Menden. . Peinliche Panne bei einem Besuch des LWL-Direktors Wolfgang Kirsch in Menden. Er hielt den Mendener Bau-Fachbereichsleiter Frank Wagenbach für den Bürgermeister. Der sonst so präsente echte Amtsinhaber Volker Fleige stand irritiert daneben. Schuld war übrigens das Internet.
Da ist der echte Bürgermeister für einen kurzen Moment sprachlos. Beim klassischen Händeschütteln mit dem Landschaftsverbands-Präsidenten Wolfgang Kirsch steht Volker Fleige auf einmal hintenan. Kirsch begrüßt ganz offiziell einen ganz anderen als Stadtoberhaupt. Kirsch erwischt ausgerechnet Bau-Fachbereichsleiter Frank Wagenbach, mit dem sich Fleige nicht immer ganz grün war.
Kritik an Mittelzuweisung
Schnell sind alle bemüht, dass der eigentliche Grund für den Besuch nicht zur Nebensache wird. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Geldverteiler hat höchst politische Botschaften mit an die Denkmalfront zum Schmarotzerhaus gebracht. Kirsch, der sich in seinen letzten drei Monaten Amtszeit befindet, macht gegen die Mittelvergaben durch die rot-grüne Landesregierung beim Denkmalschutz mobil. Gut vier Millionen Euro jährlich zahlt das Bauministerium noch an Zuschüssen, für Erhalt, Umbau und Renovierung von Denkmälern. „Vor 20 Jahren waren es umgerechnet 30 Millionen Euro“, sagt Kirsch.
60 Millionen Euro für Kredite
Die neu vergebenen zusätzlichen 60 Millionen Euro an Krediten hält CDU-Mann Kirsch nur bei Objekten, die sich wirtschaftlich selbst tragen, für sinnvoll. „Ihrem Verein nutzen nur Zuschüsse“, sagt Kirsch an die Mendener Stiftung „Denkmal und Kultur“ gerichtet. Das Schmarotzerhaus an der Stadtmauer sei ja eben ein Denkmal, das sich nie selbst tragen werde. Vermietungen lohnen sich in dem kleinen verwinkelten historischen Gebäude nicht. Und auch ein Unternehmen wird kaum an der Stadtmauer einziehen wollen. Dennoch sei das historische Fachwerkhaus von 1709 eben erhaltenswert. Es müsse Denkmäler für die Allgemeinheit geben.
Der Mendener Verein hatte das Schmarotzerhaus 2009 als Museum in Betrieb genommen. „Wir brauchen die Fördermittel aller“, sagt Projekt-Initiator Peter Hoppe. Bei ihm rannte Kirsch offene Türen ein. Der LWL-Präsident weist noch einmal drauf hin: „Wenn sich das Land aus der mittelbaren Förderung zurückzieht, bekommen wir auch Bundesgelder nicht.“
Ministerium setzt auf Kreditmodell
SPD-Bürgermeister Volker Fleige hält sich vornehm zurück. Er lässt Wolfgang Kirsch mit Museumsleitung und Vereinsrepräsentanten durch das enge Haus ziehen. Auch zu dem Finanzierungsstreit sagt Volker Fleige (SPD) wenig. Er appelliert eher an den Landschaftsverband, der für die endgültige Verteilung der knappen Mittel zuständig ist: „Wir hoffen auf Ihre Unterstützung.“ Menden habe viele interessante Denkmäler zu bieten.
NRW-Bauminister Michael Groschek verkaufte das neue Modell bei der Vorstellung im Oktober 2013 als Erfolg. Das Kredit-Modell sei sogar eine Verbesserung. „Auf diese Weise kann beispielsweise ein Eigentümer eines Denkmals die Darlehensförderung nicht nur für die denkmalgerechte Erneuerung seiner Fenster, sondern für seinen gesamten Umbau beantragen.“
Foto im Internet eingeprägt
Auch das Gut Rödinghausen ist Thema. Der angekündigte Umbau des denkmalgeschützten Gutshofes von 1807 zum Industriemuseum wird viel Geld kosten. Der erfolgreiche Umbau des Schmarotzerhauses und des Poenigeturms sei Vorbild für das Großprojekt. Großes ehrenamtliches Engagement und die Initiative der Stiftung könne auch den Umbau von Gut Rödinghausen möglich machen. Aber: „Hier werden dringend Fördermittel benötigt, um die Denkmalsubstanz zu erhalten“, sagt Fleige in einer vorbereiteten Mitteilung, die den Gästen beim Kirsch-Besuch verteilt wird.
Zurück zur Verwechslungsgeschichte: Kirsch liefert mit einiger Verzögerung dann auch eine Erklärung für sein peinliches Missgeschick. Er habe sich am Tag zuvor ein Foto von Fleige im Internet angesehen und eingeprägt. Frank Wagenbach habe Fleige dann aber doch irgendwie zu ähnlich gesehen. Kirsch bittet darum, es ihm doch einfacher zu machen: „Nächstes Mal bringen Sie aber kein Double mit, Herr Bürgermeister.“