Meschede. . Auch in der Abtei Königsmünster wird Ostern gefeiert - ein Gespräch mit dem jüngsten und dem ältesten Mönch über ihr Leben und ihren Glauben.
Darf ein Mönch „schon krass“ sagen? Warum nicht: Ist es ja auch für den Jüngeren, als Bruder Vincent (26) aus der Abtei Königsmünster hört, dass sein Mit-Bruder Andreas (86) jetzt sein 60. Osterfest in der Klostergemeinschaft feiern wird. Ein Gespräch mit dem jüngsten und dem ältesten Mitglied des Konventes über Jung und Alt.
Wie fühlt man sich als Ältester der Klostergemeinschaft? Wird man als „weiser Mann“ betrachtet?
Andreas: Nein, nein. Ich bin der Älteste, seitdem Bruder Ulrich gestorben ist. Ich musste mir das dann erst immer wieder begreiflich machen, dass ich nun der Älteste bin. Gefühlt habe ich mich nicht so. Ich musste das dann einsehen – das habe ich dann aber irgendwann (lacht).
Umgekehrt: Wie fühlt man sich als Jüngster?
Vincent: Alles ist neu, man macht natürlich ständig Fehler und wird verbessert. Da fühlt man sich tatsächlich ein bisschen wie „der Kleine“. Bei mir kam dazu, ich hieß vorher Jonas und der Novizenmeister heißt auch Pater Jonas. Um das auseinander halten zu können, war ich automatisch immer der „kleine Jonas“ (lacht ebenfalls).
Was bedeutet Ostern für Sie beide?
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Andreas: Ostern ist das Fest des Jahres. Es gibt liturgisch nichts darüber, Christi Auferstehung ist das Äußerste. Ich kann jetzt mein 60. Osterfest im Konvent feiern.
Vincent: Für mich ist es das erste Osterfest im Kloster. Ostern ist die Mitte des Glaubens. Der Apostel Paulus schreibt, wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann wäre unser ganzer Glaube sinnlos. Für mich ist Ostern die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern dass das Leben am Ende gewinnt.
Neiden Sie Vincent die Jugend?
Andreas: Nein! Ich bin dankbar, dass ich so alt bin. Ich habe es geschafft!
Wie betrachtet man die Älteren? Sind das Vorbilder?
Vincent: Alle Altersstufen sind hier im Kloster vertreten. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich von der Erfahrung der Älteren profitiere. Als 26-Jähriger hat man andere Fragen, vieles ist nicht so klar wie für einen, der schon Mitte 50 ist. Ich empfinde das als großere Bereicherung, dass ich immer fragen kann. Alle Krisen, alle Probleme, die ich habe, die haben andere ja schon hinter sich.
Was bedeutet Ihnen die Klostergemeinschaft?
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Vincent: Ich bin noch dabei, da hineinzuwachsen und meinen Platz zu finden. Ich merke aber schon, dass es ein Zuhause für mich, in dem ich mich wohlfühle, wo ich mich aufgehoben fühle. Die Gemeinschaft ist mit ein Grund, warum ich eingetreten bin.
Andreas: Ich brauche die Gemeinschaft, damit ich Gotteslob singen kann. Als Einsiedler kann ich das doch nicht. Ich brauche eine Gemeinschaft, die mit mir oder in der ich Gotteslob singen kann. Das ist für mich das Wichtigste. Natürlich hält einen die Gemeinschaft auch. Als Individualist kann ich mich in die Gemeinschaft einbringen. Das ist sehr tröstlich.
Ist das Ihre Heimat hier?
Andreas: Nein, ich versuche, das nicht als Heimat zu betrachten. Für mich ist das hier der Übergang zum Himmel, zur Ewigkeit. Meine geografische Heimat bleibt Niederschlesien, die musste ich verlassen, die bekomme ich nicht mehr. Die ist weg.
Vincent: Ich komme aus Belecke, so dass das schon geografisch meine Heimat ist. Heimat ist da, wo die Menschen sind, die ich kenne, die mich kennen. Wenn die Klostergemeinschaft irgendwo anders als im Sauerland wäre, dann glaube ich, könnte ich das auch als Heimat bezeichnen.
Ersetzt die Klostergemeinschaft die Familie?
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Vincent: Ersetzen kann man Familie nicht, aber die Gemeinschaft wird schon ein bisschen dazu.
Andreas: Das ist schon eine große Familie, in der ich hier lebe.
Was kann ein Jüngerer von Älteren lernen?
Vincent: Ausdauer im geistlichen Leben. Gerade wenn man jung ist und wenn die ersten Probleme im Klosterleben auftreten, dann lernt man von denen, die es geschafft haben weiterzukommen, dass man dranbleiben muss und nicht die Flinte ins Korn werfen darf.
Umgekehrt: Lernen Ältere auch noch von Jüngeren?
Andreas: Ja. Ich freue mich, wenn ich Jüngere sehe, die begeistert sind. Und ich frage mich dann selber, habe ich noch Begeisterung? Ich lerne, mich weiter zu hinterfragen.
Jüngere Gleichaltrige haben jetzt ihr erstes Auto, ihre erste Freundin. Was haben Sie stattdessen?
Vincent: Ich habe 50 Brüder, eine ganz neue Lebensform, einen ganz neuen Namen, einen anderen Tagesrhythmus. Wie andere in meinem Alter, die jetzt vielleicht eine Familie gründe, habe ich auch das Gefühl: Ich bin angekommen. Ich habe eine Entscheidung getroffen, ich habe mich gebunden. Und das fühlt sich gut an.
Klosterurlaub in Bayern
Wie hält man sich eigentlich fit im Mescheder Kloster? Ist das nur eine geistige Sache?
Andreas: Nein, ich gehe mittwochs schwimmen und dreimal in der Woche jogge ich. Schon seit Jahrzehnten.
Vincent: Oh, da hat mir Bruder Andreas einiges voraus. Ich bin durch meine Arbeit im Refektorium, also im Speisesaal der Mönche, ständig unterwegs und muss ständig hin- und herrennen. Abends bin ich gut müde. Es wäre aber schon ganz gut, joggen zu gehen...