Meschede. . Die Kreisleitstelle führt mit dem Umzug nach Meschede-Enste im Gewerbegebiet auch neues System beim Notruf 112 ein. Nicht nur das ist neu.

  • Modernere Computertechnik wird bis Ende des Jahres weiter ausgebaut
  • Jede Telefonnummer eines Anrufers wird inzwischen angezeigt
  • Offene Tür am 20. Mai mit Fahrzeugschau, Cafeteria und Musik

Unter 112 wird Ihnen geholfen: Notrufe aus dem Hochsauerlandkreis kommen inzwischen in der neuen Kreisleitstelle im Gewerbegebiet Enste-Nord an. Vollkommen reibungslos ist die Umschaltung aus der alten Leitstelle an der Mescheder Fritz-Honsel-Straße erfolgt. Helfer profitieren genauso wie Patienten und Unfallopfer von einer neuen Technik am Standort.

Eine „strukturierte Notrufabfrage“

Die modernere Computertechnik ist bereits in Betrieb und wird bis zum Ende des Jahres noch nach und nach weiter ausgebaut. Sie erlaubt künftig die so genannte „strukturierte Notrufabfrage“. „Wir wollen mit ganz wenigen Fragen so viele Informationen wie möglich aus dem Anrufer herausholen“, sagt Michael Schlüter, Leiter der Kreisleitstelle.

Das geht über die bisherigen bekannten „W-Fragen“ hinaus – also wer ruft an, was und wo ist etwas passiert, wie viele Verletzte, bitte auf Rückfragen warten. Künftig wird also noch genauer und vor allem zielgerichteter nachgefragt. Etwa aus dem medizinischen Bereich: Wie ist, nach Feststellung des Anrufers, zum Beispiel die Atmung eines Patienten, wie sein Herzkreislaufzustand. In der Leitstelle kann so sofort viel genauer entschieden werden, was für Hilfe ausgelöst werden muss: „Das Einsatzleitsystem führt einen immer zu dem richtigen Einsatzmittel“, sagt Michael Schlüter.

Mehr technische Infos für die Feuerwehr

Keine Sorge: Es sind einfache Fragen, die jeder beantworten kann. Und am Telefon können Anrufern dadurch sogar konkrete Erste-Hilfe-Hinweise bis zum Eintreffen der Rettungs-Profis gegeben werden – für eine Herzdruckmassage beispielsweise kann telefonisch der Rhythmus eingespielt werden, in denen der Anrufe drücken müsste.

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Auch die Feuerwehr erhält mehr technische Informationen. Über ein per Notruf gemeldetes Auto-Kennzeichen weiß man künftig in der Kreisleitstelle, was für ein Fahrzeug die Helfer am Unfallort erwartet – und damit zum Beispiel auch, wo sich darin die Airbags verbergen oder die Auslöseeinrichtung für den Gurtstraffer.

Jede Nummer wird angezeigt

Für Christof Dürwald, Fachdienstleiter für den Bereich des Rettungsdienstes, Feuer- und Katastrophenschutz bei der Kreisverwaltung, ist die neue Technik ein klarer Gewinn, nicht nur wegen der Informationszunahme. Denn Probleme bereitet die Zunahme an Anrufen über die 112: „Viele glauben, wir sind ein Taxi-Unternehmen ins Krankenhaus. Da fehlen dann die Fahrzeuge für den Ernstfall.“ Bekommt man über die strukturierte Notfallabfrage beispielsweise heraus, dass sich ein Arbeitskollege mit dem Cutter-Messer nur in den kleinen Finger geschnitten hat, reicht es auch aus, wenn dieser eben selbst ins Krankenhaus gefahren wird – das Ausrücken eines Rettungswagens samt Notarzt rechtfertigt das aber nicht.

Dass wir alle gläsern geworden sind, merkt man in der Kreisleitstelle: Jede Telefonnummer eines Anrufers wird hier inzwischen angezeigt und kann zurückgerufen werden – egal, ob jemand eine Geheimnummer hat oder eine Rufnummernunterdrückung eingegeben hat. Dadurch ist inzwischen auch der böswillige Missbrauch des Notrufes auf fünf, sechs Fälle im Jahr gesunken.

Zahlen und Fakten

  • 117.000 Anrufe gehen im Jahr über den Notruf 112, den Krankentransport 0291 / 19222 und die Amtsleitung bei der Leitstelle ein. Darunter sind auch verwaltungsinterne Anrufe: Weil am Wochenende beispielsweise das Kreisjugendamt nicht besetzt ist, wird über die Leitstelle die Rufbereitschaft benachrichtigt.
  • 48.500 Anrufe davon ziehen Einsätze für Rettungsdienst, Krankentransporte und Feuerwehr nach sich.
  • 26.000 Anrufe lösen rettungsdienstliche Notfalleinsätze aus.
  • 13.000 Anrufe ergeben im HSK hilfsfristrelevante Rettungsdiensteinsätze unter Blaulicht.
  • 22 Disponenten bearbeiten im Schichtsystem Anrufe.
  • 2 Minuten: Eine Minute soll das Notruf-Gespräch dauern, eine weitere wird fürs Ausrücken dazugerechnet – nach zwei Minuten soll Hilfe unterwegs sein.

Offene Tür im Rettungszentrum

Das neue Zentrum für Feuerschutz und Rettungswesen des Hochsauerlandkreises in Enste, in dem sich auch die Kreisleitstelle befindet, findet am Samstag, 20. Mai, ein Tag der offenen Tür statt.

Das Feuerwehrzentrum des HSK in Enste .
Das Feuerwehrzentrum des HSK in Enste . © Jürgen Kortmann

Um 11 Uhr wird das Gebäude im Gewerbegebiet Enste-Nord, nach der Eröffnung durch Landrat Dr. Karl Schneider, eingesegnet. Danach gibt es bis gegen 18 Uhr Führungen, in denen die Verwaltungsräume und die Kreisschirrmeisterei mit Atemschutzwerkstatt, Atemschutzübungsstrecke und Schlauchpflege besichtigt werden können. Die Arbeit der Kreisleitstelle, die leider nicht zugänglich ist, wird in einer Präsentation vorgestellt.

Für großes Interesse wird sicherlich die Fahrzeugschau der Beteiligten sorgen: Rettungsdienst und Katastrophenschutz HSK, Feuerwehr, DRK, THW, DLRG und Malteser Hilfsdienst. Bei einer realistischen Unfalldarstellung können Wunden und Verletzungen geschminkt und simuliert werden. Für das leibliche Wohl ist mit einer Cafeteria und einem Grillstand gesorgt. Der Musikzug der freiwilligen Feuerwehr Meschede wird die Eröffnung musikalisch umrahmen.