Bestwig/Bigge. Bricht im Winter auf dem Zubringer zur A46 in Bigge das Chaos aus, weil er zu steil ist? Seit der Eröffnung des Teilstücks geht diese Sorge um.
Heimische Spediteure betrachten den steilen Zubringer zur neuen A46 in Bigge als kritisch. Ganz so schlimm, wie es als Gerücht aktuell die Runde macht, ist es dann aber doch nicht. Angeblich, so heißt es, meiden die heimischen Speditionen die Autobahn, weil die B480, die von Bigge aus auf die A46 führt, zu steil sei. Das stimmt so zwar nicht - Sorgen haben die Unternehmer allerdings durchaus.
Spedition Häger aus Bestwig setzt auf den Winterdienst des Landesbetriebs
So wie etwa Bernd Häger, Inhaber und Geschäftsführer der Spedition Häger in Bestwig. „Ich war zwei Wochen vor der Freigabe der Autobahn zu Fuß auf der Strecke unterwegs und war erschrocken, wie steil dieser Bereich ist“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Das könne im Winter bei Schnee und Eis tatsächlich ein Knackpunkt sein, befürchtet der Unternehmer. Grundsätzlich sei das für ihn allerdings noch lange kein Grund, dort pauschal nicht auf die Autobahn aufzufahren. Häger setzt vielmehr auf den Landesbetrieb Straßenbau, in dessen Verantwortung der Bereich liegt, wenn es um den Winterdienst geht. „Ich gehe davon aus, dass man dort entsprechend aufgerüstet hat“, sagt er.
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Marco Hartmann, von der Spedition Hartmann, die ihren Sitz ebenfalls in Bestwig hat, sieht es ähnlich wie Bernd Häger. „Vor allem nachts oder in den frühen Morgenstunden könnte es dort zu Problemen kommen, wenn der Winterdienst eben noch nicht unterwegs gewesen ist“, sagt er. Direkt betroffen wäre die Spedition Hartmann bei möglichen Problemen allerdings kaum. „Die meisten unserer Lkw kommen aus Richtung Brilon und fahren ohnehin geradeaus weiter über die Bundesstraße“, sagt Hartmann.
Auffahrt zur A46 war bereits Gesprächsthema
Gesprächsthema war die steile Auffahrt und der neue Kreuzungsbereich auch schon bei der Spedition Schleimer in Niedersfeld. Das bestätigte Steffen Schleimer auf Anfrage unserer Zeitung. Wie sich die Situation dort entwickle, müsse man aber erstmal abwarten. Mehrere Fahrer hätten mit Blick auf den Winter schon Bedenken geäußert, dass es Probleme geben könnte – und zwar nicht nur auf dem Autobahnzubringer selbst, sondern auch, wenn man auf der Bundesstraße aus Richtung Antfeld/Nuttlar kommt und an der neuen Ampelanlage halten und dann wieder anfahren muss.
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Dass es im Bereich dieser Kreuzung bei Eis und Schnee mal für den einen oder anderen Lkw schwierig werden könnte, sieht auch Dominik Klaholz, Geschäftsführer der gleichnamigen Spedition aus Brilon, so. „Ein Kreisverkehr wäre an der Stelle sicher charmanter gewesen“, so seine Einschätzung. Insgesamt erwartet er aber keine größeren Probleme mit dem neuen Autobahn-Zubringer: „Als Sauerländer Unternehmer weiß ich, dass es hier bergig ist und im Winter auch mal glatt werden kann. Dementsprechend haben wir natürlich auch unsere Fahrzeuge ausgerüstet“, sieht er winterlichen Verhältnissen gelassen entgegen. Seine ersten Erfahrungen mit der neuen Autobahn: „Wir sind sehr froh über den Lückenschluss. Das bringt uns eine Zeitersparnis von 10 bis 15 Minuten – zu Stoßzeiten sicher auch noch mehr“.
Landesbetrieb in Meschede bleibt vorerst gelassen
Oscar Santos, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßenbau in Meschede, bleibt vorerst ebenfalls gelassen. „Dieser Bereich ist ja nicht die einzige Steigungsstrecke, die wir in unserem Zuständigkeitsbereich haben“, sagt er und erinnert etwa an den Stimm-Stamm zwischen Meschede und Warstein. „Diese vielbefahrenen Steigungsstrecken haben beim Winterdienst oberste Prioritäten und werden von den Streufahrzeugen als erstes angefahren“, versichert Santos. Dort liege das Hauptaugenmerk. Zumal sich das Gefälle beziehungsweise die Steigung des Zubringers B480 von exakt 4,2 Prozent im Vergleich zu anderen Strecken immer noch im Rahmen halte.
Holpriger Zubringer: Unternehmen hat nicht ordentlich gearbeitet
Die holprige Fahrbahnoberfläche des Zubringers, die sich beim Darüberfahren bereits jetzt schon anfühlt als sei sie Jahrzehnte alt, hat übrigens nichts mit erhöhter Griffigkeit zu tun. „Das ist nicht so gewollt“, sagt Santos. Zurückzuführen sei der Zustand vielmehr auf einen „Fehler im Rahmen der Ausführung“, so der Landesbetriebssprecher.
Soll heißen: Das Unternehmen, dass die Fahrbahndecke im Auftrag des Landesbetriebs Straßenbau aufgebracht hat, hat nicht ordentlich gearbeitet. Deswegen seien auch entsprechende Abzüge erfolgt. Allerdings, so sagt Santos weiter, bewege sich das Ganze noch im Toleranzbereich. Daher müsse die Fahrbahndecke nicht abgefräst und erneuert werden. Schön sei das Fahrgefühl dort allerdings tatsächlich nicht“, sagt er. „Das ganze hätte schon eben sein sollen.“
- Nach einer Bauzeit von rund zehn Jahren ist das neue Autobahnteilstück am 18. November feierlich freigegeben worden. 70 Prozent der Gesamtkosten von 192 Millionen Euro sind in die Brückenbauwerke geflossen.
- Viele Navigationsgeräte lotsen den Verkehr allerdings trotzdem weiterhin über die Bundesstraße. Das jedoch liegt nicht am Landesbetrieb sondern an den Navi-Herstellern. In der Regel dauert es bis zu sechs Monate, bis sie ihr Kartenmaterial aktualisiert haben. Wie Susanne Schlenga, Sprecherin des Landesbetrieb Straßenbau NRW auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, habe die Abteilung Straßen-Information und Vermessung bereits am 22. Oktober den entsprechenden Datensatz herausgegeben.