Eversberg. . Über 2000 Cannabis-Pflanzen stellte die Polizei in dem Drogenhaus in Eversberg sicher. Drei Drogenzüchter sind in Haft, einem gelang die Flucht.
In der Asservatenkammer der Mescheder Polizei, wo alle Gegenstände aus Verbrechen landen, riecht es gerade stark nach Marihuana: Hier sind alle Pflanzen aus der Drogen-Plantage zwischengelagert, die in dem Fachwerkhaus in Eversberg entdeckt worden waren – über 2000 Cannabis-Pflanzen in Töpfen, vom Setzling bis zur eineinhalb Meter hohen Pflanze. Das Haus an der Oststraße war randvoll damit, „vom Keller bis zum Dach“, sagt Polizeisprecher Ludger Rath.
Der größte Drogenfund im Sauerland
Es ist der größte Fund im Sauerland, seitdem zuletzt 2007 in Sundern-Hachen in einer Fabrikhalle eine Marihuana-Plantage gefunden wurde. Damals half der Zufall, weil starker Regen die Halle unter Wasser zu setzen drohte. In Eversberg dagegen war es die Aufmerksamkeit, das ungute Bauchgefühl in der Nachbarschaft, dass nebenan etwas nicht stimmen könnte: Aktivitäten mitten in der Nacht, laute Geräusche im Haus, ein fremdes Auto mit niederländischem Kennzeichen. Womöglich ein Einbruch? Die Polizei wurde alarmiert, das Haus am Samstagmorgen gegen 0.30 Uhr umstellt.
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„Wir sind dem Hinweisgeber sehr dankbar“, betont Ludger Rath. Denn der Hinweis war goldrichtig. Die Täter haben den Faktor Nachbarschaft offenbar unterschätzt: „In 99 Fällen ist bei Hinweisen nachher alles in Ordnung. Manchmal ist aber auch ein Volltreffer dabei.“ Dieses war einer. „Das war schon eine Überraschung beim Betreten“, berichtet Ludger Rath.
Von außen machte das Haus mit den heruntergelassenen Rollladen einen verlassenen Eindruck, innen erwartete die Beamten dagegen ein wahrer Gärtnereibetrieb. Drei Männer wurden festgenommen: Zwei sind 32 Jahre alt, einer 26 Jahre – alles Auswärtige. Sie ließen sich widerstandslos festnehmen. Einem weiteren Mann ist vorher noch die Flucht gelungen: Er lief durch den Garten hinter dem Haus weg, in Richtung der Straße Stadtmauer – wer dazu Hinweise geben kann, sollte sich bei der Polizei in Meschede melden.
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Die Täter waren Profis, ihre Ausstattung war professionell. Alle drei Männer sind in Untersuchungshaft. Nähere Angaben zu ihnen macht die Polizei noch nicht: Sie steht ganz am Anfang der Ermittlungen, macht sich nun auf die Suche nach den Hintermännern. Aus dem Fall der Plantage in Sundern-Hachen hatten sich damals Hinweise ergeben, die wiederum zu einer weiteren Plantage im Rhein-Main-Gebiet führten – und letztlich die bislang größte Cannabis-Zucht in Deutschland aufdeckten.
Marihuana-Ernte im Haus reif für den Drogenmarkt
In Eversberg fand sich neben den Zuchtpflanzen auch bereits geerntetes Marihuana, das auf dem Drogenmarkt hätte verkauft werden können. Das ganze Haus war mit Licht- und Heizungstechnik so ausgestattet worden, das ein – von außen vor Neugier geschütztes, eben nicht sichtbares – abgeschirmtes Wachstum ermöglichte. Wie hoch sich der Marktwert der Pflanzen beziffert, ist noch offen. Das müssen die Laborergebnisse der Polizei ergeben.
Dabei wird auch untersucht, wie hoch der Wirkstoffgehalt an Tetrahydrocannabinol ist. Dieses THC ist der Hauptwirkstoff der Cannabispflanze, er versetzt Drogenkonsumenten in den Rausch. Juristisch gilt: Je höher der Wirkstoff-Gehalt, umso höher auch die Strafe. Die Staatsanwaltschaft, so Oberstaatsanwalt Werner Wolff, wirft den Männern bislang den „Anbau und Besitz von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“ vor, mit einem Strafrahmen, der von einem Jahr bis zu 15 Jahren Gefängnis reicht. Das Haus, das im letzten Jahr nach einer Zwangsversteigerung verkauft worden war, ist amtlich versiegelt, es handelt sich um einen „beschlagnahmten Tatort“, der nur noch von der Polizei betreten werden darf.
Drei weitere Männer hatten sich am Sonntag an dem Haus verdächtig aufgehalten. Sie waren von der Polizei vorläufig festgenommen worden, inzwischen sind sie aber wieder auf freiem Fuß.
„Keine Werbung für Eversberg“
Eversbergs Ortsvorsteher Willi Raulf erfuhr bei einem Besuch in München von dem Drogenfund – „ich bin völlig überrascht“. Niemals habe man, nach dem Verkauf, jemanden in dem Haus gesehen. „Das ist keine Werbung für Eversberg“, sagt er – ganz anders als vor der Zwangsversteigerung im letzten Jahr, als die Kulisse des Hauses für die Filmarbeiten mit Heiner Lauterbach und Friedrich von Thun genutzt wurde.