Bad Berleburg/Schmallenberg. . Der Wisent-Verein zieht positive Bilanz - die Schmallenberger stehen weiter kritisch zum Projekt, auch wenn sie die Wisent-Welt loben.
Die Bilanz ist positiv, auch wenn das Wisentprojekt und sein Trägerverein 2017 ein besonders herausforderndes Jahr erlebt haben. Es begann mit dem Tod des Ideengebers Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein Berleburg im März, war erneut geprägt vom Rechtsstreit um die Herrenlosigkeit der Herde und sorgte am Ende mit der in Schmallenberg umherstreifenden Herde erneut für Schlagzeilen. Trotzdem zieht der Verein eine insgesamt positive Bilanz.
Bilanz
„Das Wisentprojekt lebt. Der Trägerverein konnte im abgelaufenen Jahr wichtige Erfolge und Fortschritte erzielen. Trotz der Klagen von Waldbesitzern lebt unsere Herde nach wie vor in Freiheit“, sagt der 1. Vorsitzender des Trägervereins des Wisentprojektes.
Rechtsstreit
Die Auseinandersetzungen mit Gegnern des Wisentprojektes hat nicht nur juristisch für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt muss der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entscheiden, ob die freilebende Wisentherde im Rothaargebirge herrenlos, also wild ist, oder ob nach wie vor der Trägerverein des Projektes Besitzer der Tiere ist und somit für entstandene Schäden verantwortlich ist. Einen Termin dafür gibt es aber noch nicht, so der Vorsitzende des Trägervereins, Bernd Fuhrmann
Schälschäden
Unabhängig davon werden auch die Schälschäden, die 2017 durch die Tiere an Bäumen entstanden sind, ersetzt. Möglicherweise werde nach 2016 auch für 2017 die volle Fondssumme von 50.000 Euro dafür ausgeschöpft werden müssen, sagte der 3. Vorsitzende Johannes Röhl. Auf Nachfrage erläuterte Röhl, dass der Verein betroffenen Waldbauern angeboten habe, auf Vereinskosten Schälschutz an deren Bäumen anzubringen, sei abgelehnt worden.
21 Tiere leben in der freien Herde am Rothaarsteig
Die freilebende Herde ist inzwischen größer geworden. Sechs Kälber waren in diesem Jahr geboren worden. Drei Jungbullen sind verendet.
9 Tiere leben aktuell im Schaugehege in Wingeshausen
Dort wurden zwei Kälbchen geboren, aber es hat auch zwei Todesfälle bei einem spät geboren Kälbchen und einem weiteren Jungtier gegeben.
Almert
Röhl äußerte sich auch zu den Vorkommnissen in dem Schmallenberer Ortsteil. Dort hatte die freilebende Herde bei der Futtersuche im Winter ein Fahrsilo entdeckt und daran gefressen. In dem Bereich der Landstraße war es dann später auch zu einem Verkehrsunfall mit Sachschaden gekommen, bei dem weder Menschen noch Wisente zu Schaden gekommen waren. Trotzdem hat dies auch die Projektbefürworter nachdenklich gemacht, weil sich viele Schaulustiger der Herde genähert hatten und sich in Gefahr begeben haben, auch wenn die Wisente sich als äußerst friedlich und duldsam erwiesen hatten.
Schmallenberger zu Wisentwelt und freilaufender Herde
„Es war ein von uns nicht gewollter und schon gar nicht gewünschter Fall. ... Die Maßnahmen, die wir auf eigene Kappe vollzogen haben, nämlich das Silo mit einem einfachen Zaun abzuschotten, haben dann auch unmittelbar zum Erfolg geführt. Die Tiere haben den Bereich verlassen“, betont, Johannes Röhl, 3. Vorsitzender
Tourismus
„Wir haben erneut in 2017 zulegen können gegenüber 2016. Rund 1,5 Prozent Besucher haben wir mehr registrieren können. Das erfreuliche dabei, 8600 haben uns die Sauerland Card vorgelegt. Nicht zuletzt auch durch di Mitwirkung des Dorfvereins Aue-Wingeshausen hat sich das hier sehr positiv entwickelt“, ergänzt auch Klaus Brenner, der 2. Vorsitzende.
185.000 Besucher zählte das Besucherareal der Wisent Wildnis Wittgenstein seit ihrer Eröffnung im September 2012.
Wissenschaft
Mit Hilfe der ETN-Stiftung und weiterer Sponsoren ist es dem Verein gelungen die halbe Stelle der wissenschaftlichen Koordinatorin des Projektes erneut zu besetzen, freut sich Bernd Fuhrmann über die Verpflichtung von Kaja Heising. Untersucht werden der Vitalitätszustand geschälter Buchen aber auch die Raumnutzung der Herde.
„Für uns ist es wichtig, dass man die Lebensweise der Tiere besser verstehen lernt. Dafür ist dieses Projekt prädestiniert. So betreut Frau Heising mehrere Abschlussarbeiten von Studenten und Doktoranden an Universitäten“so Julia Vasbender, ETN-Stiftung.
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