Meschede. Schon jetzt sind im Hochsauerlandkreis so viele Fälle von Windpocken gemeldet wie im gesamten Jahr 2018. Das sind die Gründe.

Mit 62 Fällen ist die Zahl der beim Gesundheitsamt gemeldeten Windpocken-Erkrankungen im HSK schon jetzt Mitte Oktober so hoch wie im gesamten Jahr 2018. „Eine Prognose, wie viele Infektionsfälle bis Jahresende noch dazukommen, ist jedoch schwierig“, sagt Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des Kreisgesundheitsamtes.

Meldepflicht

Eine besondere Impfmüdigkeit oder Impfskepsis kann er nicht beobachten. „Die Anstieg ist vermutlich eher damit zu erklären, dass konsequenter gemeldet wird“, ergänzt Dr. Kleeschulte, weil die Sensibilität in Schulen, Kitas und anderen Einrichtungen gestiegen ist. Grund dafür ist, dass 2013 bundesweit eine Meldepflicht für Windpocken gemäß Infektionsschutzgesetz eingeführt wurde.

Dunkelziffer

Allerdings sei weiterhin unklar, wie hoch die Dunkelziffer tatsächlich ist. Dass eine Windpocken-Erkrankung gar nicht erst als solche erkannt wird, komme eher selten vor. „Häufig sind es Kinder, die erkranken. Und die werden nicht immer bei einem Arzt vorgestellt“, gibt der Mediziner zu bedenken. Auch versäumten manche Eltern eine Windpocken-Erkrankung in der Schule oder im Kindergarten anzumelden.

Gefahren

Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des Kreisgesundheitsamtes.
Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des Kreisgesundheitsamtes. © Martin ReutheR

Dr. Kleeschulte rät eindringlich dazu, eine Infektion mit dem Varizellen-Zoster-Virus (kann Windpocken und Gürtelrose auslösen) immer von einem Arzt begleiten zu lassen. „Denn es gibt ganz, ganz böse Verläufe. Das muss man wirklich ernst nehmen.“ Windpocken seien keine harmlose Kinderkrankheit, wie zum Teil immer noch fälschlicher Weise im Denken verankert.

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Hirnentzündungen, Nierenschädigungen, Schädigungen des Zentralen Nervensystems mit Lähmungserscheinungen und vieles mehr könnten die Folgen sein. „Das trifft insbesondere ältere Patienten, aber auch Schwangere sind gefährdet“, erklärt der Leiter des Gesundheitsamtes. So könne zum Beispiel das ungeborene Kind geschädigt werden und Missbildungen erleiden. Lebensgefährlich sei eine Ansteckung auch für Säuglinge.

Impfempfehlung

Das Kreisgesundheitsamt rät Eltern dazu, ihre Kinder impfen zu lassen. Die erste sogenannte Varizellen-Impfung für Kinder wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) im Alter von 11 bis 14 Monaten empfohlen. Die zweite Impfung sollte in einem Lebensalter von 15 bis 23 Monaten erfolgen. Im Regelfall ist man dann ein Leben lang geschützt.

Risikogruppen

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Eine Impfempfehlung gibt es für Menschen bis zum 18. Lebensjahr sowie für Risikogruppen. Dazu zählen Personen mit einer Immunerkrankung, vor einer großen Operation, speziell auch vor einer Organtransplantation, Schwangere, Pflegepersonal und medizinisches Personal, das in Bereichen mit besonders hohem Risiko arbeitet.

Gürtelrose

Wer die Windpocken schon hatte, ist danach zwar in der Regel gegen eine erneute Infektion geschützt. Allerdings birgt das Varizellen-Zoster-Virus ein weiteres Risiko: eine Gürtelrose zu bekommen - insbesondere bei einer Immunschwäche.

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„Das ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung und kann sogar zu einem chronischen Schmerzsyndrom führen“, warnt Dr. Kleeschulte. Dagegen schützen können sich Erwachsene ebenfalls mit einer Impfung. Ab dem 60. Lebensjahr wird sie von den Krankenkassen übernommen.