Calle. . Melkroboter, Kuhdusche und Ziegen-Zucht im Bio- oder konventionellen Betrieb - Landwirtschaft im HSK hat viele Facetten. Fünf öffnen ihre Türen.

Landwirtschaft hat sich verändert. Nicht mal die direkten Nachbarn im Dorf kennen die Betriebe in ihrer Vielfalt. Beim neuen dezentralen und verschlankten „Tag des offenen Hoftores“, am Sonntag, 12. August, von 13 bis 16 Uhr wollen die Landwirte aus dem Hochsauerlandkreis zeigen, wie sie arbeiten, manches Vorurteil aus dem Weg räumen, Aufklärung betreiben und für Verständnis werben. Das Motto: „Alle Fragen sind erlaubt.“

Fünf Sauerländer Betriebe nehmen diesmal teil. Aber es sollen in Zukunft gern mehr werden. Sie zeigen den Einzug der Technik in der Landwirtschaft, alternative Ideen und modernde Anbaumethoden. Dass sie für ihren Beruf brennen, merkt man schon im Vorgespräch.

Schmallenberg-Almert

Der Biobetrieb Droste liegt in Schmallenberg-Almert. 6000 Legehennen, 210 Milchziegen und Nachzucht - dazu kommen Grünland, Ackerbau. Insgesamt 45 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. „Ich möchte gern zeigen, wie viel Freude die Arbeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb macht“, sagt Brigitta Droste. 2013 baute die Familie den Stall für die Legehennen, „nicht gerade üblich im Sauerland“, weiß ihr Mann Heinz-Josef Droste. 2014 kamen die Milchziegen dazu, ein Wunsch des Sohnes. „Wenn der Nachwuchs mitzieht, ist es schön, wenn man sich entsprechend anpassen kann“, sagt Brigitta Droste.

Wenholthausen

Stefan und Josef Schulte-Urban in Wenholthausen haben 115 Milchkühe, 70 davon am Melkroboter, dazu weitere 90 Rinder und Kälber. Stefan Schulte hat mit seinem Vater eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Er weiß: Gerade der Melkroboter zieht die Leute an. „Es kommen oft auch ältere Sauerländer beim Spazierengehen vorbei, die noch mit der Hand gemolken haben. Die sind begeistert.“

Pressetermin auf dem Hof von Markus Wegener und Friedrich Blanke in Calle zum Tag 
Pressetermin auf dem Hof von Markus Wegener und Friedrich Blanke in Calle zum Tag  "Offene Hoftore im HSK" am  Sonntag, 12. August. Insgesamt nehmen fünf Betriebe aus Ramsbeck, Almert, Wenholthausen, Calle und Glindfeld teil. . © Ute Tolksdorf

Calle

Vom Einsatz des Roboters sind auch Markus Wegener und Friedrich Blanke aus Calle absolut überzeugt. „Die Kühe, die selbst entscheiden, wann sie gemolken werden, sind deutlich entspannter“, betont Friedrich Blanke. Er kann es vergleichen, denn es gibt unter seinen 215 Milchkühen auch noch welche, die im Melkstand gemolken werden. Auch der Caller Hof ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Im Frühjahr kamen noch Pia Wullenwebers Milchkühe dazu. Es gibt neben dem Melkroboter Kuhduschen, eigene Fressplätze, Liegeflächen und Kuhbürsten. „Vier-Sterne-Kuh-Komfort“ nennt das Josef Schreiber, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes. Außerdem betreiben die Landwirte Rinderaufzucht, Grünlandwirtschaft und Ackerbau mit Weizen, Gerste, Triticale, Mais und verschiedenste Lohnarbeiten, „mit Leidenschaft“, wie Blanke betont.

Friedrich Blanke zeigt den Melkroboter.
Friedrich Blanke zeigt den Melkroboter. © Ute Tolksdorf

Ramsbeck

Der Hof Nölke hat 70 Milchkühe plus Nachzucht. Auch dort steht ein Melkroboter im Stall. Dazu kommen Einnahmen durch Grünland, Wald und Photovoltaik.

Medebach-Glindfeld

Die MuH-Kuh-Gesellschaft von Michael Wienand und Henrik Lütke-Glanemann aus Glindfeld gibt es in der Rechtsform seit 2015. Sie versorgen 140 Milchkühe mit Nachzucht, haben Acker und Grünland. Der Betrieb ist aufgeteilt in einen Teil für die Milchkühe und in einen für die Nachzucht. Zum Pressetermin mussten sie absagen. „Computerprobleme im Stall“, wie Barbara Kruse vom Landwirtschaftsverband erklärte - heute mindestens ebenso ernstzunehmen wie ein erkranktes Tier.

Unter der Kuhdusche will das Tier in diesen Tagen gar nicht wieder weg. Verständlich.
Unter der Kuhdusche will das Tier in diesen Tagen gar nicht wieder weg. Verständlich. © Ute Tolksdorf

Das neue Konzept

„Den ,Tag des offenen Hofes’ gibt es ja schon länger“, erklärt Josef Schreiber. Deutschlandweit findet er alle zwei Jahre statt. „Aber er war zu aufwändig geworden.“ Jeder habe versucht den Vorgänger noch einmal zu übertrumpfen. „Es gab viele Angebote, die wegführten vom eigentlichen Ziel der Information der Verbraucher.“

Nun geht man im HSK als Pilot-Region mit dem neuen Konzept zurück zu den Wurzeln: Es gibt ein deutlich schlankeres Programm, bei dem der Hof im Mittelpunkt steht. Schreiber: „Die Landwirtschaft hat sich verändert. Wir haben viele Höfe verloren. Die die geblieben sind, sind gewachsen.“ Doch das müsse kein Nachteil sein, so verdeutlicht Schreiber, nicht für die Landwirte, nicht für Tiere, nicht für die Verbraucher.“ Jeder könne sich davon ein Bild machen.

>>>HINTERGRUND
Im HSK gibt es laut Information des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes 1400 landwirtschaftliche Betriebe, die 55 285 Hektar Fläche bewirtschaften.

Dazu gehören 628 Rinderhalter mit rund 43 000 Rindern; 495 Milchviehhalter mit 22 000 Kühen; 180 Schweinehalter mit 52 000 Schweinen.

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