Bestwig. Sie hat im richtigen Moment die Chance ergriffen: Derya Eroglu ist im Möbelmarkt Bestwig gleichzeitig Chefin und jüngste Mitarbeiterin.

Als Geschäftsführerin des Möbelmarktes Bestwig ist der Tag für die 32-jährige Derya Eroglu oft turbulent. Wir haben sie für kurze Zeit aus dem Alltag entführt und sind mit ihr in aller Ruhe im Bergkloster Bestwig in Klausur gegangen.

Frau Eroglu, Sie sind erst 32 Jahre alt. Wie wird man in so jungen Jahren Geschäftsführerin eines großen Möbelhauses?

Derya Eroglu: Ich arbeite inzwischen schon seit 13 Jahren im Möbelmarkt Bestwig. Begonnen hat die ganze Geschichte nach meinem Fachabi, als ich dort mein Jahrespraktikum absolviert und danach die Ausbildung zur Bürokauffrau begonnen habe. Als die beendet war, habe ich mir gesagt, dass es das nicht gewesen sein kann. Weil mir die Ausbildung nicht gereicht hat, habe ich an der FH in Meschede eine Wirtschaftsstudium begonnen und schließlich meine Bachelorarbeit geschrieben. Während des Studiums habe ich in Teilzeit weiter im MMB auf dem Büro gearbeitet. Die Verbindung ist also in all den Jahren nie abgebrochen. Und dann ergab es sich während des Studiums, dass ich wegen personeller Engpässe die komplette Buchhaltung im MMB übernehmen sollte. Damit hatte ich dann quasi einen Vollzeit-Job neben dem Studium. Deswegen hatte ich eigentlich nie so ein richtiges Studentenleben (lacht).

Das klingt alles ziemlich stressig?

Ja, das war schon eine stressige Zeit, die mit viel Fahrerei und Koordination verbunden und sicher manchmal nicht ganz einfach war. Aber ich denke, dass sich dieser Einsatz bezahlt gemacht hat. Sonst wäre alles vielleicht ganz anders gekommen und ich wäre mit 32 Jahren nicht dort, wo ich jetzt bin. Der Sprung ins kalte Wasser ist nicht immer das Schlechteste – zumal ich viel Unterstützung vom damaligen Geschäftsführer Josef Klauke bekommen habe und auch heute immer noch bekomme. Er hat damals zwar immer wieder angedeutet, dass ich mal seine Nachfolge antreten könnte, aber das habe ich irgendwie nie richtig ernst genommen. Ja, und im Sommer 2016 wurde es dann tatsächlich ernst (lacht). Natürlich macht man sich dann erstmal Gedanken. Aber mir war relativ schnell klar, dass ich so eine Chance nicht jeden Tag bekomme. Deswegen habe ich sie genutzt.

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Haben Sie die Entscheidung zwischendurch mal bereut?

Nein, ganz im Gegenteil. Der Job ist zwar manchmal stressig und manchmal auch nicht einfach. Aber was ist im Leben schon einfach (lacht). Ich habe ein wirklich tolles Team und eine Familie hinter mir, die mich alle unterstützen. Das MMB-Team ist nach all den Jahren inzwischen wirklich so etwas wie meine zweite Familie geworden. Natürlich gibt es hin und wieder mal Probleme und es wird nicht immer nur gelacht – aber das ist in einer echten Familie ja auch nicht anders. Ich glaube, ich kann behaupten, dass für den Großteil der Mitarbeiter die Arbeit im MMB mehr ist als nur ein Job. Und das geht mir nicht anders. Wir sind eine MMB-Familie. Der Zusammenhalt und das Engagement sind wirklich enorm. Das genieße ich sehr und deswegen macht mir der Job, bei all seinem Stress, auch sehr viel Spaß.

Haben Sie ein Mittel gegen Stress?

Ich mache drei- bis viermal in der Woche Gruppenfitness. Dabei powere ich mich so richtig aus und denke nicht für eine Sekunde an die Arbeit. Das kommt im Alltag leider nicht so häufig vor (lacht). Irgendwie ist der Job immer Thema. Manchmal schicke ich mir nachts vom Handy aus selbst Mails ins Büro, damit ich Sachen nicht vergesse (lacht).

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Was unterscheidet den Möbelmarkt Bestwig von anderen Möbelhäusern?

Ich behaupte, die Qualität. Und damit meine ich nicht nur die Qualität der Möbel, sondern auch die der Mitarbeiter. Ich höre immer wieder von Kunden, dass sie viel Vertrauen in unser Unternehmen haben und sich bei uns sehr wohl fühlen. Wir haben 71 Prozent Stammkunden, die immer wiederkommen und auch immer wieder vom gleichen Einrichtungsberater beraten werden wollen. Ich kann nicht beurteilen, wie das in anderen Möbelhäusern ist, aber es ist das, was uns auszeichnet, was ich immer wieder mitbekomme und was mich natürlich sehr freut. Ebenso, wenn sich Kunden manchmal sogar schriftlich für die gute Arbeit unserer Monteure bedanken. So etwas motiviert schon sehr. Das ist ja nicht selbstverständlich. In der Auslieferung und Montage arbeiten bei uns gelernte Tischler, die ihr Handwerk verstehen.

Was sagen Sie zu den Rabattschlachten vieler Möbelhäuser?

Ich denke, damit wird viel Vertrauen der Kunden verspielt. Hier darf man sicherlich nicht alle Möbelhäuser über einen Kamm scheren. Aber als Kunde sollte man schon sehr genau hinschauen. Oft werden die Preise vorher einfach hochgesetzt, damit man hinterher die hohen Rabatte geben kann. Das hat es bei uns schon unter Josef Klauke nicht gegeben und das wird es auch in Zukunft nicht geben. Dafür ist mir das Vertrauen der Kunden in uns viel zu wichtig.

Ganz ehrlich, wie sehr hassen Sie Ikea?

Ach, eigentlich gar nicht. Ich finde, Ikea kann man mit uns nicht so richtig vergleichen, deswegen sehe ich das auch gar nicht als große Konkurrenz. Zur Qualität der Möbel und zu den Preises kann ich nichts sagen, weil ich daheim tatsächlich nichts von Ikea habe – außer Deko, das können die wirklich gut (lacht). Ich denke, dass Ikea einfach eine ganz andere Zielgruppe anspricht als wir. Unsere Hauptzielgruppe ist ab 40 aufwärts. Zuletzt ist aber auch der Anteil junger Menschen gestiegen, die zu uns kommen, weil sie neu gebaut haben. Sie kommen in der Regel wegen der Küche. Dabei bleibt es dann aber oft nicht, dann kommt zum Beispiel noch das Wohnzimmer oder das Schlafzimmer dazu, wenn sie schon einmal bei uns sind. Ich kann immer wieder nur junge Menschen motivieren, mal bei uns reinzuschauen. Der MMB ist jünger als man denkt – und mit mir natürlich erst Recht (lacht).

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Stichwort Küche: Wird darauf heute überhaupt noch Wert gelegt? Es wird doch immer weniger gekocht.

Auf jeden Fall. Die Menschen investieren immer noch sehr viel und meistens sogar als erstes in ihre Küche, wenn sie bauen. Da wundert man sich manchmal. Wir machen unseren Hauptumsatz im Küchenbereich. Es gibt gar nicht wenige, die Ihre Küche bereits planen lassen, sobald sie die fertigen Bauzeichnungen haben und danach erst anfangen, ihr Haus zu bauen. Natürlich wird die Küche dann nicht sofort bestellt, damit nachträglich auch noch Änderungen möglich sind, wenn sie erforderlich werden.

Haben Sie Wünsche an die Gemeinde Bestwig?

Was mir da ganz spontan einfallen würde, wäre die Terminierung des Gastgartens. Zuletzt gab es an den Gastgarten-Wochenenden rundherum viele Konkurrenz-Veranstaltungen. Das haben wir - und andere Einzelhändler sicherlich auch - im Laden schon gemerkt. Es war natürlich schon was los, aber eben weniger. Und das ist schade, weil die verkaufsoffenen Sonntage immer mit viel Vorbereitung und Aufwand verbunden sind. Ich würde mir hier mehr Flexibilität wünschen, weil es ja ohnehin nur noch einen einzigen verkaufsoffenen Sonntag gibt. Wer sagt denn, dass der Gastgarten immer am ersten September-Wochenende stattfinden muss.

Machen Sie sich Sorgen wegen der Eröffnung der A46?

Nein, ich sehe das aus unserer Sicht eher positiv, weil der Stau auf der Bundesstraße nun endlich Geschichte ist. Als Möbelhaus leben wir eher weniger von den Spontankäufern. Die Kunden kommen ja gezielt zu uns und werden sich freuen, dass sie nun zum Beispiel auch an einem Freitagnachmittag gut durchkommen.

  • Mit 32 Jahren ist Geschäftsführerin Derya Eroglu die jüngste Mitarbeiterin des Möbelmarktes Bestwig.
  • Die Geschäftsführung hat sie im Sommer 2016 übernommen.
  • Im Unternehmen ist sie bereits seit 13 Jahren. Begonnen hat sie mit einem Langzeitpraktikum nach ihrem Fachabi.
  • Bereits neben ihrem Wirtschaftsstudium hat sie Vollzeit in dem Möbelhaus gearbeitet.