Menden. . Der 47 Jahre Computerspezialist Karsten Zimmer aus Menden ist Daten-Dieben auf der Spur. Unternehmen beauftragen ihn im Kampf wegen Wirtschaftsspionage. Und Staatsanwaltschaften arbeiten mit ihm bei der Aufdeckung von Internet-Kriminalität zusammen.

NRW-Innenminister Jäger (SPD) hat dieser Tage Alarm geschlagen: Wirtschaftsspione nutzen zunehmend moderne Informationstechnologien (IT), um Konkurrenten auszuspähen. „Die digitale Wirtschaftsspionage wird in den nächsten Jahren noch drastisch zunehmen“, sagt der EDV-Sachverständige Karsten Zimmer aus Menden. Der IT-Forensiker ist im Auftrag von Unternehmen solchen Daten-Dieben auf der Spur, und er hilft Staatsanwaltschaften bei der Aufdeckung von Internet-Kriminalität.

Es ist 11 Uhr morgens, es geht eine Treppe hinunter in die „heiligen Hallen“ des 47 Jahre alten Sauerländers. Karsten Zimmer hat die Internetseite seiner Firma csi-menden.de genannt, natürlich kommen einem diese amerikanischen Endlos-Serien in den Sinn, in denen flackernde Stadtaufnahmen im Schnelldurchlauf bei Szenenwechseln erscheinen und IT-Forensiker im Dunkeln auf flimmernde Bildschirme starren. In Karsten Zimmers Kellerraum, seinem Büro, brennt Licht, Bildschirme stehen auf den Tischen.

Virtueller Spürhund

Der gebürtige Hemeraner ist Mitglied im Bund Deutscher Kriminalbeamter, er ist sozusagen ein virtueller Spürhund, ein Kommissar Netz in den auch für Kriminelle unendlichen Weiten des Internet. Vor Monaten, beschreibt er seine Arbeit anhand eines Beispiels, hat ihn die Prokuristin einer Ruhrgebiets-Firma angerufen und von einem bösen Verdacht erzählt: mehr als 30 aus dem Unternehmen ausgeschiedene Mitarbeiter hätten Geschäftsinformationen mit zu ihrem neuen Arbeitgeber genommen. Zimmer wurden Notebooks, Smartphones und PC ausgehändigt. „In meinem Büro begann die eigentliche Arbeit als IT-Forensiker.“ Er baute Festplatten aus, sicherte Daten und nutzte eine Forensik-Software.

Am Ende hatte sich seine Geduld („man braucht einen langen Atem“) ausgezahlt. Das Ergebnis der digitalen Puzzlearbeit im Fall der Ruhrgebiets-Firma: „pornografische Bilddateien auf firmeneigenen PC-Systemen; E-Mail-Konten der neuen Firma wurden auf Systemen des alten Arbeitgebers eingerichtet und benutzt; Daten und Informationen wurden über Soziale Netzwerke (Facebook & Co.) ausgetauscht, auch von derzeit noch beschäftigten Personen.“ Kurzum: Der IT-Forensiker hatte Computersystemeinbrüche erkannt, durch kriminaltechnische Untersuchungen von EDV-Systemen aufgeklärt und gerichtsverwertbare Beweise gesichert.

Unsichtbare Spione

Wurden früher Deckmänner für Datenklau in Firmen eingeschleust - die sensible Unterlagen fotografierten oder kopierten -, sind es heutzutage unsichtbare Spione: IT-Programme oder Computerviren. Wobei es den Experten des Datenklaus über E-Mail, USB-Stick oder Handy oft sehr leicht gemacht wird. „Viele Firmen haben den Großteil der Geschäftsunterlagen digitalisiert und gehen damit zu sorglos um.“

Was aber auch für Privatleute gilt - die beispielsweise denken, dass durch das Löschen eines Papierkorbes Daten für immer verschwunden sind. Oder jene, die Kopien ihres Personalausweises bei Wohnungsbewerbungen mailen. „Ein gefundenes Fressen für Internet-Kriminelle“, sagt der IT-Experte, der auch Daten auf Handys, USB-Datenträgern, Navigationsgeräten oder Kameras auswertet. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich an die Daten komme“, sagt der Detektiv im weltweiten Netz. „Es gibt keine Geheimnisse im Internet.“

Eine Frage der Zeit

Das ist insbesondere für Polizeiermittler und Staatsanwaltschaften eine gute Nachricht, die sich mit dem Aufdecken von Kinderpornografie beschäftigen. „Man bekommt Passwörter heraus. Sie zu entschlüsseln kann aber bisweilen Jahre dauern.“

Zimmer spricht von einer hohen Trefferquote bei seiner Arbeit. Auch an kompliziert verschlüsselten Informationen zu kommen, sei nur eine Frage der Zeit, sagt der Mann mit der csi-menden.de-Internetseite. Apropos: Herr Zimmer, schauen Sie sich denn CSI-Krimis im Fernsehen an? Der Mendener lächelt und sieht in Richtung der Computer-Bildschirme: „Dafür habe ich keine Zeit.“