Meschede. . Das Schlemmerstübchen ist der letzte traditionelle Imbiss in Meschede. Am Jahresende macht er wohl dicht. Die Chefin hofft noch auf eine Zukunft.
Es ist die letzte traditionelle Imbissbude in der Innenstadt: Zum Ende des Jahres schließt Andrea Schrade das Schlemmerstübchen. „Der Pachtvertrag läuft aus - und die Gesundheit hat jetzt einfach Vorrang“, sagt die 57-Jährige.
Noch hat sie Hoffnung, dass sich ein Nachfolger findet, der den Namen und alles, was dazugehört, übernimmt - auch die Currysoße nach Klaus Berneckers Rezept.
Schlemmerstübchen stand früher vor dem Ufer-Palast
Seit 20 Jahren steht Andrea Schrade an der Fritteuse. Damals übernahm die Eversbergerin den Imbiss von ihrem Onkel Klaus Bernecker. Der machte sich etwa gleichzeitig mit der Gastwirtschaft „Altes Backhaus“ in der Zeughausstraße selbstständig und übernahm später in Olsberg den Gasthof zur Post.
Viele kennen das Schlemmerstübchen noch aus der Zeit, als es vor dem alten Kino, dem Ufer-Palast, stand. Dort, wo heute das Pressehaus ist. „Als das dann neu gebaut wurde, wurde der Imbiss mit einem großen Kran über die Sparkasse hinweg etwa an die Stelle gesetzt, wo heute das Modegeschäft „Stilecht“ ist“, erinnert sich Edith Bernecker, die Mutter von Andrea Schrade. „Das muss Ende der 80er-Jahre gewesen sein“, erinnert sich die Seniorin, die ihrer Tochter lange im Betrieb zur Seite stand.
Büroarbeit wird der Chefin zu viel
Als dann dort neu gebaut wurde, machte sich Klaus Bernecker auf die Suche nach einem neuen Standort und fand das Ladenlokal am Ruhrplatz, in dem heute Andrea Schrade Chefin ist. Mit Leidenschaft, doch zunehmend auch frustriert. „Ich habe hier angefangen, weil ich gerne Leute bediene und für sie koche, aber doch nicht, weil ich Büroarbeit machen möchte.“
Die Zeit, die sie dort verbringen müsse, sei gerade in den letzten drei Jahren deutlich angewachsen. Und dafür jemanden einzustellen, das sei einfach zu teuer. Wie es auch sonst immer schwerer werde, Servicekräfte zu finden.
Hoffnung auf eine Zukunft des Traditions-Imbiss
Noch hofft sie, dass jemand das Schlemmerstübchen übernimmt. „Ich würde es gern im laufenden Geschäft übergeben - mit Namen, Rezepten und Stammkunden.“ Das habe auch Vorteile für den neuen Betriebsinhaber: Er hätte Bestandsschutz und müsste nicht barrierefrei umbauen. „Ich bin sicher, dass sich jemand findet, auch weil man hier ja direkt Geld verdient.“
Wenn man - wie sie - bereit ist, 60 bis 70 Stunden pro Woche zu arbeiten. Weil das für sie stets selbstverständlich war, „das Arbeiten haben wir zu Hause gelernt“, macht sie sich auch keine Sorge, wie es mit ihr weitergeht. „Wenn ich wieder richtig auf dem Damm bin, finde ich auch mit Ende 57 noch eine Arbeitsstelle.“
Ein Einmachglas Currysoße
Die Powerfrau weiß trotzdem schon jetzt, dass ihr der Imbiss fehlen wird, vor allem der Umgang mit den Kunden. „Hier kommt jeder rein, egal ob Politiker oder Richter.“ Und alle werden gleich freundlich behandelt. „Ich kenne meine Kunden, frotzele gern mit dem ein oder anderen, aber ich weiß lange nicht von allen die Namen. Aber ihr Lieblingsgericht. ,Machen wir es, wie immer’, heißt es dann einfach.“ Über die Jahre habe sie sich da bewusst eine gewisse Anonymität zugelegt. „Hier soll jeder in Ruhe sein Essen genießen können und sich wohl fühlen.“
Manche fühlen sich so wohl, dass sie zu Stammkunden wurden und dann noch nach Jahren in der Fremde plötzlich wieder im Schlemmerstübchen stehen. Mit einem großen Einmachglas: „Andrea, deine Currysoße ist so lecker, die gibt es woanders in der Qualität einfach nicht.“
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