Lendringsen. . Um Gut Rödinghausen vom Holzwurm zu befreien, sollen die Räume des Denkmals im Frühsommer mit 100 Grad heißer Luft erhitzt werden. Dafür schrieb die Stadt jetzt Spezialfirmen an, sagte Architekt Wolfgang Luig. Den Vorschlag aus dem Gut ein Industriemuseum zu machen, hält Luig für überlegenswert.

Damit die thermische Schädlingsbekämpfung durchschlagenden Erfolg hat, muss die Heißluft das Innere jedes einzelnen Holzbalkens auf 55 Grad Celsius erwärmen, berichtet Luig. Eine tödliche Prozedur für den „gescheckten Nagekäfer“, wie der Holzwurm korrekt heißt: Die Hitze verfestigt das Eiweiß im Wurm wie beim Spiegelei in der Pfanne.

Allerdings gibt es gravierende Unterschiede zwischen dem alltäglichen Umgang mit Hitze und dem Denkmalschutzprojekt am Gut: „Das Beheizen der Räume läuft im Prinzip wie beim Karnevalszelt am Neumarkt“, schmunzelt Luig. Weil aber hohe Temperaturen in dem betagten Gebäude das alte Holz und die Textilbespannung an den Wänden reißen lassen könnten, sei große Sorgfalt geboten.

Gesamtsanierung für 600 000 Euro

So werde man Sonden in besonders sensiblen Bauteilen anbringen, um die Kern-Temperatur des Holzes ebenso laufend zu messen wie den Feuchtigkeitsgrad. Bespannungen und andere empfindliche Bereiche würden mit einer alu-kaschierten Folie abgedeckt, um sie vor der Hitze zu schützen, so gut es geht.

Die Sanierung, deren Gesamtkosten der Immobilienservice Menden auf 600 000 Euro beziffert, begleitet ein Holzschutz-Sachverständiger. Zudem holte sich Luig Rat beim Detmolder Freilichtmuseum, das über Erfahrung mit thermischer Schädlingsbekämpfung verfügt. Ständig im Boot sitzen überdies Experten des Münsteraner LWL-Amtes für Denkmalpflege in Westfalen.

Den Vorschlag der CDU-Fraktion, aus dem Gut ein Industriemuseum zu machen, hält Luig für überlegenswert. Diese Planung ließe sich seiner Ansicht nach trotz anderslautender Nutzungsvorschriften, die Eigentumswohnungen vorsehen, umsetzen, weil mit dem Einverständnis von Besitzern und Denkmalbehörde durchaus zu rechnen sei. Die Stadt hatte indes zugesagt, auch andere Vorschläge und Anträge gleichrangig zu prüfen. So setzt sich die USF für die Einrichtung eines Hospizes in dem 1807 erbauten Herrenhaus ein. Der CDU-Antrag ist am Mittwoch Thema im Kulturausschuss, der ab 17 Uhr öffentlich im Scaramouche im Hallenbad tagt.

Das Gut gehört der Familie Dücker-Plettenberg und steht seit 1983 in der Denkmalliste. 2007 kaufte es die Stadt in Erbpacht für 800 000 Euro, um einen angeblich geplanten Kauf durch die NPD zu verhindern. 2012 wurde der Verkehrswert mit 0 Euro beziffert.