wollen weder das Halten der Hände noch Umarmungen verbieten“, sagt Fischer entschieden und erklärt auch warum: „Die Erinnerungen an die letzten Tage und Stunden sind enorm wichtig für die Angehörigen.“ Die dürfe man ihnen auch in der heutigen Zeit nicht nehmen.

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Gottesdienste in der hauseigenen Kapelle finden derzeit ebenso wenig statt, wie das Reichen der Heiligen Kommunion auf den Zimmern. Aber auch hierfür gibt es eine Lösung: Auf Wunsch der Bewohner gibt es kleine Wortgottesdienste in den Wohnbereichen. „Gerade solche Gemeinschaften und ein fester Rhythmus sind in diesen Tagen wichtig“, sagt Ludberga Fischer bei allem Verständnis für die geltenden Einschränkungen. Und auch Palmbüsche werden deshalb wie in all den Jahren zuvor wieder gebastelt - nur eben in kleineren Gruppen.

Keine Runden im Kurpark

Verzichten müssen die Bewohnerinnen und Bewohner momentan allerdings auf ihre geliebten Runden im benachbarten Kurpark. Weil die Türen des Heims geschlossen bleiben müssen und die Pforte nicht permanent besetzt ist, bestehe die Gefahr, dass die Bewohner bei ihrer Rückkehr vor verschlossenen Türen stehen, sagt Ludberga Fischer. „Weil wir nicht wissen, wie einige darauf reagieren und um zu verhindern, dass sie möglicherweise orientierungslos durchs Dorf irren, haben wir zum Schutze aller diese Entscheidung getroffen.“

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Und mit „wir“ meint sie unter anderem Einrichtungsleiter Dieter Kaiser, mit dem sie sich jeden Morgen zusammensetzt, um über die aktuelle Lage zu beraten. Denn das sei noch das allerschwierigste in dieser Situation: Die Flut an Meldungen zu bewältigen, zu sortieren, herauszufiltern was für den Betrieb im Störmanns Hof wichtig ist und am Ende zu entscheiden, wie man damit umgeht. Erst am Freitag der vergangenen Woche hatte die Einrichtung Briefe verschickt, deren Inhalt nach einer weiteren Pressekonferenz von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bereits überholt war, als die meisten Angehörigen das Schreiben im Kaste hatten. „Also haben wir am Samstag von jedem unserer 80 Bewohner einen Angehörigen oder Betreuer angerufen und ihn auf den neuesten Stand bringen müssen“, berichtet Fischer. Aber so sei das nunmal eben.

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Von all dem Trubel bekommen die Bewohner nichts mit. „Wir sind quasi der Ruhepol in einer turbulenten Zeit“, sagt Ludberga Fischer und lacht. Und so habe man auch in aller Ruhe entschieden, für die Bewohner, die ihre Runden nun nicht im Kurpark, sondern im großzügigen Innenhof drehen, zusätzliche Ruhebänke aufzustellen.

Angst, nein Angst hätten die Bewohner nicht. Allerdings herrsche bei einigen durchaus eine gewisse Traurigkeit, weil sie momentan weniger Besuch empfangen dürfen als üblich. Gerade auch deshalb, sei es umso wichtiger, den Alltag aufrecht zu erhalten und die gute Laune nicht zu verlieren. „Sonst müssen wir hier ja bald nur noch Depressionen behandeln!“

„Es kommen auch wieder bessere Zeiten“

„Es kommen auch wieder bessere Zeiten“, sagt Ludberga Fischer. Zeiten, in denen die Tür des Störmanns Hofs ab morgens um 5.30 Uhr wieder ganz normal geöffnet sein wird. Zeiten, in denen keine Mitteilung aus wichtigem Anlass an der Scheibe klebt. Und Zeiten, in denen die Bewohner auch wieder in ihren geliebten Kurpark dürfen. „Wir stehen das gemeinsam durch!“