Meschede. Seit tausend Jahren wird Landwirtschaft im Bereich von Henne und Ruhr betrieben. Bis heute hat Landwirtschaft Tradition in Meschede.
Die dauerhafte Besiedlung des Ruhr- und Hennebereichs in kleinen Hofgemeinschaften wird im 11. Jahrhundert angesetzt. Aus dieser Zeit finden wir erste Spuren gerodeter Laubwälder und trocken gelegter Sümpfe, was auf eine landwirtschaftliche Nutzung weist. Das raue Klima des Sauerlandes, die mindere Bodenqualität und die unkalkulierbaren Naturgewalten Hitze, Kälte, Trockenheit und Überschwemmung bestimmten den eher mageren Ertrag. Hungersnöte wurden als gottgegeben akzeptiert. Landwirtschaft ist eine wichtige Mescheder Tradition.
Im Mittelalter wurde vor allem Brotgetreide für die Nahrungsmittelversorgung angebaut. Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts finden wir eine Erweiterung der Viehhaltung über den Eigengebrauch hinaus.
Auch interessant
Das langborstige Landschwein
Vorrangig wurde die Schweinehaltung in den reichlich vorhandenen Laubwäldern betrieben: Das dem Wildschwein doch sehr ähnliche hochbeinige und langborstige Landschwein mit seinen Schlappohren nutzte die große Eichel- und Eckernausbeute, ohne dem Bauern allzu viel Arbeit zu bereiten. Daneben trugen die genügsamen Schafe zur Fleischvielfalt und natürlich zur Wollproduktion bei. Das Bauernleben war hart, risikoreich und beschwerlich. Oft sicherte es kaum das Überleben.
Auch heute noch ist der Hochsauerlandkreis mit einer Gesamtfläche von 218,50 Quadratkilometern, davon 51,1 Prozent Waldfläche und 28,8 Prozent Landwirtschaftsfläche der Land- und Forstwirtschaft stark verbunden. Die Bedingungen haben sich natürlich geändert. Bis ins 19. Jahrhundert lebten und arbeiteten ca. 80 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung auf dem Land von der Landwirtschaft. Mit der Industrialisierung verschob sich der Anteil der landwirtschaftlich arbeitenden Menschen zugunsten der nun gefragten Fabrikarbeiter. In der Landwirtschaft hielten Maschinen und Technik Einzug.
Alternativen zur Landwirtschaft
Mit der einsetzenden Industrialisierung gab es Alternativen zur Beschäftigung in der Landwirtschaft. Der Landwirt kann sich auf Vieh- oder Feldwirtschaft spezialisieren. Er muss nicht mehr allein vom Ertrag des kargen Bodens bzw. von der Hand in den Mund leben. Den Bauern der vorindustriellen Zeit gibt es so nicht mehr, wie Barbara Kruse vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) erklärt: „In der Kernstadt Meschede finden wir derzeit keinen Vollerwerbs-Bauernhof mehr.“
Auch interessant
Die Prioritäten haben sich verschoben: „Der Tourismus im HSK mit seinem Urlaub auf dem Bauernhof hat die rein landwirtschaftliche Nutzung ergänzt und gelegentlich ganz abgelöst.“ Barbara Kruse zählt weitere Änderungen auf. Die landwirtschaftlichen Belange im HSK sind ihr nicht nur professionell geläufig, sondern auch ein Anliegen: „Es ist doch positiv, dass die Direktvermarktung, zum Beispiel in Hofläden immer mehr zunimmt. Das stärkt die Region, schützt die Umwelt und ist eine große Chance für viele Bauernfamilien.“
Verkauf von Weihnachtsbäumen und Schnittgrün
Der Verkauf von Weihnachtsbäumen und Schnittgrün, die nicht aus Plantagen, sondern aus normalem landwirtschaftlichem Betrieb kommen, gehört ebenfalls zu den erfreulichen Entwicklungen. Ganz wichtig ist auch die Mutterkuhhaltung: „Die meist ganzjährige Weidehaltung der robusten Tiere trägt zur Landespflege bei und bietet dem Auge einen erfreulichen Anblick“, so Kruse.
Auch interessant
Traurig stimmt, dass der sogenannte „Bauernwald“, der fast zu jedem Bauernhof gehörte und die Notreserve vieler Bauern darstellte, mehr und mehr der Vergangenheit angehört. Trockenheit und Waldsterben sind auch hier die Stichworte, die Barbara Kruse zur Sprache bringt.
Auch wenn Meschede, wie das gesamte Sauerland, längst nicht mehr ausschließlich agrar- oder forstwirtschaftlich so geprägt ist wie in der Vergangenheit, so besteht doch eine lange traditionelle Bindung an die Landwirtschaft. Diese Verbundenheit kann jeder dadurch zum Ausdruck bringen, dass er zum Beispiel regionale Produkte bevorzugt.