Eslohe. . Gespräche über Trauer, Angst, Freude und Hoffnung kommen im Alltag von Seniorenheimen oft zu kurz. In Eslohe bald nicht mehr.

  • Mit Regina Fuchte bekommt der Störmanns Hof eine seelsorgliche Begleiterin
  • Angehörige haben nicht selten ein schlechtes Gewissen
  • Offizielle Beauftragung durchErzbischof Hans-Josef Becker

Mit Regina Fuchte bekommt das Seniorenzentrum Störmanns Hof ab dem 1. Dezember eine seelsorgliche Begleiterin, die sich an vier Tagen in der Woche voll und ganz Zeit nehmen kann für die Sorgen und Nöte der Bewohner.

„Es war einfach der Zeitpunkt gekommen, etwas zu verändern“, sagt Pflegedienstleiterin Ludberga Fischer. Gute Seelsorge könne man nicht nebenbei erledigen. Dafür brauche es Zeit - und eben die fehle den Geistlichen, den Ehrenamtlichen und auch dem Pflegepersonal zunehmend.

Insel der Glückseligen

Dabei lebe man im Störmanns Hof ja eigentlich noch auf einer Insel der Glückseligen: Katholische Gottesdienste gibt es in der hauseigenen Kapelle noch wöchentlich, evangelische einmal im Monat. Es finden regelmäßig Andachten statt und die 145 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses werden von 40 Menschen unterstützt, die sich ehrenamtlich Zeit für die Bewohner nehmen. Zeit für Gespräche, für Spaziergänge, Zeit für Spiele und Kreuzworträtsel, Zeit fürs Vorlesen. „Das ist Seelsorge pur“, sagen Ludberga Fischer und Regina Fuchte und dafür seien sie sehr dankbar. Auch die ehrenamtliche Begleitung der Sterbenden durch den ambulanten Hospizdienst in Meschede funktioniere sehr gut, ergänzt Ludberga Fischer und klopft Regina Fuchte anerkennend auf die Schulter. Denn dort engagiert sich auch die 55-Jährige.

Für alle 110 Senioren da

Regina Fuchte arbeitet bereits seit 2005 im Störmanns Hof - anfangs als Hauswirtschafterin, seit 2008 als Alltagsbegleiterin für Demenzerkrankte. Damit war sie in jenem Wohnbereich so etwas wie das „Mädchen für alles“. Ab dem 1. Dezember ist sie dann für alle 110 Senioren des Hauses da. Das Schild neben der Tür zu ihrem Raum hängt bereits.

Und eingerichtet ist das Zimmer auch schon: In der Mitte steht ein großer Tisch mit einer cremefarbenen Kerze und vier Stühlen, an der Wand ein schmucker alter Holzschrank mit Büchern und in der Ecke laden drei gemütliche Polstersessel ein - kein Raum für Seelsorge zwischen Tür und Angel, sondern einer mit Wohlfühlatmosphäre. Zeit nehmen wird sich Regina Fuchte dort künftig keineswegs nur für Gespräche mit den Bewohnern, sondern auch für einen Austausch mit deren Angehörigen. Auch unter ihnen gebe es oftmals intensiven Gesprächsbedarf.

„Viele haben ein schlechtes Gewissen, da sie das Gefühl haben, sich nicht genug zu kümmern“, weiß Regina Fuchte. Nicht, weil sie es nicht wollten, sondern weil sie es wegen großer Entfernungen oft schlicht und ergreifend nicht schaffen können, sagt die 55-Jährige, die mit Beginn ihres neuen Jobs auch für die Mitarbeiter des Hauses da sein wird. „Meine Tür steht allen offen“, sagt sie.

Bei sich selbst schauen

Ein dreiviertel Jahr hat Fuchtes Ausbildung zur seelsorglichen Begleiterin gedauert. Bei den Kursen im Bergkloster Bestwig und beim Bonifatiuswerk in Elkeringhausen sei es in erster Linie um seelsorgliche Gesprächsführung gegangen. „Es ging aber auch viel um uns selbst“, sagt die 55-Jährige. Gute Seelsorge bedeute nämlich auch, bei sich zu schauen, habe sie gelernt.

Offizielle Beauftragung durch Erzbischof Hans-Josef Becker Erzbischof

Der Störmanns Hof ist in Trägerschaft der Gemeinde und Kooperationspartner des Caritasverbandes, der die Kosten für die Ausbildung übernommen hat.

In den Caritas-Senioreneinrichtungen in Meschede gibt es bereits seelsorgliche Begleiterinnen. In Eslohe ist Regina Fuchte die erste.

Ihre offizielle Beauftragung durch Erzbischof Hans-Josef Becker bekommt Regina Fuchte am 30. November bei einem Gottesdienst in Paderborn.

Fuchtes Stelle als Alltagsbegleiterin ist nachbesetzt worden.