Menden. Menden ist erst die vierte Filiale, die das KRD deutschlandweit eröffnet. Dabei will man unauffällig bleiben.

Mitten in Menden hat ein Fröndenberger eine Filiale der Gemeinwohlkasse eröffnet. Wie das System funktioniert, welche Idee dahintersteckt und wie die Eigentümer vom Geschäftsmodell überzeugt werden sollten.

Eine Alternative zum bestehenden System – das verspricht das Königreich Deutschland (KRD) bzw. deren Organisationen wie die Gemeinwohlkasse oder die Deutsche Heilfürsorge. Dabei ist das Ladenlokal am Neumarkt die insgesamt vierte Filiale der Selbstverwalter, die deutschlandweit öffnet. Bisher gibt es laut Bundesverfassungsschutz Repräsentanzen in Ulm, Dresden und Wittenberg, dem „Gründungsort“ des KRD. Doch wie war es überhaupt möglich, dass es ausgerechnet im Sauerland eine Filiale der vom Verfassungsschutz den Reichsbürgern zugeordneten Gruppierung gibt?

Expansion in Jahren 2020 und 2021

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Ein Blick auf den Auftritt in sozialen Netzwerken, Internetseiten und interne Dokumente zeigt, dass die Verbindung zum Königreich Deutschland lediglich vage angeschnitten werden, in offiziellen Anfragen steht es nicht einmal zur Debatte. So ist in Menden zunächst von einem „Projekt- und Finanzbüro“ die Rede, mit dem „der Aufbau alternativer Strukturen und gemeinwohlorientierten Projekten in der Region“ ermöglicht werden solle. Man wolle „das Kapital der Menschen sichern und damit Sachwerte schaffen“, heißt es. Als Beispiele nennt der Fröndenberger Bio-Lebensmittelläden, Unverpacktläden, einen Holzbetrieb oder ein „autarkes Dorfprojekt“. Die Wahl Neumarkt kommt dabei nicht von ungefähr. Ziel war es, ein möglichst zentral gelegenes Ladenlokal anzumieten, um „möglichst viele Menschen abzuholen“.

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Die Gemeinwohlkasse tritt dabei jedoch nicht als Unternehmen, sondern als eingetragener Verein mit Sitz in Leipzig auf. Den Förderverein Gemeinwohlökonomie gibt es seit November 2020. Seit 2014 tritt der selbst ernannte König von Deutschland, Peter Fitzek, sowie die Inhaber der Ladenlokale immer wieder mit wechselnden Bezeichnungen auf. So ist die Kooperationskasse zur Königlichen Reichsbank geworden und später dann zur GK Gemeinwohlkasse. Beobachter der Szene beschreiben das Wechseln auch mit einem Umdenken im Geschäftsbetrieb. Vom reinen Kreditinstitut hin zur Umverteilung der Mittel für eigene Zwecke. „Insgesamt handelt es sich bei dem beschriebenen Geschäftsmodell um den Versuch, Einnahmen zu generieren, um weitere Projekte der ,Reichsbürger’- und ,Selbstverwalter’-Gruppierung zu finanzieren und zu fördern“, erklärt das Bundesamt für Verfassungsschutz dazu auf WP-Anfrage.

In Menden setzen die Selbstverwalter das fort, was andernorts bereits in Mode ist: Zugangsbeschränkungen. Ein kleines Schild prangt an der Tür am Neumarkt: „Kein öffentliches Ladengeschäft. Zutritt nur für Staatsangehörige und Zugehörige des Königreichs Deutschland. Anträge auf Zugehörigkeit hier erhältlich.“ Gerade in den vergangenen Monaten scheint das KRD seine Repräsentanzen weiter ausbauen zu wollen – und das auch möglichst unauffällig. Die Ulmer Filiale der Gemeinwohlkasse eröffnete im September 2020, im April 2021 folgte eine GK-Filiale in einer Dresdener Bäckerei.