Bestwig/Nuttlar. Mal eben schnell von Meschede nach Nuttlar. Aber woher? B7 oder A46. Wir haben den Test gemacht, was schneller geht.

B7 oder Autobahn, das ist jetzt große Frage, die sich nach der Eröffnung der A46 in Bestwig immer wieder stellen wird. Wie kommt man nun eigentlich am Besten von Meschede nach Nuttlar? Wir haben den Test gemacht und am Tag nach der feierlichen Freigabe noch einmal die Schützenhalle angesteuert, in der das neue Teilstück am Montag nach dem Festakt groß gefeiert wurde.


11.05 Uhr

Abfahrt vom Großparkplatz an der Mescheder Kolpingstraße. Die Hinfahrt soll über die neue Autobahn gehen.

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11.05 Uhr

Noch keine Minute ist vergangen, und schon die erste rote Ampel an der Kreuzung zur Le-Puy-Straße. Es folgen fünf weitere rote und drei grüne Ampeln, bis auf der Warsteiner Straße die Auffahrt auf die A46 in Richtung Brilon erreicht ist. Über die ganzen Ampeln auf der Strecke habe ich mir vorher wirklich noch nie Gedanken gemacht. Sie nerven!

11.10 Uhr

Blinker rechts. Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es auf die Autobahn. Links und rechts liegt überraschend viel Schnee. Wenig später sind schon der Eversberger Kirchturm und die Ruine in Sichtweite. Gewohnte Bilder. Es geht vorbei am großen braunen Schild, das auf das Besucherbergwerk Ramsbeck hinweist und auf das irgendwelche Idioten „Polszka“ geschmiert haben. Kurz danach ist Velmede bereits in Sicht. Gleich wird es spannend. Bei Kilometer 86,5 wird es langsam ungewohnt. Über Jahre hat hier schon die Geschwindigkeitsbegrenzung wegen der Arbeiten an der Autobahn begonnen. Das ist jetzt Geschichte.

11.13 Uhr

WP-Redakteur Frank Selter an seinem Auto in der Mescheder Kolpingstraße. Hier startet seine Testfahrt.
WP-Redakteur Frank Selter an seinem Auto in der Mescheder Kolpingstraße. Hier startet seine Testfahrt. © Laura Nowicki

Ein ganz neues Gefühl. Es geht geradeaus weiter an Velmede vorbei. Noch nie in meinem Leben konnte ich den Velmeder Zubringer rechts liegen lassen. Hier war sonst immer Schluss. Nur ein paar Reste der Fahrbahnmarkierung lassen noch erahnen, wie es „früher“ war. Jetzt geht es wie selbstverständlich weiter - keine Warnbake, keine Schilder, keine blinkenden Lichter. Als wenn es schon immer so gewesen wäre.

11.14 Uhr

Die Stelle, an der gestern der Festakt stattfand, ist erreicht. Rund 300 Besucher und viel Politprominenz war dabei. Heute rollen Laster und Autos an der Stelle vorbei - ihre Zahl ist überschaubar. Im Ruhrgebiet sieht es um diese Uhrzeit ganz anders aus. Theoretisch könnte es deutlich schneller gehen als 100 km/h. Aber wir brauchen ja einen Richtwert. Auf dem Rastplatz pausieren bereits die ersten Laster und Autos.

11.16 Uhr

Der Wagen rollt über die Talbrücke Nuttlar. Das erste Schild hat bereits angekündigt, dass in 1000 Metern die Ausfahrt Olsberg kommt. Sie trägt die Nummer 72. Das Ende der Autobahn ist schnell erreicht. Es geht weiter über die B480. Links und rechts liegt übrigens kein Schnee mehr, wenn das irgendjemanden interessiert.

11.19 Uhr

Auf der Autobahn nerven die Laster deutlich weniger als auf der Bundesstraße.
Auf der Autobahn nerven die Laster deutlich weniger als auf der Bundesstraße. © Frank Selter

Rote Ampel am Ende des Zubringers. Vor mir stehen vier Leute, die ebenfalls nach links abbiegen wollen. Mein Vordermann kommt aus Neumünster. Er wird die Strecke gar nicht anders kennen. Während wir auf grün warten, rauschen wie selbstverständlich Autos an uns vorbei, um geradeaus auf die A46 zu fahren.

11.23 Uhr

Wie sollte es auch anders sein: Am Bahnübergang Mutter Pine sind die Schranken unten. Das macht den ganzen Schnitt kaputt - aber so ist eben der Alltag. Wenn der RE17 Richtung Warburg kommt, hast du als Autofahrer nix zu melden. Auf der anderen Seite der Schranken warten deutlich mehr Fahrer. Geschätzt sind es 15 - plus drei Laster, die sich vermutlich gerade durch die Rüthener Straße gequetscht haben.

11.25 Uhr

Die Schützenhalle ist erreicht. Nach 20 Minuten und 53 Sekunden. Davor weht noch die Deutschlandfahne.

11.26 Uhr

Es geht direkt weiter. Abfahrt zum Rückweg über die Bundesstraße. Es geht wieder auf die Kirchstraße. Diesmal über den Bahnübergang Kirchstraße-West. Über den wäre ich schließlich auch gekommen, wenn ich den Hinweg über die B7 gewählt hätte. Die Schranken sind offen. Glück gehabt! Bereits nach einer Minute ist der Ortsausgang erreicht. Die erste rote Ampel leuchtet am Abzweig Ostwig. Pech gehabt!

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11.28 Uhr

Grüne Ampel am Abzweig zum Schulzentrum. Vor mir rollt der Verkehr reibungslos. Das war an dieser Stelle ganz oft anders. Die rote Ampel am Bähnchen ist zu vernachlässigen. Dafür ist sie zu schnell auf Grün gesprungen. Es rollt! Und rollt! Und rollt! Fast 15 Sekunden lang kommt mir kein einziges Fahrzeug entgegen. Das hat es noch nie gegeben. Ich erwische mich dabei, wie die Tachonadel für einen Sekundenbruchteil ein bisschen über die 50 km/h rutscht - aber ich reiße mich zusammen. In Höhe des Highway Man kommen mir vier Laster entgegen - aus Koblenz, aus Kleve, aus Polen und aus Holland. Wenn die alle vier wirklich nach Bestwig wollen, fress’ ich ‘nen Besen. Vermutlich haben sich alle vier nur nicht getraut, die neue Autobahn zu nehmen.

11.32 Uhr

Die Autobahnauffahrt Velmede ist in Sicht. Es geht zurück über die A46. Nix Neues! Erstmal! Wie gewohnt spuckt mich der Kreisverkehr am Ende des Zubringers auf die Autobahn. Was neu ist und ich bislang gar nicht auf dem Schirm hatte: Von links jagen seit gestern die Autos aus Richtung Brilon heran. Jetzt macht der Schulterblick, den ich all die Jahre instinktiv trotzdem gemacht habe, endlich Sinn! Weiter geht’s mit konstanten 100 km/h in Richtung Meschede. Die Landschaft wird wieder weißer.

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11.36 Uhr

Ausfahrt Meschede. Runter von der Autobahn, rauf auf die Bundesstraße 55 bergab in Richtung Kolpingstraße. Im weiteren Verlauf folgt wieder der Ampel-Wahnsinn vom Hinweg. Diesmal sind von neun Ampeln fünf grün und vier rot. Geht doch!

11.42 Uhr

Nach 17 Minuten und 30 Sekunden ist der Parkplatz in der Kolpingstraße wieder erreicht. Und damit gut drei Minuten schneller als auf der Hinfahrt. Eine echte Überraschung!

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Das Fazit

Natürlich kann die Testfahrt nicht repräsentativ sein. Neben dem Wochentag spielt hier vor allem auch die Uhrzeit eine entscheidende Rolle. An einem verschneiten Freitagnachmittag
sieht das Ergebnis einer solchen Testfahrt sicherlich ganz anders aus.

„Ausgebremst“ haben bei der Testfahrt vor allem die Ampeln im Mescheder Stadtgebiet, weniger die auf der B7 in der Ortsdurchfahrt von Nuttlar, Bestwig und Velmede. Hier rollte der Verkehr tatsächlich erstaunlich gut.

Die Zeitersparnis von gut drei Minuten bestätigt mich in meinem Vorhaben, auch weiter durch Velmede, Bestwig und Nuttlar zu fahren. Schließlich will man ja was vom Leben in den Orten mitbekommen - und sich vielleicht mal ein Brötchen holen.

Trotzdem ist die Fahrt über die neue Autobahn natürlich noch ein Erlebnis. Dafür kann man im Moment auch mal den kleinen Umweg in Kauf nehmen, der nach Nuttlar erforderlich ist. Drei Minuten zusätzlich ist dieses Erlebnis allemal wert.