Schmallenberg. . Sauerländer und Wittgensteiner haben unterschiedliche Haltungen zum Wisent-Projekt. Jetzt könnte das Land NRW eingreifen.

Das Land Nordrhein-Westfalen will nach Informationen dieser Zeitung ein Gutachten zum Wisent-Projekt in Auftrag geben. Je nach Ergebnis, könnte am Ende die Auswilderung der Tiere in die heimischen Wälder in Frage gestellt werden.

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„Wir befinden uns in der Prüfung, noch ist kein Auftrag erteilt“, sagte Peter Schütz, stellvertretender Pressesprecher des Umweltministeriums. Auf ein Gutachten gedrängt haben Mitglieder der so genannten Koordinierungsgruppe. Sie begleitet das Projekt und ist besetzt mit Vertretern der Kreise Siegen-Wittgenstein, Olpe und Hochsauerland.

Zweifel an den Zielen

Vor allem die Sauerländer Vertreter zweifeln an den Zielen des Projektes. Sie zitieren die Präambel zu der Auswilderung, wonach die „dauerhafte Etablierung einer frei lebenden Wisentpopulation von maximal 25 Tieren in einem begrenzten Projektgebiet mit Tieren, herrenlos im Sinne des Zivilrechts sind,“ erreicht werden soll.

Kritiker halten dagegen: „Es stellt sich die Frage, ob die Zielsetzungen angesichts der tatsächlichen Umstände (fehlendes Fluchtverhalten, keine oder geringe Distanz zu Menschen, Überschreitung des Projektgebiets, Gefährdung des öffentlichen Straßenverkehrs) sowie des genetischen Potenzials einer kleinen Gruppe von 25 Tieren derzeit und überhaupt nachhaltig erreicht werden können.“

Unabhängiger Sachverständiger

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Mit anderen Worten: Das gesamte Projekt wird grundsätzlich in Frage gestellt. Antworten geben soll ein vom Land Nordrhein-Westfalen unabhängiger Sachverständiger. Eine derartige Untersuchung sei auch angesichts „nicht auszuschließender Gefahren für die öffentliche Sicherheit“ nötig, heißt es in einem internen Papier, das dieser Zeitung vorliegt. Das Land Nordrhein-Westfalen wird dabei als neutrale Instanz gesehen.

Fragen zur Eignung

Entscheidend sind aus Sicht der Kritiker folgende Fragen: „Welches Eignungsgebiet ist nach Größe und Beschaffenheit erforderlich, um die Herde in der Gewohnheit von Wildtieren zu ernähren, um dem Bewegungsdrang der Herde bzw. der aus ihr hervorgehenden sozialen Gruppen zu genügen, um eine arttypische Sozialstruktur zu sichern? Ist die Größe des Projektgebiets unter den sich real darstellenden Rahmenbedingungen dafür ausreichend?“

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Zu Gute kommt den Kritikern des Projekts nach eigener Einschätzung der Wechsel von einer rot-grünen auf eine schwarz-gelbe Landesregierung: Während der frühere Umweltminister Remmel (Grüne) das Projekt trotz Protesten verteidigte, ist seine Nachfolgerin Schulze-Föcking (CDU) offenbar gewillt, die Auswilderung gutachterlich untersuchen zu lassen.

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