Meschede. . Der erste Jahrgang eines neuen Apfelkorns ist in der Abtei Königsmünster herangereift. Damit wird ein Erbe aufrecht erhalten. Schnapsbrennereien gab es schon immer in Klöstern.
Der beliebte Apfelsaft aus dem Kloster hat jetzt ein Geschwisterchen bekommen – einen edlen Apfelkorn. Und weiterer Nachwuchs reift schon heran: In zwei Jahren soll der erste Mescheder Calvados zu genießen sein, das erste Jahr in Eichenfässern hat er schon hinter sich.
„Apfel + Korn“ hat die Abtei Königsmünster ihren 21-prozentigen Ableger getauft. Der Impuls kam von außen, ein Getränkehändler aus dem Soester Raum hatte nach einem regional hergestellten Apfelkorn gesucht. Und mit Äpfeln kennt sich das Mescheder Kloster ja bekanntlich aus. Nur Äpfel aus dem Klostergarten werden dafür verwendet. Das Korn wird von einer Brennerei zugekauft, dann in Meschede mit Apfelsaft, Gewürzen und frischem Zitronensaft hergestellt. Er reift in den Räumen der Mosterei heran, der erste Jahrgang ist für den Verkauf beim Adventsmarkt am Wochenende abgefüllt.
Bewusstes Genießen
Alkohol aus dem Kloster? „Wir haben keine Scheu zu sagen, dass wir diese Dinge herstellen“, sagt Pater Werner Vullhorst, der Leiter der „Lebensmittelmanufaktur“ der Abtei. Unter diesem neuen Begriff laufen alle Bereiche der Abtei, die sich um die Lebensmittel kümmern – der alte Begriff „Klosterküche“ war zu eng gefasst, die Bäcker etwa fühlten sich darunter nicht richtig vertreten.
Hier wird ein Erbe aufrecht erhalten. Schnapsbrennereien gab es schon immer in Klöstern. Darin wurden Kräuter haltbar gemacht und als Medizin verabreicht. Und ein Schnaps darf auch getrunken werden. An hohen Festen, etwa an Ostern, gibt es auch im Konvent am Klosterberg nach dem Mittagessen einen Schnaps: „Ein Fest bezieht sich nicht nur auf eine Feier in der Kirche, sondern setzt sich im Refektorium fort. Und zu einem guten Festmahl gehört ein Glas Wein und am Ende des Essens ein Schnaps. Man muss sich darauf freuen können.“
Wohlgemerkt: Ein Schnaps. Denn der Genuss-Aspekt, dieses bewusste Genießen, ist wichtig. „Ein kultivierter Umgang mit Genussmitteln bewahrt vor Sucht“, sagt Pater Werner. Und in einem Genussmittel stecke schließlich menschliche Handwerkskunst. Und diese Kunst soll erhalten werden. Deshalb produziert das Kloster auch nicht Unmengen, denkt auch nicht an mögliche Franchise-Nehmer: „Wir wollen keine Masse umsetzen, sondern Qualität. Und Qualität ist begrenzt.“ Die Abtei investiert deshalb nicht in Werbung, der Apfelkorn soll sich durch seine Qualität selber herumsprechen: „Wir brauchen einen langen Atem, damit die Menschen darauf aufmerksam werden.“ Pater Werner spricht übrigens nicht gerne von einer „Lebensmittelproduktion“: „Dahinter steckt eine seelenlose Industrialisierung.“ Für ihn ist vielmehr die Rückbindung an den Schöpfungsgedanken Gottes wichtig.
Auch der erste Calvados reift heran
Der Apfel spielt in der Abtei eine große Rolle. Die Saftherstellung hatte in den Gründerzeiten Bruder Benignus Schleicher aufgebaut – er kam aus Baden-Württemberg und staunte, dass im Sauerland bis dahin niemand Obst presste. Er baute die Gärtnerei auf, legte eine Streuobstwiese an und begann, die Früchte für den Eigenbedarf zu verarbeiten. Pater Werner steht in seiner Nachfolge. In zwei Jahren soll auch der Calvados auf den Markt kommen. Der reift in Eichenfässern in der „Sauerländer Edelbrennerei“ in Kallenhardt heran. Die Flüssigkeit dafür war unverkäuflich gewordener Apfelsaft aus den Vorjahren. Der wurde abgekocht, von einem Labor für ordnungsgemäß befunden, vergoren und dann als Calvados eingelagert. Denn Lebensmittel wegzuwerfen, verträgt sich eben auch nicht mit der Kloster-Philosophie.