Meschede. Unsere Reihe mit Mescheder Traditionen: Heute die der Jäger, die sich im Hegering zusammengeschlossen haben. Seit 1947 gibt es ihn in Meschede.
Die Jagd diente ursprünglich der Nahrungsgewinnung. Über die Frühzeit und Antike rückte der kämpferische Aspekt in den Vordergrund. Im Mittelalter finden wir eine ausschließlich dem Adel vorbehaltene Jagdkultur. Sie präsentierte sich in der Renaissance und im Barock durch Prunkjagden. Erst 1849, nach der Frankfurter Reichsverfassung, sprechen wir von einer bürgerlichen Jagd. Nahrungsgewinnung, kämpferischer Aspekt, Passion, Sport und Wildhege werden heute mit der Jagd verbunden.
Hegeringe
Der Hegering gilt als lokale Organisationseinheit der Jäger. Der in Meschede wurde am 23. August 1947 gegründet, aufbauend auf einer älteren Hegegemeinschaft. Er umfasst 27 Reviere mit einer Jagdfläche von knapp 8000 Hektar. Zwei Jagdhornbläsercorps, ein hegeringeigener Schießstand aus 1953 plus die auch überregional sehr geschätzten Ausbildungskurse für Jungjäger zeichnen den Mescheder Hegering aus.
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„Für das so genannte grüne Abitur, die Jagdprüfung, müssen ca. 2500 Fragen bzw. deren Antworten abrufbar sein“, berichtet Hegeringleiter Bernd Bertelsmeyer. Die Vorbereitung dauert mindestens acht Monate „und hat das verantwortungsvolle Jagdverhalten im Sinne der Waidgerechtigkeit zum Ziel“. Die Kosten einer Jungjägerausbildung seien nicht höher als für eine Führerscheinprüfung, so Bertelsmeyer.
Waidgerechtigkeit
Bernd Bertelsmeyer erklärt: „Waidgerechtigkeit ist ein unbestimmter Rechtsbegriff, der Fairness, Anstand und Bescheidenheit beinhaltet.“ Die Kenntnis in Waffentechnik ist nur eine der Vorbedingungen für den Jagdschein. Mündliche und praktische Abfragen zu Hege, Tierarten, Naturschutz, Jagdbetrieb und Jagdrecht stehen gleichberechtigt daneben. „Wald und Wild können nur zusammen sinnvoll existieren. Jäger und Förster gehören zum Wald.“
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Selbstverständlich beinhaltet die Waidgerechtigkeit auch den Tierschutz, dessen Paragraf 1 „…niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“ verpflichtend für jeden Jäger ist. Von diesem Grundsatz darf nicht abgewichen werden, genau das nimmt der Hegering Meschede nach seinen Angaben sehr ernst. „Ich arbeite seit fast 20 Jahren als Hegeringleiter in Meschede.“
Die Jagd wurde ihm familiär vorgelebt. „Jäger bleibt man rein rechtlich sein Leben lang: In diesem Jahr hat ein 76-jähriger Jäger unter 600 Teilnehmern den Bundessieg im Schießen errungen.“
Verankerung
Bernd Bertelsmeyer blickt auf 54 Jahre Jagdhundeausbildung, viele Auszeichnungen, wie zum Beispiel als Jagdhornbläser, und in der schweren Schweißhundführung zurück.
Sein Engagement für Meschede umfasst die Vernetzung der Jäger mit anderen Vereinen, wie die Öffnung des Schießstandes, die rollende Waldschule für Mescheder Schulkinder, der Naturkoffer für alle Schulen, das Kartoffelbraten für Menschen mit Handycap und vieles mehr. „Wir sind von den Mescheder Bürgern akzeptiert. Sie zögern nicht, bei mir anzufragen, was sie tun können, um Fledermäuse, verirrte Ratten, Marder, Vögel oder Rehe und Wildschweine aus dem Haus bzw. dem Garten in die Natur zu bewegen.“
Zur gegenwärtigen CO2-Diskussion sagt er: Man bedenke, dass „die Jagd eine natürliche und biologische Fleischgewinnung gewährleistet. Sie liefert das beste Fleisch frisch aus der Region. Das können Fleischimporte aus fernen Ländern so nicht leisten.“
>>>HINTERGRUND<<<
Im Altkreis Meschede gibt es folgende Zusammenschlüsse von Jägern: Hegering Bestwig, Hegering Eslohe, Hegering Fredeburg, Hegering Meschede, Hegering Remblinghausen und Hegering Schmallenberg.
Hinzu kommt aus dem Altkreis Brilon der Hegering Ruhrtal, in dem auch Freienohler Waidleute organisiert sind.
Als eine Art Dachverband gilt die Kreisjägerschaft Hochsauerland. In ihr sind 18 Hegeringe aktiv, die Zahl der Mitglieder liegt bei rund 3400 - einer der größten in Nordrhein-Westfalen.