Meschede. . Alexa und Helmut Kreienbaum fahren seit 21 Jahren auf der MS Hennesee. Sie lieben jedes Wetter, doch bei Sturm, da lacht der Kapitän.
- Mit Alexa und Helmut Kreienbaum zum Seegespräch auf der MS Hennesee
- Ihre größte Sorge ist ein Gerücht, das sich hartnäckig hält
- Angeblich sei nicht genug Wasser im See: Das stimmt nicht
Das ist die Geschichte einer ganz besonderen Liebe. „Ich freue mich jeden Tag wieder bei meinem Mädchen zu sein“, sagt Helmut Kreienbaum und streicht sanft über das Holz an seiner Steuerkabine. Seine Frau Alexa ist darüber keinesfalls eifersüchtig. Das Ehepaar verbindet die gemeinsame Liebe zum Hennesee und zu „ihrem Mädchen“ – der MS Hennesee.
Während einer Fahrt auf der Talsperre berichten sie von den besonders schönen, spannenden und rührenden Erlebnissen und sagen: „Der See ist durch seine unverbaute Natur einer der schönsten Seen im Sauerland. Und zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter schön.“ Wünschen sie sich etwas?„Nein, wir sind wunschlos glücklich.“ Und das stimmt auch, fast.
Der Hennesee ist zu 72,4 Prozent mit Wasser gefüllt. Das freut Sie?
Alexa Kreienbaum: Das freut uns, aber wir würden uns wünschen, dass sich das endlich auch rumspricht. Durch die Arbeiten am Vorbecken glauben immer noch viele Menschen, dass der Hennesee selbst wenig Wasser hätte. Dabei gab es in den 21 Jahren, in denen wir hier fahren, noch keinen Tag, an dem wir wegen zu geringem Wasserstand hätten an Land bleiben müssen.
Helmut Kreienbaum: Und 72 Prozent Wasserstand im Juli, das ist noch ne Menge.
Sie grüßen die Segler mit einem Hupen? Kennen Sie die alle?
Helmut Kreienbaum: Ja, klar! Die meisten erkenne ich schon, wenn sie um die Biegungen des Hennesees kommen.
Segler kennen die Schifffahrts-Regeln, aber in Mielinghausen wird es für Sie schon mal brenzlig, besonders an einem so schönen Tag?
Alexa Kreienbaum: Ja, die Schwimmer haben keine Vorstellung davon, wie schwerfällig so ein Schiff zu lenken ist. Und wenn wir von Mielinghausen wieder ablegen, müssen wir rückwärts fahren. Da muss mein Mann jedes Mal höllisch aufpassen.
Helmut Kreienbaum: Maximal 400 Fahrgäste an Bord und dann noch Schwimmer, Segler oder Ruderboote auf dem See. Man hat schon eine große Verantwortung als Kapitän.
Merken Sie, dass der See in den vergangenen Jahren durch die Regionale und weitere Investitionen sehr aufgewertet worden ist?
Alexa Kreienbaum: Oh ja, ganz praktisch. Der See ist näher an die Stadt gerückt. Durch die Regionale wurden die neue Sitzecke und der Weg zum Damm finanziert. Ein echter Vorteil ist auch, dass wir hier unten mittlerweile fünf Behindertenparkplätze haben. Gehbehinderte und Rolli-Fahrer, die einen Euro-Schlüssel haben, können bis zum Behindertenparkplatz kurz vor der Anlegestelle fahren.
Und Sie selbst, sind Sie den Weg zur Stadt schon mal gegangen?
Helmut Kreienbaum (schmunzelt): Meine Frau. Ich noch nicht. Ich war noch nicht mal im Damm. Aber das will ich eigentlich mal machen. Dafür bräuchte ich aber einen Termin außerhalb der Saison.
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Seit einigen Jahren wird an Bord auch geheiratet. Wie oft passiert das?
Alexa Kreienbaum: Etwa sechs bis acht Mal im Jahr. Das ist immer besonders nett. Wir würden gern noch mehr machen, auch mit weiteren Cateringangeboten, wie einem Frühstücks- oder Abend-Büfett – aber da sind wir vom Platz einfach beschränkt.
Zuletzt hatten Sie eine besonders außergewöhnliche Aktion.
Helmut Kreienbaum: Ein Motorflieger aus Schüren hat auf unserem Schiff geheiratet. Da er Hennes hieß, habe ich ihm zu Ehren auf der einen Seite die beiden Buchstaben der MS Hennesee abgeklebt. Und als wir in Mielinghausen anlegten, haben seine Kollegen mit einem Doppeldecker zwei Herzen in den Himmel gemalt. Das war schon sehr romantisch.
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Und erinnern Sie sich an eine besonders spannende Geschichte?
Helmut Kreienbaum: Das war als im Oktober 2011 die trächtige Kuh unter unserem Schiff durchgetaucht ist. Als sie links neben der Steuerkajüte abtauchte, dachte ich, die kommt nicht lebend wieder nach oben. Aber sie hat es geschafft, und das Bullenkalb ist ja später sogar von einer Frau gekauft worden. Das Tier wurde kastriert und steht jetzt in Norddeutschland und genießt sein Leben.
Sie fahren bei jedem Wetter. Das machen Ihnen nichts aus?
Helmut Kreienbaum: Nein, wenn es blitzt, dann sitzen wir im Schiff, wie im Auto in einem sicheren Ort. Und wenn es stürmt, dann lacht der Kapitän. Denn dann beginnt die Steuerarbeit, die richtig Spaß macht.
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