Meschede/Freienohl. Wie weit darf man in einer Büttenrede gehen? Ein Pater hat in Meschede den Stalking-Fall von Freienohl aufgegriffen. Das Opfer reagiert verletzt.

Pater Reinald von der Abtei Königsmünster ist als wortgewaltiger Mönch bekannt. An Karneval steht der gebürtige Rheinländer regelmäßig in der Bütt. Einer seiner Auftritte sorgt jetzt aber für einen sehr ernsten Widerhall. Gefordert wird von ihm eine öffentliche Entschuldigung.

Der Saal johlt

Pfarrer Michael Hammerschmidt bei einem der Prozesse gegen die Stalkering.
Pfarrer Michael Hammerschmidt bei einem der Prozesse gegen die Stalkering. © Ted Jones/WP

Prunksitzung bei der Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Meschede-Nord am Samstagabend: Das Vereinshaus ist voll, die Stimmung super. Auch auf dem Programm: Pater Reinald. Der Mönch steht vorn und schwingt seine Rede, der Saal johlt. Und dann nimmt er vor hunderten Narren seinen Kollegen ins Visier: Michael Hammerschmidt aus Freienohl.

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Das Thema, das er aufs Korn nimmt, ist ausgerechnet das Stalking gegen den Amtsbruder und Seelsorger. Seit beinahe 20 Jahren stellt eine liebestolle Frau dem Pfarrer aus Freienohl nach - was Hammerschmidts Gesundheit zunehmend beeinträchtigt. Nur selten konnte er sich mithilfe der Justiz gegen die Frau wehren, meistens galt sie als schuldunfähig und nicht krank genug, um dauerhaft in eine Psychiatrie eingewiesen zu werden. Erstmals im November 2019 war die 76-Jährige vom Amtsgericht Meschede wegen Nachstellung zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden, weil ein Gutachter zu der Überzeugung kam, dass sie ihre Taten steuern kann.

Video verbreitet sich

Dazu der Auftritt im Karneval: Reinald reißt Witze über den Fall: Wie Hammerschmidt wohl den ganzen Tag ohne die Frau herumbekommen würde. Und wie langweilig es wohl für ihn mal im Ruhestand werden könne: „Wer weiß, ob die Alte dann noch kann!“ Tata, Tätä. Ein Video von dem Auftritt wird inzwischen über Smartphones rasant verbreitet. Auch bei den Jecken der Schützenbruderschaft Olpe bei Freienohl hat Reinald das Stalking in der Bütt thematisiert.

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Was sagt Hammerschmidt dazu? Erschüttert sei er, dass jemand seine Leidensgeschichte in die Lächerlichkeit ziehe und versuche ihn vor einer breiten Öffentlichkeit bloß zu stellen, erklärte er. „Ich erwarte eine öffentliche Entschuldigung von Pater Reinald“, sagte Hammerschmidt. Er behalte sich ansonsten rechtliche Schritte vor.

Beim Abt platziert

Im Kloster Königsmünster sind der karnevalistische Auftritt und die Empörung darüber inzwischen bei Abt Aloysius Althaus platziert. Auf Nachfrage war zunächst noch keine Stellungnahme zu erhalten, auch Pater Reinald war nicht zu erreichen.