Meschede. Cem und Can Göksu sind Inhaber des Autocenter Meschede. Sie verkaufen gebrauchte Sportwagen. Wer sind die beiden Brüder, wer ihre Kunden?
Das stärkste Auto, das Can und Cem Göksu jemals verkauft haben, hatte 750 PS. Ein Porsche 991 Turbo aus der Dortmunder Tuning-Werkstatt von PS-Profi Jean Pierre Kraemer.
„Ein guter Freund von uns“, sagen die beiden Mescheder. In ihrem Autocenter in Enste stehen gebrauchte Sportwagen, die mehr als 100.000 Euro kosten. Wer kauft diese Fahrzeuge? Und wer sind eigentlich die beiden jungen Geschäftsführer?
Die Chefs Can und Cem Göksu
Selfmademen, so würde man sie wahrscheinlich bezeichnen. In der Schule lief es nicht so gut, gibt Cem Göksu freimütig zu. Am liebsten schraubte der heute 30-Jährige an Autos, kaufte sie, bereitete sie auf und verkaufte sie wieder. „Mir war damals schon bewusst, dass es wichtig ist, wie ein Auto aussieht und dass es in einem technisch einwandfreien Zustand sein muss.“ Ohne Abschluss verließ er mit 17 Jahren nach der achten Klasse die Franz-Stahlmecke-Hauptschule, mit schlechten Prognosen der Lehrer: „Aus dem wird nichts“, sagten sie meinen Eltern. Mit 18 machte er sich selbstständig, obwohl auch ein Steuerberater abriet. Sein fünf Jahre jüngerer Bruder Can stieg gleich nach dem Schulabschluss bei ihm ein.
Die Entwicklung am Standort Meschede
Der Start des Autocenter Meschede begann in einer Holzhütte im Schwarzen Bruch - zwischen Lidl und Aldi und ging dann in einer Garage in der Velaystraße weiter. In der gleichen Garage hatte auch Dirk Joachimsmeier von Eventtechnik Südwestfalen sein Unternehmen gestartet. Als der Platz dort zu klein wurde, zog das Unternehmen 2013 nach Enste um - mittlerweile hatte auch der Vater seinen sicheren Job bei Honsel gekündigt und war ins Geschäft eingestiegen „Wir hatten nie das Ziel so groß zu werden, das hat sich einfach so ergeben“, sagt Cem Göksu.
Die Autos
Heute fahren die Brüder beide BMW, einen M2 und M3, ein paar PS mehr dürfen es also schon unter der Motorhaube sein. Aber auffallen wollen sie selbst nicht: Kein Spoiler, keine auffällige Lackierung, die Wagen sind einfach schwarz. Als ersten Sportwagen kaufte und verkaufte Cem Göksu einen Golf 5 R32. „Der schnellste 6-Zylinder-Golf, den es jemals gab“, sagt er stolz. Anfangs war es ein Sportwagen pro Monat, den die Autohändler verkauften. Langsam wurden es mehr. „Wir achten auf deutsche Fabrikate, darauf, dass die Gebrauchten wenig Kilometer gefahren, keine Re-Importe und in einem neuwertigen Zustand sind.“ Anschließend werden sie liebevoll aufbereitet. Die Brüder versichern: „Wir würden nichts verkaufen, was wir nicht auch selbst gut finden.“
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Die Kunden – darunter war auch ein Scheich
Auch die Kunden der Brüder Göksu lieben schnelle Autos. „Und das hat nach oben kein Ende“, weiß Can Göksu. „Wer 250 PS hat, will irgendwann 300. Unsere Fahrzeuge sind absolute Spaßautos.“ Meist sei es das Zweit- oder Dritt-Auto neben der Familienkutsche und dem wendigen Stadtauto.
Oft hört er auch: „Hiermit erfülle ich mir meinen Traum.“ „Es gibt viele Käufer, die ihr Auto mehr putzen als es zu fahren“, berichtet er schmunzelnd. Meist sind sie zwischen 20 und 50 Jahre alt. Es sind Autonarren aus ganz Europa darunter, eher aus der Großstadt als aus ländlichen Regionen. „Da fällt das nicht so auf, man gönnt es dem anderen eher.“ Auch ein Scheich aus Dubai war schon darunter. Der kaufte einen Mercedes-Benz E63 mit 525 PS, online, über ein Vermittlungsbüro. Der Wagen war 2012 gebaut worden und schon 2013 nur noch mit Turbolader zu haben. Das wollte der Scheich aber nicht. Sportwagen-Kunden sind speziell, sie suchen gezielt, lieben den satten Sound, die hohe PS-Zahl, wollen Benziner, keine Diesel oder gar Elektro-Autos.
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Die Frauen
Frauen als Kundinnen sind eher die Ausnahme. Obwohl: Cem Göksu erinnert sich an eine junge Frau, Ende 20, die einen Audi RS3 kaufte. „Mit vier Türen und Allrad, absolut alltagstauglich“, erklärt er. Doch den 5-Zylinder-Turbo mit 367 PS und 280 km/h Spitzengeschwindigkeit wird sie auf den Straßen des Sauerlands eher nicht ausfahren können. „Darum ging es auch nicht“, korrigiert Cem Göksu. „Der 5-Zylinder-Turbo Motor ist eine Audi-Legende – der bereits vor 25 Jahren im Rallyesport eingesetzt worden ist.“ Und genau nach so einem Auto suchte die Kundin - eine Autonärrin.
Zum Unternehmen
- Heute hat das Autocenter Meschede eine Fläche von 9600 Quadratmeter.
- Zum Team gehören neun Mitarbeiter, fünf Angestellte und vier Auszubildende.
- Sie verkaufen Gebrauchtwagen aller Marken, bekannt ist das Unternehmen aber vor allem für die exklusiven Sportwagen.