Menden. Nach einer Razzia Anfang 2023 ist die Dependance des „Königreich Deutschland“ (KRD) in Menden geschlossen. Doch die Reichsbürger sind noch aktiv.

Gut zwei Jahre lang betrieb das „Königreich Deutschland“ (KRD), das der Verfassungsschutz der Reichsbürger-Bewegung zuordnet, in Menden eine Dependance. Nach einer Razzia im Februar 2023 blieb das Ladenlokal am Neumarkt geschlossen. Inzwischen ist von dem Geschäft nichts mehr zu sehen. Doch selbst nach weiteren bundesweiten Durchsuchungen zeigt sich das „Königreich“ noch immer umtriebig.

Reichsbürger deutschlandweit auf dem Vormarsch

Wer heute über den Neumarkt schlendert, vorbei an der Großbaustelle Rathaus/Bürgerhaus, der wird nicht mehr viel sehen vom einstigen „Königreich“ mitten in Menden. Dort, wo Besucher noch vor zwei Jahren in ein anderes „Land“ eintauchen konnten, werden inzwischen Haare frisiert und gefärbt. Doch auch wenn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) der früheren Dependance der Reichsbürger-Bewegung in der Hönnestadt inzwischen einen Riegel vorgeschoben hat, zeigen sich die Anhängerinnen und Anhänger wie auch „König“ Peter Fitzek weiter umtriebig.

Das wird auch im Verfassungsschutzbericht deutlich. Denn Selbstverwalter und Reichsbürger sind in Deutschland – vor allem seit der Corona-Pandemie – weiter auf dem Vormarsch. Bundesweit geht der deutsche Inlandsgeheimdienst von rund 23.000 Personen aus, die der Szene zuzuordnen sind (2021: 21.000). Wie gefährlich Reichsbürger-Gruppierungen sein können, macht vor allem der Umsturz deutlich, den mehrere Personen rund um Heinrich XIII. Prinz Reuß geplant hatten. Am 21. Mai 2024 sollen mit einem der größten Terrorverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik die Pläne juristisch aufgearbeitet werden.

„Königreich“ gibt Millionen aus

Das „Königreich Deutschland“ selbst steht mit den Umsturzplänen zwar nicht in Verbindung, wird im Verfassungsschutzbericht allerdings in einem eigenen Kapitel aufgegriffen. Und das zeigt, was das KRD mittelfristig plant: Demokratieablehnung gesellschaftsfähig machen. Dafür haben die Köpfe des „Königreichs“ in den vergangenen zwei Jahren eine Menge Geld investiert. Im Februar 2022 kaufte das KRD ein Grundstück in Eibenstock (Sachsen) für rund 2,3 Millionen Euro; auf der 50.000 Quadratmeter großen Fläche befindet sich unter anderem ein Hotel – das künftige Gesundheitszentrum. In Bärwalde (Sachsen) ist für rund 1,3 Millionen Euro ein Schloss ans KRD verkauft worden. In Halsbrücke (Sachsen) kommt zudem ein über 100 Hektar großes Anwesen dazu, mit dem das KRD unter anderem mit „Urlaub auf dem Bauernhof“ und einem Vorgeschmack auf ein Leben in „Autarkie“ wirbt. „Ziel ist die Erweiterung des vermeintlichen Staatsgebiets des KRD. Der Kauf von Liegenschaften erfolgt zur Verschleierung des eigentlichen Käufers in der Regel über weniger bekannte Anhänger des KRD“, heißt es dazu in einem Bericht des Verfassungsschutzes. So soll es auch in Rutenberg (Brandenburg) abgelaufen sein. Dort machen Anwohner mittlerweile mobil gegen die Reichsbürger, die sich dort ansiedeln wollten. Ein Deal mit dem „Königreich“ ist schlussendlich nicht zustande gekommen.

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Öffentlich sind die Umtriebe des „Königreichs“ derweil nicht ganz unentdeckt geblieben. Einem Team von Spiegel-TV hat „König“ Peter Fitzek einen kleinen Einblick gegeben; immerhin knapp drei Millionen Menschen haben den Beitrag mittlerweile auf Youtube aufgerufen. Weitere 1,5 Millionen Menschen haben sich zudem angesehen, wie Youtuber Marvin Wildhage versuchte sich ins KRD einzuschleichen. Perfider ist die Masche mittlerweile auf Tiktok: Dort wirbt Peter Fitzek in kurzen Clips mit einer „geldlosen“ Gemeinschaft der Zukunft, fernab der „satanischen Agenda“ der Bundesrepublik. Reichsbürger von Heute seien an einer neuen Gesellschaft interessiert und jeder der das „Besatzungskonstrukt BRD“ verlassen möchte, könne dies in einem zweitägigen Systemausstiegsseminar lernen.

Derweil hat sich der Fokus für den Systemausstieg, den das KRD propagiert, verschoben: Vom Ruhrgebiet und Sauerland hinein ins Rheinland. Mit der Kampagne „Leucht-Turm“ versucht das KRD seit rund einem Jahr vermehrt, Vor-Ort-Veranstaltungen durchzuführen; zunächst noch in Oberhausen, mittlerweile auch in Köln, Düsseldorf, Nürnberg, Hamburg oder München. Der Fröndenberger, der die Mendener Dependance betrieb, ist derweil noch immer im „Königreich“ aktiv; zumindest belegen das einige Schnappschüsse aus einem Urlaub in Bärwalde mit einer Pizza aus dem „königlichen“ Steinofen.