Meschede. . Im August-Macke-Haus in der Schützenstraße soll der Mescheder Maler geboren worden sein. Das ist kaum möglich, zeigen die Recherchen.
- In der Schützenstraße weist eine Tafel auf das Geburtshaus von August Macke
- Recherchen zeigen allerdings - das ist kaum möglich
- Das Haus wurde erst weit nach der Geburt des Malers 1887 gebaut
Seit Jahrzehnten lebt Meschede mit einer falschen Erinnerung. Am Haus in der Schützenstraße 16 hängt die Tafel: „Der Maler August Macke wurde am 3.1.1887 in diesem Haus geboren“. Recherchen ergaben: Das stimmt nicht. Trotzdem ist das Haus für die Geschichte der Stadt bedeutsam als Haus der Unternehmerfamilie Honsel. Eine Spurensuche:
Renovierung und Neuvermietung
Anlass für die Recherchen waren die aktuellen Renovierungen und Neuvermietung des so genannten „Macke-Hauses“. Stefan Schleich, geschäftsführender Gesellschafter der WGB Mainzer Wohnungs- & Gewerbe-Bau GmbH aus Brilon, Eigentümerin des Hauses, führt durch die Räume.
Ein gekachelter Kamin im ehemaligen Esszimmer, ein offener Kamin im Wohnzimmer, dicke Mauern und große, herrschaftliche Eingangstüren vor zwei der drei Etagen. Dazu der kleine Pavillon an der Ecke des Grundstücks, - es gibt wenig, was offenbar bis auf die Entstehungsgeschichte des Hauses zurückreicht. „Wann sagen Sie, ist August Macke geboren? 1887? Ich glaube nicht, dass das Haus so alt ist“, vermutet Schleich.
Kauf aus der Konkursmasse von Honsel
Seine Firma hatte das Haus mit vielen weiteren Immobilien aus der Honsel-Konkursmasse gekauft. „Der neue Besitzer hat sich nur fürs Kerngeschäft interessiert, wir haben die Immobilien im Paket erstanden.“ Schon vorher verwaltete seine Firma das Haus in der Schützenstraße 16 für die Familie Honsel.
Die solide Bausubstanz, 360 Quadratmeter Wohnfläche mit einem massiven Keller und dem damals noch großen Park, auf dem heute das Seniorenheim Haus Velay steht: „Wir wussten, was wir kaufen“, sagt Schleich. Einen Bauplan des Hauses gebe es nicht.
Das bestätigt auch Achim Kosse vom Bauamt der Stadt Meschede. „Bei den Luftangriffen 1945 sind alle Bauakten der Stadt vernichtet worden.“ Er findet im Archiv nur den Antrag auf Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen 1945 und die Fertigstellung im Jahr 1950.
Recherchen der Ortsheimatpflegerin
Tiefer in die Quellen eingestiegen ist die Historikerin und ehemalige Ortsheimatpflegerin Ottilie Knepper-Babilon für den Band Mescheder Geschichte II. Sie schreibt darin schon im Jahr 2013 von „Zweifeln und Gewissheiten“ rund um das Macke-Haus. 1916 hatten die Gebrüder Honsel Teile der alten Ruhrmühle erstanden.
„Ob das Haus mit der Nummer 198 (ab 1926 Nummer 16), der Wohnadresse der schon seit Jahren aus Meschede weggezogenen Familie Macke noch stand, ist eine von mehreren Fragen“, schreibt Knepper-Babilon. Sie findet in den Archiven die alte Feuerversicherungspolice aus dem Jahr 1918, in der Fritz Honsel „ein fast ganz neues Haus“ versichert. Auch das hätte er wohl kaum geschrieben, wenn das Haus schon zur Geburt August Mackes 1887 gestanden hätte - dann also schon 30 Jahre alt gewesen wäre.
Eine weitere Quelle lässt stutzig werden: In den 50er-Jahren kommt die Witwe von August Macke, der bereits 1914 in den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs gefallen war, nach Meschede. In ihren Erinnerungen wundert sich Elisabeth Erdmann-Macke über das angebliche Geburtshaus ihres Mannes.
Erinnerungen von Elisabeth Erdmann-Macke
In ihren Erinnerungen schreibt sie: „Nach den Beschreibungen meiner Schwiegermutter hatte ich mir immer eine Art Bauernhaus vorgestellt. Wie verwundert war ich, als wir vor einem großen geschmackvollen, im Landhausstil erbauten Haus standen, das in einem parkähnlichen Garten mit schönen alten Bäumen und einem anmutigen steinernen Tempelchen lag.“
Plan beim Hochsauerlandkreis
Und schließlich fand Ottilie Knepper-Babilon dann doch noch einen Bauplan des Hauses beim Hochsauerlandkreis Fachdienst Liegenschaftskataster und Vermessung in Arnsberg. Da sieht man deutlich: Das 1917 neu errichtete Gebäude war offenbar über einem alten „entfernten Gebäudebestand“ errichtet worden.
Die Historikerin betont: „Unstrittig aber ist - in Meschede, Schützenstraße Nr. 198 ist August Macke geboren. Die an dem Haus angebrachte Tafel, soweit ich mich erinnere, gelesen zu haben, wurde sie in den 1970er-Jahren angebracht, ist natürlich nicht korrekt. Es hätte besser statt ,Der Maler August Macke wurde am 3.1.1887 in diesem Haus geboren’ - „Der Maler August Macke wurde am 3.1.1887 hier geboren’“, geheißen. Denn das Geburtshaus steht offenbar nicht mehr.
>>>HINTERGRUND
Das Haus Schützenstraße 16 wird zurzeit renoviert und dann wieder neu vermietet. Jede der drei Wohnungen hat rund 120 Quadratmeter.
Im Haus selbst gibt es nicht vieles, was auf den Erstbezug im Jahr 1917 verweist. Im Zweiten Weltkrieg wurde es stark beschädigt und dann 1950 wieder aufgebaut.
Lange Zeit hat die Familie Honsel selbst dort gewohnt. Das Haus ist immer wieder an die modernen Erfordernisse angepasst worden. Als heute skurril anmutendendes Detail gibt es allerdings im Flur eine abhörsichere Telefonzelle.
August-Macke-Haus
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