Menden. . Die Demonstration gegen höhere Kindergartenbeiträge war nur die Spitze des Eisberges. Es gibt Familien, die sich wegen der steigenden Kosten in Menden so unwohl fühlen, dass ihnen purer Protest nicht mehr genügt. Sie wollen fortziehen. Die Familie von Matthias Bilstein gehört dazu.

Die Demonstration gegen höhere Kindergartenbeiträge war nur die Spitze des Eisberges. Es gibt Familien, die sich wegen der steigenden Kosten in Menden so unwohl fühlen, dass ihnen purer Protest nicht mehr genügt. Sie wollen fortziehen. Die Familie von Matthias Bilstein gehört dazu.

„30 Prozent Erhöhung, das ist für einen Alleinverdiener schon eine Hausnummer“, sagt der 30-Jährige aus Hüingsen über die jüngst vom Rat beschlossene Elternbeitragssteigerung. Dass es für Familien mit kleinen Kindern ungemütlicher in Menden wird, hat er aber schon vorher beobachtet.

Beispiel Grundschulen: Weil die Adolf-Kolping-Schule in Hüingsen geschlossen werden soll, wird Matthias Bilsteins jüngstes Kind nach der Einschulung per Bus zu einer weiter entfernten Schule fahren müssen.

Beispiel Sportvereine: Die Einführung von Hallengebühren werden Familien in Form steigender Mitgliedsbeiträge zu spüren bekommen.

Hinzu kommen weitere Kostensteigerungen, die nicht in der Verantwortung der Mendener Politik und Verwaltung liegen, die Familie Bilstein aber genau so ärgern. Darunter sind die Benzinkosten dem Familienvater ein besonderer Dorn im Auge, denn er pendelt zur Arbeit nach Hemer. „Wir haben jedes Jahr weniger“, bewertet Matthias Bilstein das Realeinkommen seiner Familie.

Familie Bilstein fühlt sich in Menden nicht mehr willkommen

Die Entwicklung hat dazu geführt, dass bei ihm zu Hause mittlerweile sehr konkret über einen Umzug beraten wird. „Die Überlegung ist schon ziemlich deutlich“, sagt der zweifache Vater. Er findet Hemer als neuen Wohnort sympathisch: „Wenn ich umziehe, dann Richtung Arbeit“, erklärt er. Ein Eigenheim haben die Bilsteins nicht in Hüingsen, deshalb ist die Hürde für einen Umzug nicht so hoch. „Ich muss nicht in Hüingsen bleiben“, sagt der 30-Jährige.

Ob es seiner Familie in Hemer besser gehen würde als in Menden, vermag Matthias Bilstein nicht auf den Euro genau vorherzusagen. Er folgt stark einem Bauchgefühl, dass er in Menden nicht mehr willkommen ist. „Hier wird alles gegen Kinder und Familien gemacht“, sagt er. Statt in die Zukunft zu investieren, würde die Stadt auf Kosten der Familien die Schulden abbauen, die frühere Generationen aufgetürmt haben. „Menden wird immer familienabstoßender.“

In seinem Bekanntenkreis gebe es viele Familien mit kleinen Kindern, die ähnliche Gedanken hätten. Symptomatisch war für den 30-Jährigen auch die öffentlich gewordene interne Mail von Bürgermeister Fleige, in der der Verwaltungschef über Beruhigungsmittel für eine Mutter sprach, die sich ebenfalls über die Elternbeiträge beschwerte. „Die Politik und die Verwaltung scheinen sich für die Probleme von Familien wenig zu interessieren“, lautet Matthias Bilsteins Schlussfolgerung.

Ob seine Familie am Ende tatsächlich umzieht? Er sondiere bereits die Wohnungsanzeigen aus Hemer, sagt der Familienvater. „Vielleicht entscheidet es nur der Münzwurf“, sagt er.