Meschede. Ein Ehepaar aus der Schweiz hat den Mescheder Bahnhof genutzt und findet: „Das ist kein Aushängeschild für die Stadt.“ Die Bahn sieht das anders.

Seit zwei Jahren ist der Bahnhof Meschede nach seiner umfassenden Sanierung für 4,8 Millionen Euro nun eröffnet. Er ist barrierefrei und wird täglich von rund 2000 Fahrgästen genutzt. Zwei kamen jetzt aus der Schweiz und kritisierten ein altes Problem: Der Bahnhof ist dreckig - „versifft“, nennt es Karl Köster und sei so kein Aushängeschild für die Stadt. „Das kennen wir aus der Schweiz anders.“

Selbst der Labrador hat sich geekelt

Dort lebt der der gebürtige Wehrstapler seit Jahrzehnten und fährt auch viel Bahn. Im Sauerland verbringt er seinen Urlaub, wandert, besucht die Familie und zeigt seiner Frau Cornelia Köster-Lüthi, einer Schweizerin, Nordrhein-Westfalen. „Dann steht unser Caravan in Wenholthausen bei Seemer und wir nutzen den ÖPNV.“ Bis nach Winterberg und Düsseldorf fuhr das Paar. Aber Meschede sei der mit Abstand ungepflegteste Bahnhof gewesen. „Selbst unser Labrador Tyler hat sich geekelt.“

Karl Köster bemängelt den Zustand des Mescheder Bahnhofs.
Karl Köster bemängelt den Zustand des Mescheder Bahnhofs. © Privat

Köster zählt auf: „Das fängt an bei den Zigarettenkippen, beim Müll in den Ecken, die Graffiti, der Aufzug stinkt, die Glasscheiben und Wände sind so dreckig, dass man sich kaum traut, etwas anzufassen.“ In der Vergangenheit hatten Fahrgäste schon mal bemängelt, dass der Aufzug als Schlafstätte missbraucht wird.

Ganz anders sei das Erscheinungsbild beispielsweise in Winterberg, lobte Köster. Das sei ein echtes Vorzeigestück. „Klar, Meschede ist keine Touristenhochburg, eher eine Arbeiterstadt, aber das haben wir in der Schweiz auch, trotzdem sieht es bei uns nicht so aus.“ Auch für die Geschäftsleute, die hier täglich gute Arbeit tun, sei das echte Negativ-Werbung.

Das sagt die Bahn

Die Bahn verteidigt sich: Zweimal pro Woche werde der Bahnhof gereinigt, sagte ein Bahnsprecher. „Für diese Größe ist das laut unserer Erfahrung durchaus ausreichend.“ Denn eigentlich handelt es sich in Meschede gar nicht um einen Bahnhof. Dafür fehlt die Empfangshalle. Die Bahn spricht von einer „Verkehrsstation“. „Für unseren Bahnhofsmanager ist Meschede kein Sorgenkind. Aber der kann natürlich nur so aussehen, wie er gepflegt und von den Fahrgästen hinterlassen wird.“ Präsenzpersonal gibt es in Meschede nicht, allerdings vier Überwachungskameras.

Kein schöner Anblick: Die Bahnhofstreppe nach zwei Jahren. Da müsste mal ein Hochdruckreiniger ran.
Kein schöner Anblick: Die Bahnhofstreppe nach zwei Jahren. Da müsste mal ein Hochdruckreiniger ran. © Ute Tolksdorf

Eine Art Ordnungspartnerschaft, wie in anderen Städten, sei bisher auch nicht angedacht, aber mit dem Ordnungsamt durchaus möglich. Der Vergleich mit Winterberg hinke, so der Bahnsprecher. „Der hat als Bürgerbahnhof mit eigenem Tourismusbüro, Restaurant, Bürgerservice und Volkshochschule ein ganz anderes, modernes Konzept.“

Das sagt die Stadt

Eine Ordnungspartnerschaft, eigene Kräfte, die beim Bahnhof vorbeischauen, putzen oder auch Ordnungsgelder verhängen - all das sei kein Thema für die Stadt, sagt Pressesprecher Jörg Fröhling. Sämtliche Punkte lägen ausschließlich im Zuständigkeitsbereich des Eigentümers: der DB AG. Die Stadt Meschede sei nur für den Zentralen Omnibusbahnhof ZOB zuständig. „Hier gibt es an jedem Bussteig Mülleimer, die auch regelmäßig geleert werden.“ Auch der ZOB selbst werde durch das Team des IBB regelmäßig gereinigt. „Um es in noch mal in aller Deutlichkeit zu sagen: Es handelt sich beim Bahnhof nicht um städtisches Gelände, sondern Eigentümer ist die DB AG, die damit auch in der Verantwortung steht.“

>>>Hintergrund

Nach einer Studie des Verbandes „Allianz pro Schiene“ gab die Schweiz pro Kopf für ihre Bahninfrastruktur im Jahr 2018 365 Euro aus, in Deutschland waren es nur 77 Euro. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Österreich mit 218 Euro und Dänemark mit 182 Euro.

Der Bahnhof Winterberg war vom Verband 2018 zum Bahnhof des Jahres gekürt worden.

Über den jeweiligen Bahnhof, das allgemeine Angebot, ob und wo WC vorhanden sind und die Funktion der Aufzüge informiert die Bahn über ihre App „Bahnhof Live“. Wer Müll melden will, kann das über über die Service-Zentrale