Grevenstein. . Sprengungen schaffen auf dem Gelände der Brauerei Veltins Platz für neue Gebäude. Ein Felsabtrag kostet das Unternehmen sechs Millionen Euro.
Schicht für Schicht sprüht ein Bagger Beton auf eine riesige Felswand. 1000 Tonnen Spritzbeton werden es bis Ende des Jahres sein – dann soll auf dem hinteren Teil des Geländes der Brauerei Veltins in Grevenstein mit dem Bau einer neuen Abfüllanlage begonnen werden. Der Beton sichert die Steilwände des Felsens.
Der wird nämlich gerade abgetragen – mit Sprengungen. „30 Kubikmeter Felswand müssen weichen, damit wir hier expandieren können – ein Drittel haben wir schon geschafft“, sagt Projektleiter Peter Kjer.
Mehr Fläche benötigt
Zur Erinnerung: Bis zum Jahr 2024 will sich die Brauerei Veltins erweitern und technisch völlig neu aufstellen. Es wird mehr Fläche benötigt, um den Produktionsbereich zu erweitern. Das Problem: Die Brauerei ist eingekeilt von Felsen. Das Abtragen ist die einzige Möglichkeit, um auf dem Gelände neue Gebäude zu errichten (wir berichteten).
22 Sprengungen haben dazu in den Sommermonaten bereits stattgefunden, zehn weitere sollen noch folgen. Viele Grevensteiner wundern sich jetzt vielleicht. Hätte man nicht lautes Knallen hören oder Erschütterungen spüren müssen? „Nein“, sagt Peter Kjer. Veltins hat auf sanfte Sprengungen gesetzt. Auch, weil in direkter nähe der Felswand das sensible Rechenzentrum des Unternehmens steht.
Sprengung dauert nur Sekunden
„Es war äußerste Vorsichtig geboten“, sagt Pressesprecher Ulrich Biene. Er selbst sei überrascht gewesen, wie wenig die Sprengungen auf dem Gelände der Brauerei zu spüren waren. Tatsächlich agieren die Verantwortlichen der Brauerei gemeinsam mit Sprengmeister André Schewcow von der Firma Deutsche Spreng sehr vorsichtig, so werden immer nur kleine Bereiche gesprengt. Die Sprengung selbst dauert dann nur Sekunden und ist, wie Kjer sagt „sanft und recht unspektakulär“.
Dafür sorgt hauptsächliche eine große Matte, die aus aufgeschnittenen Autoreifen besteht. Sie wird über den Spreng-Bereich gelegt und verhindert so, dass die Steine durch die Luft geschleudert werden und anliegende Gebäude beschädigen. „So eine Matte wiegt eine Tonne, die
Brauerei investiert insgesamt 420 Millionen bis 2024
Das Grevensteiner Traditionsunternehmen baut seine Gebäude übrigens nicht zum ersten Mal mitten in den Fels. Schon Mitte der 80er-Jahre griff Veltins zu ähnlichen Maßnahmen. Damals wurden durch Sprengungen bereits Mengen von Felsmaterial abgetragen, um den heutigen Flaschenkeller zu bauen.
Zum 200-jährigen Jubiläum im Jahr 2024 soll der Umbau abgeschlossen sein. Die Brauerei wird insgesamt für 420 Millionen Euro modernisiert.
hält auch große Steinbrocken sicher zurück“, sagt Projektleiter Peter Kjer.
Obwohl der Sprengmoment selbst sehr kurz ist, nimmt die Vorbereitung viel Zeit in Anspruch. Vor jeder Sprengung werden Löcher bis zu einer Tiefe von sechs Metern in die zu lösende Hangfläche gebohrt. Darin wird dann der Sprengstoff eingesetzt. „Anders als man es vielleicht aus Westernfilmen kennt, benutzen wir kein Dynamit sondern gelatinöse Sprengstoffe“, erklärt Sprengmeister André Schewcow.
Direkt nach der Sprengung geht die Arbeit weiter. Die gelösten Felsbrocken müssen abgetragen werden. Das geschieht über so genannte Bermen, das sind kleine Straßen, die im Hang geschaffen werden, um das lose Felsmaterial mit Baggern herauszuholen.
Steine müssen mit Meißel bearbeitet werden
Die Schwierigkeit: Während einige Steine nach der Sprengung die Größe einer Bierkiste haben, gleichen andere eher der Größe eines Kleinwagen. „Diese Steine müssen vor dem Transport dann noch mit dem Meißel bearbeitet werden“, so Projektleiter Kjer. Für das lose Felsmaterial geht die Reise dann nämlich zur Hellefelder Höhe.
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„Dort finden in einer Senke gerade Bodenverbesserungsmaßnahmen statt, für die das Material benötigt wird, erklärt Veltins-Pressesprecher Ulrich Biene. Eine Win-Win-Situation.
An der Felswand ist die Arbeit dann aber noch immer nicht abgeschlossen, denn nach Sprengung und Abtragung kommt der eingangs erwähnte Bagger zum Einsatz: „Die neuen Hangflächen müssen, wenn die benötigte Tiefe erreicht ist, mit Spritzbeton versiegelt und somit gesichert werden – in mehreren Schichten.
Bekenntnis zum Standort
Sechs Millionen Euro kostet alleine der Felsabtrag. „Das ist eine Investition in die Typografie hier vor Ort und ein klares Bekenntnis auf Dauer zum Standort Grevenstein“, sagt Veltins-Sprecher Ulrich Biene. Denn nur durch den Felsabtrag kann die Brauerei den Standort Grevenstein halten und gleichzeitig wachsen.
Zu Gute kommen diese sechs Millionen Euro anderen heimischen Unternehmen, denn Veltins setzt bei den Umbauarbeiten auf Fachkräfte aus der heimischen Region. So kommt der Beton beispielsweise vom Mescheder Unternehmen Hilgenroth. „Uns ist es wichtig, mit Firmen aus der Region zu arbeiten. Das Geld geht voll in die heimische Wirtschaft“, sagt Ulrich Biene.
Bis Ende des Jahres soll der Felsabtrag beendet sein. Dann wird zuerst mit dem Bau eines neuen Verbindungsgebäudes begonnen. Die Inbetriebnahme der neuen Abfüllanlage ist dann für 2021 geplant.
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