Meschede. . Seit anderthalb Jahren findet sich in Meschede kein neuer Ortsheimatpfleger. Auf dem Posten muss man auch schon mal unbequem sein.

Seit anderthalb Jahren ist in Meschede die Stelle des Ortsheimatpflegers unbesetzt. Nach dem Ausscheiden von Ottilie Knepper-Babilon findet sich niemand für dieses Ehrenamt. In den Dörfern ist das anders, sagt Jörg Fröhling, Pressesprecher der Stadt. Dort sind laut Homepage der Stadt nur die Stellen in Heinrichsthal/Wehrstapel und Remblinghausen vakant.

Hans-Jürgen Friedrichs
Hans-Jürgen Friedrichs

Geschichte gibt dem Menschen Wurzeln - wird sie nicht bewahrt und gepflegt, ist manches irgendwann unwiederbringlich verloren. Kreisheimatpfleger Hans-Jürgen Friedrichs bedauert die Situation in Meschede, ist aber optimistisch, dass sich noch jemand findet, der als Anwalt für die Mescheder Geschichte fungiert. Der pensionierte Lehrer vom Gymnasium der Benediktiner ist Kreisheimatpfleger. Er unterstützt die Arbeit der 103 Ortsheimatpfleger im Hochsauerlandkreis. Er weiß: „Manchmal, da müssen sie auch den Finger in die Wunde legen, wenn es zum Beispiel um den Erhalt von Baudenkmälern geht.“

Im September 2016 war Dr. Ottilie Knepper-Babilon als Ortsheimatpflegerin zurückgetreten. Offiziell aus persönlichen Gründen. Davor hatte sie den Finger in die Wunden gelegt und ihren Ärger über den Zustand der Denkmäler Bierhaus Koch in der Steinstraße, Haus Ruer in der Gutenbergstraße sowie Haus Kleffner am Stiftsplatz zum Ausdruck gebracht.

Den Verfall der alten Bausubstanz zu erleben, das sei „eine Zumutung“, sagte sie damals. Auch die Verlegung des Archivs nach Grevenstein ärgerte sie. Das sei ein Ort, der für die Allgemeinheit nur schlecht zu erreichen sei. Außerdem beklagte sie, dass Ortsheimatpfleger - gegen die Empfehlung des Westfälischen Heimatbundes - in Meschede nicht in die Arbeit des Rates einbezogen würden.

Diese Kritik habe die Ortsheimatpflegerin bei ihrem Ausscheiden gegenüber der Stadt nicht genannt, sagt Jörg Fröhling. Und er betont: „Rat und Verwaltung sind stets um konstruktive Zusammenarbeit und Unterstützung für das Ehrenamt bemüht.“ Trotzdem: Während es auf den Dörfern sehr aktive Heimatvereine und Ortsheimatpfleger gibt, hat die Stadt bis heute keinen Nachfolger für die Historikerin gefunden.

Über Jahrzehnte gewachsen

Man könne beides nicht vergleichen, unterstreicht Jörg Fröhling: „Die Heimatvereine sind innerhalb der Dorfgemeinschaft oft über Jahrzehnte gewachsen, die Mitglieder fühlen sich stark mit ihrem Ort verbunden.“ Ihnen gelinge es auf diese Weise leichter, Nachwuchs für sich zu gewinnen.

Schon kurz nach dem Ausscheiden von Dr. Knepper-Babilon habe die Stadt bei einer anderen Person angefragt, berichtet er, die damals aus Zeitgründen um eine Phase der Bedenkzeit gebeten habe. Mitte Oktober 2017 habe diese Person dann endgültig abgesagt. Seitdem suche die Stadt Meschede wieder verstärkt nach einem Nachfolger. „Interessierte können sich auch direkt an die Stadtverwaltung wenden“, wirbt Fröhling.

Dabei gebe es keine klaren Vorgaben für das Ehrenamt seitens der Stadt. „Ortsheimatpfleger bzw. -pflegerinnen sind in ihrer Arbeit vollständig frei und können ihre Themen und Schwerpunkte selbst setzen.“ Sie befassen sich mit Natur und Landschaft, Ortsgeschichte, Bodendenkmalpflege, Baudenkmalpflege, Volkskunde, Schrifttum, Niederdeutsche Sprachpflege sowie Jugendarbeit.

>>>HINTERGRUND

Laut Paragraph 1 des Denkmalschutzgesetzes muss man unter Denkmal gestellte Gebäude schützen, pflegen, sinnvoll nutzen und wissenschaftlich erforschen.

In den Fällen von Bierhaus Koch, Haus Kleffner und Haus Ruer hat der Stadtrat die Besitzer um die Klärung bestimmter Sachverhalte gebeten. Aktuell läuft dieser Prozess laut Jörg Fröhling noch. „Ergebnisse stehen derzeit nicht fest.“

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