Eversberg. . Zehn Häuser stehen im historischen Ortskern von Eversberg bereits leer. Jetzt sollen neue Modelle für ein bezahlbares Wohnen entwickelt werden.
Auch im Bundesgolddorf ist nicht alles Gold, was glänzt. Zehn Gebäude im alten Ortskern von Eversberg stehen inzwischen leer. Mit ihren großen Wohnflächen von zum Teil 180 Quadratmetern und enorm großen Dachböden sind viele der Häuser nicht mehr gefragt. Jetzt sollen dafür neue Modelle für ein zeitgemäßes und bezahlbares Wohnen entwickelt werden.
Neue Probleme sind entstanden
„Wir wollen kein Museumsdorf entstehen lassen“, sagt Ortsvorsteher Willi Raulf. 1981 hatte Eversberg Gold beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ errungen. „Aber die Zeiten sind völlig anders geworden“, betont Raulf. Er kennt die Probleme. Inzwischen gibt es nur noch einen landwirtschaftlichen Betrieb im Ortskern, die anderen sind ausgesiedelt. Natürlich sind die großen Bauernhäuser geblieben.
Auch Abriss soll kein Tabu sein
Zu den bereits leer stehenden Gebäuden kommen 20 Häuser hinzu, in denen nur noch jeweils ein Alleinstehender lebt – Tendenz steigend. Raulf sorgt sich: „Der Leerstand von morgen sind die Gebäude, die von einer Person bewohnt werden.“ Auch Schrott-Immobilien gibt es bereits im Ortskern: Häuser, die so heruntergekommen sind, dass sich keine Investition mehr lohnt – das in Eversberg als „Drogenhaus“ bekannte Gebäude an der Oststraße, in dem 2015 eine Marihuana-Plantage entdeckt wurde, ist ein für Raulf ärgerliches Beispiel dafür. Auch nach einem Verkauf hat sich danach nichts an der ungepflegten Situation geändert.
Raulf bringt offen ins Spiel, dass auch über einen Abriss von Gebäuden nachgedacht werden müsse: „Wenn sich die Chance dafür ergibt, ohne das Gesamtbild zu zerstören – warum nicht?“ Auf frei werdenden Flächen könnten dann zum Beispiel Stellflächen für Autos entstehen: „Man will die Mobilität doch in der Nähe haben.“
Single- oder Altenwohnungen
Über allem schweben die strengen Denkmalschutzbestimmungen in Eversberg. Die alte Bausubstanz soll auch weiterhin erhalten bleiben – und das Flair des Ortes. Aber künftig sollen Hauseigentümern alternative Nutzungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, wie große Gebäude auch verwendet werden könnten: Etwa durch eine andere Aufteilung als Single-Wohnungen oder für gemeinsame Wohnungen von Älteren oder durch eine Umnutzung durch Gewerbemöglichkeiten im Erdgeschoss.
„Erhalten und Gestalten“, nennt der Ortsvorsteher seine Initiative. Die Stadt Meschede macht dabei mit. Sie unterstützt das Projekt: Dafür sollen im nächsten Haushalt Gelder bereitgestellt werden. Anfang der 90er Jahre hatte es solch eine Bauberatung schon einmal gegeben. Die war aber danach eingeschlafen. Jetzt soll sie aufleben. Anhand von zwei oder drei Gebäuden in Eversberg soll Eigentümern exemplarisch gezeigt werden, was alles an Umbauten oder Nachnutzungen möglich und machbar ist.
Ein Konzept soll her
Durch geschickte Einteilungen wären aus den jetzigen Riesen-Wohnungen dann zwei oder drei kleine Wohnungen machbar. Wenn wiederum kleine Wohnungen geschaffen würden, müsste auch über die erforderlichen Stellplätze nachgedacht werden – und da kommen die erwähnten Abrisse ins Spiel. Der Kreis schließt sich, ein Konzept muss her. Ortsvorsteher Willi Raulf sieht darin auch eine Gelegenheit, wieder Menschen ins Dorf zu holen: „Wir brauchen ganz normale Familien im Ort. Dafür muss der Wohnraum bezahlbar sein.“
>>>HINTERGRUND<<<
Für Eversberg wird ein „Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ (ISEK) entwickelt. Dadurch wird es dann möglich, weiterhin Fördergelder für die Stadterneuerung zu beantragen.
Denkbar dabei ist unter anderem auch, zum Beispiel ein Lichtkonzept für die Kirche und für die Burgruine zu entwickeln.
Folgen Sie der WP Meschede auch auf Facebook