Meschede. Katrin Föster hat den dritten WortReich-Buchladen eröffnet. Im Interview erklärt sie, warum die Buchbranche sich vor Amazon nicht bange macht.

Die Meschederin Katrin Föster hat im Herbst ihren dritten Buchladen eröffnet. „WortReich“ gibt es nun auch in Arnsberg. Ein Gespräch über Hintergründe, ein positive Grundrauschen in der Branche und den Unterschied zwischen Lesern aus Meschede und Schmallenberg.

Buchhändlerin Katrin Föster aus Meschede mit der illustrierten Ausgabe der Unendlichen Geschichte von Michael Ende.  
Buchhändlerin Katrin Föster aus Meschede mit der illustrierten Ausgabe der Unendlichen Geschichte von Michael Ende.   © Ilka Trudewind

Wie kam es dazu, dass Sie nun auch einen Laden in Arnsberg führen?

Mein Kollege Christoph Volmert aus Arnsberg ist im Juni viel zu früh und unerwartet gestorben. Seine Witwe suchte einen Nachfolger für das CAB-Bücherstudio und kam über einen Außendienstler auf mich zu. Da ich erst ein Jahr zuvor den Laden in Schmallenberg übernommen hatte, habe ich sehr genau überlegt, ob ich eine Übernahme finanzieren kann und möchte. Gemeinsam mit meinen Betriebsberater und Frau Volmert, fanden wir eine gute Lösung. Zum 1. Oktober habe ich den Laden in Arnsberg übernommen.

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Konnten Sie von Ihren Erfahrungen nach der Übernahme in Schmallenberg profitieren?

Auf jeden Fall. Ohne Schmallenberg hätte ich Arnsberg nicht gewagt. Aber es waren zwei unterschiedliche Prozesse. Schmallenberg haben wir mit viel Vorlauf und in aller Ruhe vorbereitet. Für die Übernahme in Arnsberg wusste ich dann allerdings schon, worauf ich achten muss.

Welche Vorteile haben sich aus der Übernahme ergeben?

Verwaltung, Einkauf, Urlaubsplanung – durch die Übernahme ist vieles einfacher geworden. Da es im Buchhandel die Preisbindung gibt, können wir nur durch Nachlässe bei den Zwischenhändlern höhere Gewinne erzielen. Da ich nun drei Geschäfte befüllen muss, nehme ich größere Mengen ab und kann ganz anders verhandeln. Bei den Geschenkartikeln gibt es häufig Mindestabnahmezahlen. Als Beispiel: 24 Vasen in Meschede zu verkaufen, wären unmöglich, aber acht Vasen in Meschede, Schmallenberg und Arnsberg klappt. Den Kunden kann ich so eine größere Warenvielfalt anbieten.

Gibt es denn Unterschiede zwischen Arnsbergern, Meschedern und Schmallenbergern?

Zu Arnsberg kann ich noch nicht viel sagen. Außer, dass die Titel, die bisher gut verkauft wurden, auf ein bildungsbürgerliches Publikum schließen lassen. Aber der Zeitraum ist noch zu kurz, um das wirklich einordnen zu können. In Schmallenberg haben wir viele Urlauber als Kunden. Bei uns wird oft spontan in Urlaubsstimmung gekauft. Während die Stammkunden in Meschede gezielt einkaufen, das besondere Buch bestellen oder auf den Roman als Taschenbuch warten.

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Sie führen nun drei Läden in einer Branche, deren Untergang schon besiegelt war. Es gibt also doch eine Zukunft?

Schön, oder? (lacht) Ein Vorteil der Buchbranche war es, dass sie die erste Branche war, in der sich Amazon ausgetobt hat. Wir mussten also schon vor 15 Jahren dagegen halten und uns etwas überlegen. Was Innovationen betrifft, ist der Buchhandel ganz vorn dabei: Von der Homepage bis zur Online-Bestellung. Wir verkaufen E-Books, können über Nacht liefern, die Ware in unseren Regalen ist hochaktuell. Viele Einzelhändler aus anderen Branchen haben sich das damals aus der Ferne angeschaut, aber nicht reagiert. Heute müssen sie gegen Zalando und Co. kämpfen und der Abstand ist enorm.

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Was kann der stationäre Einzelhandel denn besser als ein Amazon-Algorithmus?

Ein Beispiel: Gestern kam ein Kunde in den Laden in Schmallenberg. Er schaute meine Kollegin und mich an und sagte: „Schade, dass niemand da ist, der meine Frau kennt. Jetzt weiß ich gar nicht, welches Buch ich ihr kaufen soll.“ Es hat dann etwas gedauert, aber wir haben trotzdem das Passende gefunden. Besser als jeder Algorithmus. Für mich bedeutet eine Buchhandlung auch mehr als ein Geschäft. Wir sind ein Ort des kulturellen Austauschs und das aus einer langen Tradition heraus.

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Die Branche hat sich gerade auf der Buchmesse in Frankfurt ausgetauscht. Sie waren dort, was gibt’s Neues?

Der Mauerfall war präsent und nach den historischen Romanen, die im Mittelalter spielten, sind es nun Handlungen im 19. bis Mitte 20. Jahrhundert. Aber das eine beherrschende Thema, wie einen neuen Ken Follett, gibt es nicht.

Tipps zu Weihnachtsgeschenken:

  • Unter den Baum gehört… ...Die „Unendliche Geschichte“ von Michael Ende als illustrierte Ausgabe, weil es der erste Fantasyroman für alle war, die jetzt 40 bis 55 Jahre alt sind.
  • ...Mädchen freuen sich über... Alles von Influencern wie „Spring in einer Pfütze“
  • ...und Jungs?
  • ...Der zweite Erebos-Band von Ursula Poznanski. Mit dem ersten Teil haben wir vor zehn Jahren viele Jungs ans Lebens gekriegt.
  • Im Auto höre ich momentan...die Reihe von Ben Aaronovitch als Hörbuch. Schräg und spannend. Er erzählt die Geschichte eines britischen Polizisten, der magische Fähigkeiten besitzt. Gut ist auch Jens Henrik Jensens Oxen-Trilogie.

Steckbrief

  • Katrin Föster lebt mit ihrer Familie in Meschede.
  • WortReich eröffnete sie 2012 im Mescheder Rebell.
  • Die Diplom-Volkswirtin kam über ihre Freundin Anne Rieden zum Buchhandel. Die sagte damals nach der Geburt der Kinder: „Du bleibst nicht den ganzen Tag zu Hause. Das ist nichts für Dich.“
  • Das nächste Projekt: Eine neue Homepage.

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