Meschede. In Essen ist die erste Kita vorgeprescht und fordert eine Impfpflicht. Die Mescheder Träger halten davon nichts und nennen ihre Gründe.

In Essen haben jetzt die ersten Kitas eine allgemeine Impfpflicht für alle neu angemeldeten Jungen und Mädchen eingeführt. Einstimmig haben sich dort dafür sowohl Vertreter des Elternrats als auch die jeweiligen Kita-Leitungen ausgesprochen. Ihre Argumente: Ein besserer Schutz für alle Kinder und auch für schwangere Mitarbeiterinnen und Mütter, die die Einrichtung besuchen. Kinder, die nicht geimpft sind, können im Anmeldeportal gar nicht erst eingetragen werden. Für Meschede ist das kein Thema, betonen alle Träger übereinstimmend. Auch wenn sie zum Teil beobachten, dass die Impfbereitschaft zurückgeht.

Kita gGmbH

„Das ist unglaublich, was sich manche so einfallen lassen“, sagt Michael Stratmann spontan. Er vertritt die katholische Kita gGmbH und damit insgesamt 131 Kitas zwischen Hamm und dem Hochsauerlandkreis. „Abgesehen davon, dass ich das juristisch für zweifelhaft halte, greift es mir zu stark in den Elternwillen ein.“ Zwar dürfe ein freier Träger wie in Essen „seine“ Kinder auswählen, „aber wir haben als Kita gGmbH einen Versorgungsauftrag.“ Was nicht heißt, dass die Einrichtungsleitung sich nicht für den Impfschutz der Jungen und Mädchen interessiert.

„Für jedes Kind müssen bei der Anmeldung das ärztliche Untersuchungsheft und der Impfpass vorgelegt werden. In den Akten wird vermerkt, ob ein Kind geimpft ist, um die Eltern bei Krankheits-Ausbrüchen besonders zu informieren.“ Außerdem werde Eltern nicht-geimpfter Kinder eine Beratung beim Kinderarzt empfohlen.

Wer sich gegen die Impfung seines Kindes entscheide, müsse auch mit den Konsequenzen leben, betont Stratmann. „Wir sind gegenüber dem Kreisgesundheitsamt meldepflichtig. Sobald in einer Einrichtung zum Beispiel Masern ausbrechen, kann es sein, dass man dann dort entscheidet, dass nicht-geimpfte Kinder zu Hause bleiben müssen.“

Awo

Auch für Stefan Goesmann steht der Elternwille an erster Stelle. Der Geschäftsführer der Awo vertritt in Meschede die Kitas Kleine Wolke und Mikado. Er hält trotzdem viel davon, wenn alle Kinder geimpft sind. „Dann verringert sich das Infektionsrisiko in der Kita deutlich, sowohl die Ansteckungsgefahr für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch für die anderen Kita-Kinder und deren familiäres Umfeld.“ Auch wenn immer noch ein gewisses Infektionsrisiko bleibe.

Für schwangere Kita-Mitarbeiterinnen sei ein verpflichtender Impfschutz dagegen kaum nötig. Goesmann: „Sie unterliegen in allen Einrichtungen ohnehin einem besonders hohen Schutz.“ Ein Beschäftigungsverbot, die sofortige Freistellung unter Fortzahlung der Bezüge, ist hier die Regel, sobald die Schwangerschaft bekannt wird. „Der Schutz der Mutter und des werdenden Kindes haben hier höchste Priorität.“

Goesmann betont, auch wenn er den Elternwillen als hohes Gut sehe, so setzte er doch darauf, „dass die Eltern verantwortungsbewusst mit dem Thema umgehen.

Die freien Träger

Das sehen auch die freien Träger in Meschede so: die Elternvereine in Wehrstapel (Pusteblume), Freienohl (Regenbogen) und Meschede (Filippo Neri). Sie könnten theoretisch eine Impfpflicht verlangen. Aber alle verzichten darauf und verweisen auf die gesetzlichen Bestimmungen, auch wenn sie vereinzelt beobachten, dass die Impfbereitschaft zurückgeht.

Stadt Meschede

Die gesetzlichen Bestimmungen erläutert Angelika Beuter, Pressesprecherin der Stadt: „Nach dem Infektionsschutzgesetz sind alle Eltern vor der Erstaufnahme ihres Kindes in eine Kita verpflichtet, dem Kindergarten einen schriftlichen Nachweis einer Impfberatung bei nicht- geimpften Kindern oder eine Kopie des Impfbuches vorzulegen. Geschehe dies nicht, sei die Kindergartenleitung verpflichtet, dieses dem Gesundheitsamt zu melden. „Wird beispielsweise ein Fall von Windpocken in der Einrichtung bekannt, spricht das Gesundheitsamt gegenüber allen ungeimpften sowie nicht ausreichend geimpfte Kindern des Kindergartens ein 16-tägiges Besuchsverbot aus.“

Dieses Vorgehen ist seit der Novellierung des Infektionsschutzgesetzes im Jahre 2017 in den Städtischen Kindergärten bei Windpocken mehrfach vorgekommen. Allerdings, so teilt Angelika Beuter mit, seien die meisten Kinder geimpft. „In der Kita Wallen sind es beispielsweise 68 von 72 Jungen und Mädchen.“

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