Menden. Die Untersuchungszeit kann durch das neue MRT-Gerät in der Mendener Radiologie halbiert werden. So sieht es in den neuen Räumen aus.

Das, was sie mit ihren geschulten Augen sehen, entscheidet oft über den weiteren Weg von Patientinnen und Patienten. Gutartig oder bösartig, behandlungsbedürftig oder eher nicht? Die Radiologiepraxis am St.-Vincenz-Krankenhaus ist vor wenigen Monaten umgezogen – aus dem „Langen Eugen“ ins Untergeschoss des Ärztehauses.

Dr. Dirk Scherer, Radiologe in der Radiologie Iserlohn-Menden, in einem Praxisraum, in dem nach der Untersuchung mit dem Patienten oder der Patientin Befunde besprochen werden können.
Dr. Dirk Scherer, Radiologe in der Radiologie Iserlohn-Menden, in einem Praxisraum, in dem nach der Untersuchung mit dem Patienten oder der Patientin Befunde besprochen werden können. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Die Patienten sollen sich bei uns wohl fühlen.
Dr. Stephan Kruse - Geschäftsführer und Radiologe

Die neuen Räume sind hell und einladend gestaltet. „Wir wollen, dass die Patienten eine freundliche Umgebung haben“, betont Dr. Stephan Kruse, Geschäftsführer der Radiologie Iserlohn-Menden, im Gespräch mit der Westfalenpost. „Gerade wenn sie vielleicht eine schlimme Diagnose haben, dann wäre es noch furchtbarer, wenn sie hier in einem dunklen Kabuff sitzen müssten. Die Patienten sollen sich bei uns wohl fühlen.“

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3,3 Millionen Euro hat die Radiologie Iserlohn-Menden in den Standort Menden investiert. Alleine die Kosten für die neuen Geräte belaufen sich auf 1,8 Millionen Euro. Hinzu kommen zahlreiche Arbeiten, um die einstigen Kursräume des Physiozentrums Menden in eine radiologische Praxis umzubauen. Die Räume wurden – unter der Bauaufsicht des Mendener Architekten Berndes – komplett entkernt. Rund eine Woche musste die radiologische Praxis wegen des Umzugs schließen – auch damit alle Mitarbeitenden für die neuen Geräte eingearbeitet werden konnten. Dafür erwartet die Patientinnen und Patienten nun eine hochmoderne Praxis.

Dr. Klaus Struk, Geschäftsführer der Radiologie Iserlohn-Menden, am neuen Mammographie-Gerät in der Praxis, die sich im Ärztehaus am St.-Vincenz-Krankenhaus befindet.
Dr. Klaus Struk, Geschäftsführer der Radiologie Iserlohn-Menden, am neuen Mammographie-Gerät in der Praxis, die sich im Ärztehaus am St.-Vincenz-Krankenhaus befindet. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Beim neuen MRT-Gerät (Magnetresonanztomographie) sind die Auflösung und die Qualität der Bilder besser, erläutert Radiologe Dr. Dirk Scherer. Zudem muss der Patient weniger Zeit im Gerät verbringen – etwa die Hälfte der früheren Untersuchungszeit fällt an. Eine Untersuchung des Schädels habe früher fast 20 Minuten gedauert: „Jetzt sind es – zum Beispiel bei einem akuten Schlaganfall – nur noch gut acht Minuten“, erklärt Radiologe Dr. Stephan Kruse.

Anbindung ans Krankenhaus

Die enge Anbindung ans Mendener Krankenhaus sei für die Radiologie Iserlohn-Menden sehr wichtig, betont Dr. Stephan Kruse: „Hier geht es auch um das Überleben von radiologischen Praxen.“ Er wolle keine Investoren in der Gemeinschaftspraxis, durch die die Gewinnmaximierung im Vordergrund stehe: „Das wird es mit mir hier nicht geben.“

Der Einstieg ist mittlerweile großflächiger als vorher.
Dr. Stephan Kruse - Radiologe, über das neue MRT-Gerät

Die kürzere Untersuchungsdauer kommt auch Patienten, die die Enge des MRT-Geräts nicht mögen, entgegen. Indes: So „eng“ wie das alte Gerät ist das neue nicht. „Der Einstieg ist mittlerweile großflächiger als vorher“, erläutert Dr. Stephan Kruse. Darüber hinaus bekommen Patienten Kopfhörer auf die Ohren, und über dem MRT-Gerät ist ein blauer „Himmel“ mit beleuchteten grünen Blättern, Sonnenstrahlen und weißen Wolken zu sehen, in der Hand des Patienten liegt ein Notrufball. Vom Nachbarzimmer hat eine Mitarbeiterin die Patienten während der Untersuchung immer im Blick. „Wir tun alles, was geht, um die Untersuchung leichter zu machen“, sagt Dr. Stephan Kruse. Dass Patienten starke Angst vor der Untersuchung in der „Röhre“ haben, komme auch nicht mehr so oft vor: „Das ist nur ab und zu der Fall“, erläutert Radiologe Dr. Klaus Struk, Geschäftsführer der Radiologie Iserlohn-Menden. Schwere Angstpatienten können in solchen Fällen Beruhigungsmittel erhalten.

Elisabeth Geldsetzer - hier am Röntgengerät in der Mendener Praxis - ist Praxismanagerin der Radiologie Iserlohn-Menden.
Elisabeth Geldsetzer - hier am Röntgengerät in der Mendener Praxis - ist Praxismanagerin der Radiologie Iserlohn-Menden. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Neben dem MRT-Gerät gibt es in der Praxis noch mehr High-Tech wie zum Beispiel ein Gerät für Mammographien und ein Röntgengerät. Fast alles befindet sich in der radiologischen Praxis. Nur das – ebenfalls neue – CT-Gerät (Computertomographie) befindet sich in der 2. Etage des St.-Vincenz-Krankenhauses. „Wir hätten das auch bei uns in der Praxis aufstellen können“, erläutert Dr. Stephan Kruse. „Platz genug hätten wir dafür.“ Für die schnelle Versorgung bei zeitkritischen Untersuchungen von Krankenhaus-Patienten sei es allerdings sinnvoll gewesen, das Gerät dort aufzustellen: „So sind die Wege – gerade bei Notfallpatienten – kurz.“ Die Strahlenbelastung für Patienten sei bei neuen CT-Geräten deutlich geringer als früher.

Für stationäre Patienten haben wir die Vereinbarung, dass wir die Untersuchungen innerhalb von zwei bis drei Werktagen durchführen.
Dr. Stephan Kruse - Radiologe

Die radiologische Praxis ist mehr als gut ausgelastet. Für ambulante Patienten beträgt die Vorlaufzeit für MRT-Termine etwa sechs bis acht Wochen, für andere Untersuchungen gehe es schneller. Es werde versucht, Termine je nach Dringlichkeit zu steuern. „Für stationäre Patienten haben wir die Vereinbarung, dass wir die Untersuchungen innerhalb von zwei bis drei Werktagen durchführen“, sagt Dr. Stephan Kruse.

Die neue Radiologie Iserlohn-Menden

Dr. Dirk Scherer, Radiologe in der Radiologie Iserlohn-Menden, in einem Praxisraum, in dem nach der Untersuchung mit dem Patienten oder der Patientin Befunde besprochen werden können.
Dr. Dirk Scherer, Radiologe in der Radiologie Iserlohn-Menden, in einem Praxisraum, in dem nach der Untersuchung mit dem Patienten oder der Patientin Befunde besprochen werden können. © WP Menden | Corinna Schutzeichel
Dr. Klaus Struk, Geschäftsführer der Radiologie Iserlohn-Menden, am neuen Mammographie-Gerät in der Praxis, die sich im Ärztehaus am St.-Vincenz-Krankenhaus befindet.
Dr. Klaus Struk, Geschäftsführer der Radiologie Iserlohn-Menden, am neuen Mammographie-Gerät in der Praxis, die sich im Ärztehaus am St.-Vincenz-Krankenhaus befindet. © WP Menden | Corinna Schutzeichel
Dr. Stephan Kruse, Geschäftsführer der Radiologie Iserlohn-Menden, am neuen Magnetresonanztomographen in der Mendener Praxis. Das Gerät ist dort seit wenigen Monaten in Betrieb.
Dr. Stephan Kruse, Geschäftsführer der Radiologie Iserlohn-Menden, am neuen Magnetresonanztomographen in der Mendener Praxis. Das Gerät ist dort seit wenigen Monaten in Betrieb. © WP Menden | Corinna Schutzeichel
Elisabeth Geldsetzer - hier am Röntgengerät in der Mendener Praxis - ist Praxismanagerin der Radiologie Iserlohn-Menden.
Elisabeth Geldsetzer - hier am Röntgengerät in der Mendener Praxis - ist Praxismanagerin der Radiologie Iserlohn-Menden. © WP Menden | Corinna Schutzeichel
Wer eine Kernspintomographie (MRT) in der Radiologie Iserlohn-Menden durchführen lässt, schaut dabei vorher in einen freundlichen „Himmel“.
Wer eine Kernspintomographie (MRT) in der Radiologie Iserlohn-Menden durchführen lässt, schaut dabei vorher in einen freundlichen „Himmel“. © WP Menden | Corinna Schutzeichel
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An den beiden Praxis-Standorten Menden und Iserlohn arbeiten derzeit elf Ärzte und Ärztinnen, ab Sommer sollen es zwölf sein. Hinzu kommen weitere 50 Mitarbeitende, darunter sechs Azubis. Fachkräftemangel ist auch in der Radiologie ein großes Thema. Anders sehe es bei der Suche nach Azubis aus: „Das klappt im Moment gut“, erzählt Praxismanagerin Elisabeth Geldsetzer. „Da läuft sicher auch viel über Mund-zu-Mund-Propaganda.“ Wer sich für einen Beruf in dem Bereich entscheide, dem müsse klar sein, dass die Arbeitszeiten auch mal nachts oder am Wochenende liegen, verdeutlicht Dr. Dirk Scherer.

Wer eine Kernspintomographie (MRT) in der Radiologie Iserlohn-Menden durchführen lässt, schaut dabei vorher in einen freundlichen „Himmel“.
Wer eine Kernspintomographie (MRT) in der Radiologie Iserlohn-Menden durchführen lässt, schaut dabei vorher in einen freundlichen „Himmel“. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

IGeL-Leistungen (individuelle Gesundheitsleistungen) sind eher selten ein Thema. Bei Osteoporose-Patienten kann die Knochendichte im CT-Gerät gemessen werden, hier fallen eigene Kosten von 43 Euro an. Darüber hinaus gibt es manchmal Patienten, die als Vorsorge gerne eine Ganzkörper-Kernspin-Untersuchung machen lassen möchten. Dafür fallen Kosten „im niedrigen vierstelligen Bereich“ an, erklärt Dr. Stephan Kruse. Die Kosten werden, wenn die Untersuchung nur auf Wunsch des Patienten durchgeführt wird, nicht von der Krankenkasse übernommen: „Das sind dann in der Regel IGeL-Leistungen.“

Wir finden immer was. Das muss nichts Bösartiges sein, sondern vielleicht sehen wir einen gutartigen Tumor.
Dr. Stephan Kruse - Radiologe

Wie sinnvoll ein solcher Check-Up sei, „muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagt Dr. Stephan Kruse und erklärt: „Wir finden immer was. Das muss nichts Bösartiges sein, sondern vielleicht sehen wir einen gutartigen Tumor.“ Dann gelte es, mit den Ergebnissen umzugehen. Patienten, die von dem „gutartigen Tumor“ in ihrem Körper wissen, stehen bisweilen dann öfter auf der Matte, um sicherzugehen, dass der Tumor tatsächlich immer noch gutartig ist.

Bei einer Krebsdiagnose ist es manchmal sinnvoll, wenn der Hausarzt mit dem Patienten spricht, der ihn ja meistens viel besser kennt.
Dr. Stephan Kruse - Radiologe

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Nach einer Untersuchung versuchen die Radiologen, die Befunde nach Möglichkeit mit den Patienten noch in der Praxis zu besprechen. Ob das tatsächlich immer klappt, hänge unter anderem auch von der Menge der aufgenommenen Bilder ab. Bei einer Ganzkörper-MRT beispielsweise sind es 5000 Bilder, die gesichtet werden müssen. Bei einer Untersuchung der Lendenwirbelsäule sind es „nur“ 80 bis 100 Bilder. Hinzu komme: „Bei einer Krebsdiagnose ist es manchmal sinnvoll, wenn der Hausarzt mit dem Patienten spricht, der ihn ja meistens viel besser kennt“, erläutert Dr. Stephan Kruse. In jedem Fall „wird der Befund immer am selben Tag erstellt“.