Meschede. Ihre Kollegen haben keinen grünen Daumen? Macht nichts. Gärtner Simon Donner aus Meschede verrät, welche Pflanze auch in Ihrem Büro wächst.

Der Ficus im Terrakotta-Topf wirft alle Blätter von sich. Die schier unverwüstliche Grünlilie versprüht kaum noch Optimismus. Der Gummibaum im Treppenhaus rollt seine Blätter zum ewigen Feierabend und die Fette Henne reckt ihre bräunlichen Blätter zum Licht, als wolle sie sagen: So rette mich. Oder euch.

Die Wasserlilie gilt eigentlich als unverwüstliche Zimmerpflanze. Nicht dieses Exemplar in einem KLassenzimmer im Sauerland.  
Die Wasserlilie gilt eigentlich als unverwüstliche Zimmerpflanze. Nicht dieses Exemplar in einem KLassenzimmer im Sauerland.   © Privat

So manche Zimmerpflanze in den heimischen Büros fristet ein trauriges Dasein. Diesen Eindruck hat ein Aufruf der Redaktion bestätigt. Sie bat um Fotos von traurigem Grün vom Arbeitsplatz. Es kamen einige Bilder zusammen. Eine Krankenschwester aus Meschede schickte beispielsweise das Bild eines Geweihfarns und schrieb dazu: „Um unsere Patienten kümmern wir uns besser.“

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Woran liegt es, dass es Büropflanzen oft so schwer haben? Simon Donner, gelernter Gärtner und Leiter des Garten- und Dekoabteilung im Raiffeisen-Markt in Meschede, bringt es auf eine kurze Formel: Zu viel oder zu wenig Pflege. Also beispielsweise zu viel Wasser oder gar kein Wasser. Entweder fühlen sich alle Kollegen gleichzeitig zuständig oder niemand. Beides schadet den Pflanzen. Wenn jeder die Pflanze im Büro gießt, sei das nicht hilfreich, so Donner.

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Viele Zimmerpflanzen reagieren empfindlich auf Staunässe an den Wurzeln. „Da helfen nur Absprachen“, sagt Donner. Kommunikation ist also das Stichwort – auch bei Zimmerpflanzen.

Sukkulenten sind derzeit sehr beliebt.
Sukkulenten sind derzeit sehr beliebt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Dass der Anblick grüner Pflanzen Stress reduziert, ist bekannt. Dass er sogar die Produktivität steigert, haben Forscher jüngst eindrucksvoll dokumentiert (siehe Textende). Topfpflanzen am Arbeitsplatz sind also durchaus sinnvoll. Das findet auch Simon Donner. Er empfiehlt Sukkulenten für Einsteiger. „Die Pflanzen mit den fleischigen Blättern sind sehr genügsam und verzeihen so einiges. Sie benötigen höchstens alle drei Wochen Wasser und halten auch Heizungsluft und Temperaturschwankungen aus“, erklärt der Gärtner. Da diese Pflanzen gerade auch im Trend sind, ist die Auswahl in den Gartencentern und Blumenläden derzeit sogar recht groß. Ab und an freuen sich aber auch Sukkulenten über etwas Gründünger, der bei der Versorgung mit Stickstoff hilft, so Donner.

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Drachen im Büro

Wer größere Pflanzen mag, ist mit Drachenbäumen gut beraten. Die palmenartigen Gewächse der Gattung Dracaena gibt es in verschiedenen Züchtungen. „Ihnen reicht es, wenn sie ein Mal wöchentlich gegossen werden“, erklärt Simon Donner.

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Aber wie päppelt man angeschlagene Pflanzen auf? „Zunächst sollte man prüfen, ob die Pflanze von Schädlingen oder Pilzen befallen ist. Wenn ja, sollte man diese entsprechende behandeln.“ Sollte das nicht die Ursache sein, helfe oft schon ein wenig Dünger. Und wenn man unsicher ist, ob in der Pflanze noch leben steckt, sollte man ein wenig am Stamm kratzen. Kommt nichts Grünes zum Vorschein, hat es der Kollege nicht geschafft.

Cardiff University: Studie zu Büros mit Grünpflanzen

  • Grüne Pflanzen im Büro steigern die Produktivität. Das haben Forscher im „Journal of Experimental Psychology“ veröffentlicht.
  • Die Wissenschaftler an der Cardiff University dokumentierten den grünen Effekt unter realen Arbeitsbedingungen. Die Forscher führten ihre Untersuchungen in zwei großen Bürogebäuden in Großbritannien und den Niederlanden durch.
  • Über einen Zeitraum von mehreren Monaten wurden den Büros Pflanzen hinzugefügt und wieder entfernt. In der grünen Version waren von jedem Sitzplatz mindestens zwei Pflanzen sichtbar. Parallel dazu befragten die Forscher die Angestellten zur Arbeitsatmosphäre. Zudem analysierten sie die Produktivität des Personals.
  • Ergebnis: Die Beschäftigten in grünen Büros berichteten von gesteigerter Zufriedenheit am Arbeitsplatz, besserer Luftqualität und besserer Konzentrationsfähigkeit. Dies spiegelte sich auch in der Arbeitsleistung wider: Im Vergleich zu den Phasen ohne Pflanzen lag die Produktivität um durchschnittlich 15 Prozent höher.