Menden. Das Bergwaldprojekt hat in Menden zahlreiche neue Bäume gepflanzt. Für einen zukunftsträchtigen Wald braucht es aber mehr.

Erst Kyrill, dann Trockenheit und Borkenkäfer – der Wald in Menden leidet. Viele Bäume, die den Orkan überstanden haben, mussten anschließend dennoch gefällt werden. Betroffen sind vor allem Fichten, die mit dem trockenen Klima und steigenden Temperaturen nicht gut zurechtkommen. Dass die Situation in Menden keine außergewöhnliche ist, zeigt ein Blick in den jetzt vorgestellten Waldzustandsbericht, wonach nur jeder fünfte Baum gesund ist.

Was aber kann man tun, um den Wald der Zukunft schon jetzt zu entwickeln? Peter Naumann, Forstwirt und Sprecher der Umweltorganisation Bergwaldprojekt e.V., macht sich für eine ökologische Wiederbewaldung stark. Das Bergwaldprojekt leistet dazu wertvolle Arbeit. Ehrenamtliche des Vereins haben im März eine Woche lang in Menden gearbeitet und insgesamt 1000 Stieleichen gepflanzt. Es war schon der dritte Einsatz von Ehrenamtlichen des Bergwaldprojektes Menden. Mendens Stadtförster Dirk Basse begrüßt die Unterstützung des Vereins. Er verweist darauf, dass in Menden kontinuierlich wiederaufgeforstet wird.

Der Wald als Monokultur ist gescheitert

Dass das erforderlich ist, weiß auch Peter Naumann. „Wir brauchen naturnahe Wälder“, sagt er. Die Monokulturen in vielen Bereichen haben sich als Fehler herausgestellt. „Es braucht verschiedene Bäume, die miteinander einen gesunden Wald bilden“, sagt er. Nicht zwingend müssten heimische Bäume gepflanzt werden, in jedem Fall aber solche, die höhere Temperaturen und trockene Bedingungen vertragen. Der Klimawandel kommt nicht, er ist längst da. Der Wald der Zukunft muss mit dessen Folgen zurechtkommen.

Das Bergwaldprojekt führt überall in Deutschland Aktionen durch. Dabei geht es nicht immer um den Wald, zum Teil werden auch Moore wiedervernässt. Zurück zur Natur – das ist das Motto. Die Wiederaufforstung ist aber ein Mittelpunkt der Arbeit. Dass das nötig ist, zeigen aktuelle Zahlen. Demnach sind nach offiziellen Zahlen in den letzten Jahren 600.000 Hektar Wald in Deutschland gestorben. Einige Experten gehen sogar von noch größeren Zahlen aus. Die entstandenen, riesigen Kahlflächen erzeugen laut Bergwaldprojekt nicht nur große Erosions- und Wasserspeicherprobleme – diese Flächen fallen als Wasserspeicher und Trinkwasserspender zunächst aus –, sondern sind auch durch Hitze, Kälte und explodierende Schalenwildbestände enorm schwierig wiederzubewalden. „Das ist jedoch wichtig. Nur eine Wiederbewaldung mit hoher Biodiversität im Verbund mit konzentriertem ökologischen Jagdmanagement kann hier auf absehbare Zeit Abhilfe schaffen“, sagt Peter Naumann.

Nur eine Wiederbewaldung mit hoher Biodiversität im Verbund mit konzentriertem ökologischen Jagdmanagement kann hier auf absehbare Zeit Abhilfe schaffen.
Peter Naumann - Sprecher Bergwaldprojekt e.V.

Die immer weiter wachsende Wildpopulation sorgt dafür, dass neu gepflanzte Bäume geschützt werden müssen. Wo immer das Bergwaldprojekt also neue Bäume pflanzt, muss auch ein Zaun errichtet werden, damit die jungen Pflanzen nicht nur zum Futter für Rehe und Hirsche werden. Neben diesen Maßnahmen könnte ausgerechnet der Wolf dazu beitragen, die ökologische Wiederbewaldung zu ermöglichen. „Wir brauchen eine andere Haltung zum Wolf“, sagt Peter Naumann und meint damit, dass das Raubtier geduldet werden muss. Selbstverständlich müssten Besitzer von Schafen oder Ziegen entschädigt werden, wenn „Isegrim“ ihre Tiere reißt. Auch der Schutz der Schafe und Ziegen sei wichtig. Aber der Wolf könne den Wildbestand reduzieren.

Wo Freiwillige des Bergwaldprojekts Bäume pflanzen, errichten sie auch einen Schutzzaun.
Wo Freiwillige des Bergwaldprojekts Bäume pflanzen, errichten sie auch einen Schutzzaun. © Stadt Menden | Vanessa Wittenburg

Wo es (noch) keine Wölfe gibt, sei auch die Jagd ein wichtiges Mittel, um die Aufforstung zu sichern. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach sich ein Wolf zumindest zeitweise in der Nähe von Balve-Langenholthausen aufhält. Wölfe könnten also in absehbarer Zeit auch in Menden auftauchen. Nahrung in Form von Wild würden die Tiere in der Waldemei allemal finden. Dennoch: So groß die Faszination Wolf auch ist – wenn das Tier in der eigenen Lebenswelt auftaucht, wird daraus oft Angst, obwohl Wölfe ihrerseits den Menschen eher scheuen.