Almert/Bad Berleburg. . Erleichterung bei den Landwirten auf der Almert: Die frei lebende Wisentherde ist weitergezogen. Geholfen hat eine Maßnahme des Vereins.

Für einigen Trubel haben die frei lebenden Wisente in den vergangenen Monaten auf der Almert gesorgt – jetzt sind die Tiere wieder zurück auf Wittgensteiner Gebiet. Darüber zeigen sich alle Beteiligten erleichtert: Landwirte, Stadt und Trägerverein.

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Auf der Almert hatten die Tiere wie berichtet das Silo eines Landwirts als neue Futterstelle genutzt und dabei auch die darüber liegende Folie beschädigt. Sie soll eigentlich Feuchtigkeit von der Silage fernhalten, damit sie nicht schimmelt und unbrauchbar wird. Das bereitete Eigentümer Hermann-Josef Vollmers Sorgen – er musste um den gesamten Wintervorrat für seine eigenen Tiere bangen.

Mit ihm hatten sich die Landwirte aus dem gesamten Hochsauerlandkreis solidarisiert und gegen die Wisente protestiert. Kurz darauf ließ der Trägerverein rund um das Silo einen Elektrozaun errichten, so dass die Wisente sich nicht mehr nähern konnten.

„Sehr kooperativ“ sei diese Maßnahme erfolgt, sagt Vollmers Anwalt Friedrich von Weichs. Nur wenige Tage nach dem Bau des Zauns sei die Herde weitergezogen und bislang nicht mehr zurückgekehrt. „Das Wichtigste ist, dass keine weiteren Schäden am Silo entstehen und das Futter über den Winter reicht“, sagt von Weichs.

Tempolimit ist aufgehoben

Dass die Wisente nach der Umzäunung des Silos weitergezogen sind, bestätigt Michael Emmrich als Sprecher des Trägervereins. Die vom Hochsauerlandkreis erteilte Sondergenehmigung zum Vergrämen der Tiere habe der Verein nicht nutzen müssen, die Herde sei von selbst weitergezogen, nachdem das Silo umzäunt gewesen sei.

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Das hatte unmittelbare Auswirkungen auf den Verkehr auf der Almert. Auf der dortigen Kreisstraße dürfen Autofahrer normalerweise mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde unterwegs sein, Stadt und Kreis hatten aber vorsichtshalber auf Tempo 50 gedrosselt.

Einen Verkehrsunfall, bei dem glücklicherweise niemand verletzt worden war, hatte die Polizei im Dezember trotzdem aufnehmen müssen. „Der Verein hat uns mitgeteilt, dass die Wisente wieder den Weg nach Wittgenstein gefunden haben“, sagt Markus Risse vom städtischen Ordnungsamt. „Da keine unmittelbare Gefahrensituation mehr besteht, haben wir das Tempolimit wieder aufgehoben.“

GPS-Sender sind außer Betrieb

Dass sich die Herde wieder auf Wittgensteiner Gebiet aufhält, weiß der Verein aus direkten Beobachtungen. Denn die Batterien der GPS-Sender, die einige der Tiere tragen, sind leer. „Wir sind in der Tat auf Beobachtungen angewiesen“, bestätigt Pressesprecher Emmrich.

Wer die Tiere sehe, könne ein entsprechendes Formular auf der Internetseite der Wisent-Welt nutzen, um den aktuellen Aufenthaltsort der Herde zu melden. Um die Tiere mit neuen Sendern auszustatten, müssten sie in Narkose gelegt werden, das wolle man vermeiden, solange es der einzige Anlass sei.

Fütterung soll Schäden vermeiden

Aktuell ruft der Förderverein der Wisent-Welt online zu Spenden auf, um das Winterfutter der Tiere bezahlen zu können. Der Winter sei hart und die Wisente hätten Hunger heißt es dort, außerdem sollten so auch andere Schäden vermieden werden.

Laut dem Zweiten Vorsitzenden des Trägervereins, Johannes Röhl, sei die Schneelage entscheidend gewesen für die Futtersuche der Tiere, die am Silo in Almert endete. Derzeit dürfen Wildtiere nach dem Landesjagdgesetz nur vom 1. Januar bis 31. März gefüttert werden. Unter diese Regelung fallen auch die Wisente.

„Wir brauchen eine sachgerechte Regelung für das Füttern, die allen Wildtieren zugute kommt“, sagt Röhl, der auf eine Novellierung des Gesetzes hofft. Die Frist von Januar bis März sei nicht ausreichend, weil in Wittgenstein auch bis in den April viel Schnee liegen könne. Fänden die Wisente kein Futter, fräßen sie Rinde oder suchten sich anderes Futter, wie die Silage.

>> NAHRUNGSAUFNAHME DER WISENTE

  • Die Aktivität der frei lebenden Wisente ist Thema der wissenschaftlichen Begleitforschung zum Auswilderungsprojekt.
  • Dabei wurden laut Trägerverein auch bereits Daten über die Nahrungsaufnahme der Tiere erfasst.
  • Das Ergebnis: Vor dem Winter steigt der Anteil der Zeit, den die Tiere mit fressen verbringen.
  • Liegt er im Juni und Juli noch zwischen 30 und 35 Prozent, steigt er auf mehr als 50 Prozent im Oktober.
  • Danach sinkt er wieder, was mit der Zufütterung von Silage im Winter zusammenhänge.

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