Eslohe. Seit 25 Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen Eslohe und Kisbér. Zeit, frischen Wind in diese Ehe zu bringen. Das soll geschehen.

  • Partnerschaft zwischen Eslohe und dem ungarischen Kisbér besteht seit 25 Jahren
  • Jubiläum im Oktober soll Anlass für einen Neuanfang sein
  • Leader-Projekt: Workshops und Gespräche geplant

Kisbér und Eslohe feiern in diesem Jahr Silberhochzeit. Seit 25 Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen den beiden Kommunen inzwischen. Das Jubiläum soll genutzt werden, um wieder frischen Wind in diese Ehe zu bringen, denn im Laufe der Zeit hat sich viel verändert, einiges ist eingeschlafen. Doch erloschen ist die Liebe keineswegs. „Wir wollen der Partnerschaft neue Impulse geben und sie wieder mit mehr Leben füllen“, sagt Eslohes Bürgermeister Stephan Kersting.

Erste Details mit Bürgermeister Zoltán Sinkovicz geklärt

Deswegen soll es zum 25-jährigen Bestehen in diesem Jahr nicht nur eine reine Feier geben, es soll ein Neuanfang sein. Bei seinem jüngsten Besuch im ungarischen Kisbér hat Kersting bereits erste Details mit Bürgermeister Zoltán Sinkovicz geklärt. Fest steht bereits: Begangen werden soll das Jubiläum im Oktober im Rahmen des Esloher Herbstes. Mit 40 Gästen werden die Ungarn dafür 1200 Kilometer nach Eslohe reisen und fünf Tage bleiben - darunter Ratsvertreter, Funktionsträger aber auch viele junge Leute. In Workshops will man sich austauschen und voneinander lernen. Inzwischen haben die beiden Kommunen nämlich „mehr oder weniger die gleichen Probleme“, wie Bürgermeister Stephan Kersting sagt. „Die Zeiten, in denen es nötig war, ausgemusterte Krankenwagen und andere materielle Dinge nach Ungarn zu schaffen, um damit zu helfen, sind längst Vergangenheit.“

Die Leader-Managerin für die Region Kisbér, der Ortsvorsteher einer Nachbargemeinde, Eslohes Bürgermeister Stephan Kersting,  Kisbérs Bürgermeister Zoltán Sinkowicz, Annamaria Horvath (langjährige aktive Unterstützerin der Partnerschaft mit Eslohe und Deutschlehrerin in Kisbér) sowie ein Verwaltungsmitarbeiter von Kisbér. Das Gemälde im Hintergrund ist ein Gastgeschenk der Gemeinde Eslohe an die Stadt Kisbér aus dem Jahre 2013. Gemalt hat es der Esloher Künstler Thomas Jessen.) Es zeigt die Rochuskapelle in Eslohe und ist im Rathaus von Kisbér zu bewundern.
Die Leader-Managerin für die Region Kisbér, der Ortsvorsteher einer Nachbargemeinde, Eslohes Bürgermeister Stephan Kersting, Kisbérs Bürgermeister Zoltán Sinkowicz, Annamaria Horvath (langjährige aktive Unterstützerin der Partnerschaft mit Eslohe und Deutschlehrerin in Kisbér) sowie ein Verwaltungsmitarbeiter von Kisbér. Das Gemälde im Hintergrund ist ein Gastgeschenk der Gemeinde Eslohe an die Stadt Kisbér aus dem Jahre 2013. Gemalt hat es der Esloher Künstler Thomas Jessen.) Es zeigt die Rochuskapelle in Eslohe und ist im Rathaus von Kisbér zu bewundern. © Privat

Über Probleme sprechen

Heute sei etwa der demografischen Wandel im ländlichen Raum Ungarns ebenso ein Problem wie im Sauerland. Kisbér leide mit seinen rund 6000 Einwohnern ebenso darunter, dass die jungen Leute in die großen Städte ziehen, wie Eslohe. Aber auch Europa und der Umgang mit der Flüchtlingskrise soll bei dem Treffen auf der Agenda stehen. Wir wollen darüber sachlich und vernünftig diskutieren, sagt Kersting und betont: „Die Europafeindlichkeit, die Ungarn oftmals vorgeworfen wird, kann ich nach meinen letzten Besuchen in Kisbér nicht bestätigen.“ Natürlich habe man unterschiedliche Ansichten, aber man dürfe auch nicht vergessen, dass Ungarn näher dran sei. „Wir wollen über Herausforderungen, daraus resultierende Probleme und deren Bewältigung sprechen“, sagt Kersting.

Workshops, Gesprächsrunden, Exkursionen

Geplant sind Workshops, Gesprächsrunden, Exkursionen und Betriebsbesichtigungen. Stattfinden sollen all diese Veranstaltungen als Leader-Projekt. Derzeit werde gemeinsam mit Regionalmanager Stefan Pletziger der Förderantrag vorbereitet, sagt Stephan Kersting. In Kürze werden die Unterlagen zur Bezirksregierung geschickt. Völlig unabhängig davon, wird es beim Esloher Herbst ein deutsch-ungarisches Rahmenprogramm geben, in dessen Planung auch die Werbegemeinschaft involviert ist. Gefeiert werde also auf jeden Fall, auch, wenn die Bezirksregierung den Antrag ablehne, sagt Kersting. Doch davon gehe er nicht aus.

Leader-Projekt als Initialzündung für den Neustart

Denn: Eben dieses Leader-Projekt solle ja die Initialzündung für den Neustart sein, sagt Kersting. Den wünsche sich übrigens nicht nur die Esloher Seite, sondern auch die ungarische. „Wir wollen uns Gedanken darüber machen, wie wir die Partnerschaft weitergetragen bekommen“, so der Bürgermeister. Nötig sei dafür ein neuer Ansatz, den es zu erarbeiten gelte. Die zentrale Frage werde bei dem Treffen im Oktober daher sein: „Wie stellen wir uns die künftige Zusammenarbeit vor?“

„Viele andere Partnerschaften gehen in die Brüche“, sagt Gudrun Kobilke, die als Sekretärin des Bürgermeisters im Esloher Rathaus auch die zuständige Sachbearbeiterin für die Städtepartnerschaft ist. Genau das wolle man verhindern. „Wir wollen der Partnerschaft durch einen Austausch auf Augenhöhe vielmehr ein neues Gewicht geben“, sagt sie.

Ebenso wie Kersting hat auch sie festgestellt, dass trotz regelmäßiger gegenseitiger Besuche von der Euphorie, die noch vor 25 Jahren herrschte, nicht viel übrig geblieben sei. Aber man müsse das verstehen, sagt Kersting. „Der Anfang war von Euphorie geprägt, weil alles neu war, es sind Freundschaften entstanden und die damals noch notwendige materielle Hilfe hat natürlich auch eine deutlich emotionale Wirkung gehabt.“

Euphorie hat lange getragen

Diese Euphorie habe über viele Jahre getragen. Zumal Deutschland damals auf der anderen Seite ebenfalls sehr dankbar für die Grenzöffnung gewesen sei.

In den vergangenen sechs bis sieben Jahren, habe man bemerkt, dass die Partnerschaft neu angekurbelt werden muss. Auch deshalb, weil seit der Vertragsunterzeichnung vor 25 Jahren ein Generationswechsel stattgefunden habe. „Wenn man bei Zusammentreffen nur noch auf die alten Zeiten zurückblickt, ist das das beste Zeichen dafür, dass etwas geändert muss“, sagt Kersting. Und das wolle man nun in Angriff nehmen.

Idee am Tag der Deutschen Einheit geboren

Gemeindeschützenfest 2012 in Eslohe. Am Festzug beteiligen sich auch Gäste aus  Kisbér. Anlass war das 20-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft.
Gemeindeschützenfest 2012 in Eslohe. Am Festzug beteiligen sich auch Gäste aus Kisbér. Anlass war das 20-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft. © Privat

Seit dem 3. Oktober 1992 besteht die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Kisbér in Ungarn und der Gemeinde Eslohe. Geboren wurde die Idee am Tag der Deutschen Einheit im Jahre 1990, bei dem Csilla Freifrau von Böselager in Eslohe die Festrede hielt. Sie war zum damaligen Zeitpunkt Vorsitzende des Ungarischen Malteser-Caritas-Verbandes und maßgeblich daran beteiligt, als 1989 Ungarn mit der Öffnung der Grenze für die ostdeutsche Bevölkerung den Eisernen Vorhang zerriss. Sie war durch Beziehungen zu Georg von Weichs nach Eslohe gekommen.

Im Sommer 1989 hatte Csilla Freifrau von Böselager spontan die Nothilfe-Versorgung und Unterbringung von über 30 000 Flüchtlingen aus der DDR u. a. in Budapest und Prag organisiert. Sie wurde zum Schnittpunkt zwischen internationalen Medien, den DDR-Flüchtlingen, der deutschen Botschaft und der ungarischen Politik, indem sie die Menschen beruhigte, die Weltpresse informierte, Gespräche hinter den diplomatischen Kulissen führte und so zur friedlichen Öffnung des Eisernen Vorhangs beitrug. Sie dolmetschte in Budapest den Flüchtlingen die Worte des ungarischen Außenministers Gyula Horn „Die Bürger der DDR dürfen aus Ungarn nach Westen ausreisen“. Nach diesem Einsatz wurde ihr in den Medien der Beiname „Engel von Budapest“ gegeben.

Beitrag zu einem vereinten Europa

In der geschlossenen Vereinbarung zwischen Eslohe und Kisbér wurde festgelegt, dass die Partnerschaft als Beitrag zu einem vereinten Europa und zum Frieden zwischen den Menschen in Ost und West dienen soll. Die Einwohner beider Kommunen sollen ihre Beziehungen pflegen und durch aktives Mitwirken zur Verwirklichung der Partnerschaft auf möglichst vielen Gebieten beitragen.

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