Meschede. Sie sollen still und fleißig ihre Arbeit tun. Melden sich Historiker mal lauter zu Wort, mahnen, erinnern an Vergangenes oder fordern gar, Historisches zu erhalten, ecken sie an.

. Meist ist dann das Geld der Streitpunkt. Das hat auch Ortsheimatpflegerin Ottilie Knepper-Babilon erfahren, als sie sich in die Diskussion um die Denkmäler Bierhaus Koch, Haus Ruer, Haus Kleffner und die Verlegung des Archivs einschaltete. Sie sagt: „Den Verfall der alten Bausubstanz zu erleben, das ist eine Zumutung.“

Wofür braucht der Mensch Geschichte?

Ottilie Knepper-Babilon: Um zu wissen, wo man herkommt und vielleicht auch, um Lehren für die Zukunft zu ziehen, brauchen wir Geschichte. Jeder trägt doch Geschichte mit sich herum. Und natürlich auch, um ein Heimatgefühl zu entwickeln. Denken Sie an andere Städte: Die Atmosphäre einer Stadt lebt von alten Bauten wie den genannten Denkmälern.

Haben Stadtverwaltung oder Bürgermeister vor der Ausarbeitung der Vorlage zu den genannten Häusern oder zur Verlagerung des Archivs mal Kontakt zu Ihnen aufgenommen?

Nein. Ortheimatpfleger werden in Meschede generell nicht in die Arbeit des Rates einbezogen. Dabei gibt es vom Westfälischen Heimatbund die eindeutige Empfehlung, uns als sachkundige Bürger grundsätzlich in den Kulturausschuss einzuladen und uns in den Fachausschüssen zu hören, in denen Fragen der Heimatpflege behandelt werden.

Welche Bedeutung hat alte Bausubstanz in Meschede?

Wir haben ja kaum alte Bauten. Es gibt die Walburga-Kirche als geistlichen Ursprung und die alten Ackerbürger-Häuser auf den Dörfern. Schloss Laer ist genau wie die Klausenkapelle in Privatbesitz. Ein öffentlich zugänglicher Ort der Ruhe ist der jüdische Friedhof am Henneboulevard. Die Hünenburg ist für mich ein Negativbeispiel, weil man nichts mehr erkennt. Das alte Amtsgericht mit Pfarrhaus und Christuskirche - das könnte eine schöne Ecke werden. Aber nehmen Sie die Christuskirche. Das ist immerhin die Taufkirche von August Macke. Was würde eine andere Kommune daraus machen?!

Welche Vorgehensweise würden Sie für die genannten Denkmäler vorschlagen?

Erstmal muss der Bestand gesichert werden. Sehen Sie sich das klassizistische Haus in der Gutenbergstraße an. Eingeschlagene Scheiben werden mit Pappe verkleidet. Das ist für mich eine offensichtliche Vernachlässigung. Laut Paragraph 1 des Denkmalschutzgesetzes reicht es nicht, alte Gebäude zu sichern. Man muss sie schützen, pflegen, sinnvoll nutzen und wissenschaftlich erforschen. Das ist ein Gesetz und wenn andere Gesetze nicht befolgt werden, gibt es schließlich auch Sanktionen. Gerade dieses Haus wurde bewusst als Denkmal gekauft. Hat man ein Haus, das nachträglich unter Denkmalschutz gestellt wird, kann man es an die Stadt verkaufen, die es dann erhalten muss. Wir müssen uns darüber klar sein, dass die alte Bausubstanz unwiederbringlich weg ist, sollten die Häuser abgerissen werden. Da kann man keinen Betondeckel - wie bei der Henne - einfach wieder aufmachen.