Märkischer Kreis. Die polizeiliche Kriminalitätsstatistik weist für den Kreis im Allgemeinen eine positive Entwicklung aus - einzig Menden sticht negativ heraus.
Dass Landrat Marco Voge (CDU) zufrieden mit seinen Leuten ist, daraus macht der Balver keinen Hehl. Denn anders als im NRW-weiten Schnitt sinken die Straftaten im Märkischen Kreis; gleichzeitig steigt die Aufklärungsquote. Ein gänzlich anderes Bild liefert dabei der Blick auf Menden. Die Hönnestadt hat 2023 kreisweit den stärksten Anstieg von Straftaten zu verzeichnen. Die Hintergründe.
Ermittlungsarbeit im Märkischen Kreis immer aufwändiger
Was Aufklärungsquote und Delikte an sich angeht, steht die Kreispolizeibehörde vergleichsweise gut da. Doch das, betont Landrat Marco Voge, ist vor allem eine „gesamtpolizeiliche Leistung“. Und doch zeigt es zumindest in Teilen die Hartnäckigkeit der heimischen Polizei. Das wird vor allem am Fall der Mendener Serien-Brandstifterin deutlich, der Beamte nur mit umfangreichen Überwachungsmaßnahmen auf die Schliche gekommen sind (WP berichtete).
Und doch, so macht es auch Kripo-Chef Benjamin Aufdemkamp deutlich: Der Aufgabenumfang in der Ermittlungsarbeit wird immer größer. „Es gibt kaum eine Straftat, die keine digitalen Spuren hinterlässt.“ Handys, Computer, Tablets, Laptops. Der Datenwust, durch den sich Regierungsbeschäftigte und Ermittler gleichermaßen wühlen müssen, nimmt immer weiter zu. Aufdemkamp macht das an einem beinahe alltäglichen Beispiel der Kolleginnen und Kollegen deutlich: Gibt es eine polizeiliche Maßnahme, etwa eine Personenkontrolle oder gar eine Verhaftung, sind schnell allerhand Menschen um die Beamten versammelt. Smartphones halten die Szenerie fest. Im Rahmen der Beweisführung müssten die Handys dann allesamt ausgewertet werden. Deswegen macht der Kripo-Chef aus der digitalen Ermittlungsarbeit auch keinen Hehl: „Das ist das Themenfeld der Zukunft.“ Nicht zuletzt deswegen sei die Cybercrime-Abteilung zuletzt aufgestockt worden.
Negative Rekordzahlen in Menden
Einen traurigen Rekord hat Menden mit der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik im kreisweiten Vergleich nun jedoch übernommen: In keiner anderen Stadt im MK ist die Zahl der Straftaten zwischen 2022 und 2023 derart explodiert (+333). Selbst Iserlohn und Lüdenscheid können rückläufige Zahlen vorweisen. Die Gründe dafür liegen jedoch auf der Hand. Zum einen scheint die Hönnestadt ein regelrechter Hotspot für Betrugsdelikte zu sein; zum anderen treibt eine Serie von aufgebrochenen Autos die Statistik nach oben. Letztere Zahlen haben sich binnen Jahresfrist gar verdreifacht. 49 Diebstähle aus Fahrzeugen waren in Menden 2022 aktenkundig geworden, 150 waren es 2023.
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„Betrugsdelikte bleiben aber unser Evergreen“, erklärt der Kripo-Chef. Bedeutet: Enkeltrick, Schock-Anrufe und Co. sind trotz umfangreicher Aufklärungsarbeit weiter auf dem Vormarsch. Mittlerweile verzeichnet Menden statistisch gesehen mindestens einen Betrugsversuch am Tag (2023: 451). „Die Geschichten werden leider immer besser. Das ist ein Riesenproblem“, gibt der Kripo-Chef zu. Den Tätern habhaft zu werden, ist allerdings deutlich schwieriger als die Masche an sich zu durchschauen. Bekanntlich läuft der überwiegende Teil der Betrugsanrufe über ausländische Callcenter. Erfreulich dabei allerdings: Wenngleich die Zahlen der Anrufe steigen, sinkt die Schadenssumme. Erbeuteten Täter 2022 noch rund 1,2 Millionen Euro von ihren Opfern, waren es 2023 nur noch rund 650.000 Euro. Der Blick auf die Statistik zeigt aber dennoch, wie lukrativ das Geschäft ist: Mit jedem Erfolg ergaunern die Täter im Schnitt 13.500 Euro. Warum es Menden in der Hinsicht stärker trifft als andere Kommunen im Kreis, kann Aufdemkamp jedoch nicht beantworten.
Auch in Sachen Wohnungseinbruch schwimmt Menden sprichwörtlich gegen den Strom. Während die Zahlen kreisweit nur marginal gestiegen sind, haben sie sich in der Hönnestadt nahezu verdoppelt (2022: 40; 2023: 70). Einen Grund dafür liefert Landrat Marco Voge dann auch gleich selbst: „Je weiter weg von der Autobahn, desto sicherer ist es.“ Mit der Anschlussstelle der A44 bei Fröndenberg haben es mobile Tätergruppierungen einfacher, die Flucht zu ergreifen.