Eversberg. „Für den Ortskern eine Katastrophe“, sagt der Ortsvorsteher in Eversberg. Das Haus, das als Drogenhaus Schlagzeilen machte, verkommt weiter.

Im ehemaligen „Drogenhaus“ in Eversberg hat nach Informationen dieser Zeitung wieder ein Eigentümerwechsel stattgefunden. Problematisch für den Ort ist dies durch die besondere Lage dieses Hauses mitten im historischen Ortskern: Denn inmitten der gepflegten Häuser ringsum fällt dieses Gebäude an der Oststraße durch seinen heruntergekommenen Zustand auf. „Von außen betrachtet ist dieses Haus für den Ortskern eine Katastrophe“, sagt Ortsvorsteher Willi Raulf.

Wohnen in der Schrott-Immobilie

Wegen des schlechten Zustandes war das Gebäude bei einer Zwangsversteigerung 2016 im Amtsgericht Meschede eigentlich als „Schrott-Immobilie“ eingestuft und sein Verkehrswert auf einen Euro gesunken. Eigentlich hätte es abgerissen werden sollen: Durch eine große Plantage mit über 2000 Marihuana-Pflanzen, die im Inneren gezüchtet wurden, war es völlig abgewirtschaftet und wie zu einem Gewächshaus verkommen. Überraschend war es dann doch für 44.500 Euro an eine Dortmunder Immobilien-Verwaltungsgesellschaft verkauft worden, mit türkischem Hintergrund. Sie kündigten einen Umbau an, vielleicht sogar als Ferienhaus oder als Hostel. Geschehen ist das nicht.

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Nicht zum Eigentümer durchdringen können

Aktuell soll eine Familie mit arabischem Hintergrund das Haus erworben haben, und es wird wieder bewohnt. Einflussmöglichkeiten, dass sich daran baulich tatsächlich etwas tut, gibt es nicht – das Haus, das nicht unter Denkmalschutz steht, ist schließlich im Privateigentum. Ortsvorsteher Raulf sagt: „Ich will noch mal versuchen, mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen“ – das ist aber problematisch, weiß er, weil er bisher noch nicht zum wirklichen Eigentümer durchgedrungen ist.

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Dieses Haus zeigt die besonderen Probleme im Ortskern: „Wir haben eine ganze Menge vor der Brust“, sagt der Ortsvorsteher angesichts des Dilemmas mit den alten Gebäuden – prachtvoll und erhaltenswert in ihrer Vielzahl, aber mit ihrer Größe nicht mehr zeitgemäß mit den heutigen Ansprüchen an Arbeiten oder/und Wohnen. „Wir brauchen intelligente Nutzungskonzepte“, fordert er, um sowohl das Arbeiten als auch das Wohnen unter einem Dach zu ermöglichen. Auch die strenge Gestaltungssatzung, die den Hauseigentümern im Ortskern Auflagen macht, gehöre dafür „an der ein oder anderen Stelle angepasst“.

Einheimische investieren anderswo

Auch Michael Wolf, Vorsitzender des Verkehrsvereins, hat die Erfahrung gemacht, dass die Vorgaben der Satzung Ortsfremde nicht beeindruckt. Am Beispiel des „Drogenhauses“ sagt er: „Die interessiert das nicht.“ Wolf befürwortet ebenfalls, die Satzung zu überarbeiten und Kompromisse zu ermöglichen – gerade, damit Einheimische wieder bereit wären, zu investieren: „Die Satzung muss an die heutige Zeit angepasst werden. So wie die Satzung ist, wird kein junger Eversberger bereit sein, ein Haus im Ortskern zu kaufen. Die sagen eher: Dann baue ich lieber auf der grünen Wiese neu.“ Da gibt es Vorgaben wie, dass beim Dachausbau zwingend Dachgauben erforderlich seien.

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Wolf hat das umgerechnet: Will man alleine eine Dachhälfte mit drei Gauben versehen, würde das 30.000 Euro kosten. Dann kämen danach die Kosten für eine ebenfalls vorgeschriebene Verschieferung hinzu: „Dadurch habe ich als Eigentümer aber nur Licht im Haus – mehr nicht.“ Als Gegenrechnung macht er auf: Drei Dachflächenfenster kosteten 8000 Euro.

An der Baumhofstraße am Rand des historischen Ortskernes scheiterte der Verkauf von zwei nebeneinanderliegenden baufälligen Häusern an den Vorgaben des Denkmalschutzes, sagt Wolf. Der potenzielle Investor, der eine Million Euro in die Verwirklichung von Altenwohnungen an dieser Stelle ausgeben wollte, hätte dafür eines der Gebäude abreißen wollen. Der Abriss wurde untersagt, der Investor erklärte sein Vorhaben für gescheitert. Inzwischen ist eines der beiden Häuser von einem anderen Käufer umgebaut worden.

>>>HINTERGRUND<<<

2014 hatten sich die Schauspieler Heiner Lauterbach und Friedrich von Thun das Haus an der Oststraße als Kulisse für ihren Road-Movie „Letzte Ausfahrt Sauerland“ ausgesucht.

2015 wurde in dem Haus eine Rauschgiftplantage ausgehoben: Drei 26 und 32 Jahre alte Männer kamen in Haft. Mehr als 2000 Cannabis-Pflanzen wurden entdeckt: Setzlinge, erntereife Pflanzen und mehrere Kilo bereits verpacktes Marihuana.

Nachbarn war aufgefallen, dass nur nachts in dem Drogenhaus Betrieb war.

Die Festgenommenen wurde zu j e drei Jahren Haft verurteilt.