Menden. Dr. med. Mohamed Sabha tritt die Nachfolge von Dr. Nückel an: Und das, obwohl er eigentlich nicht in Deutschland bleiben wollte.
Irgendwie ging dann doch alles ziemlich schnell: „Ich habe die Ausschreibung gesehen, wir haben uns hier getroffen und ich fand Dr. Nückel sehr sympathisch“, sagt Dr. med. Mohamed Sabha und lächelt. „Man sieht, dass hier viel gearbeitet wurde, aber ich finde es gemütlich.“ So gemütlich, dass sich der junge Facharzt dazu entschieden hat, den Deal einzutüten und ein großes Investment für seine persönliche und die medizinische Zukunft Mendens zu tätigen: Ab sofort ist die ehemalige Augenheilkunde-Praxis von Dr. med. Alfred Nückel an der Hochstraße in Menden nämlich seine. Und das, obwohl er ursprünglich nach dem Medizinstudium gar nicht in Deutschland bleiben wollte.
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Traumnotendurchschnitt 1,4 reicht nicht für Medizinstudium in der Heimat
Die erste eigene Praxis für Augenheilkunde: Das ist ein ganz besonderer Moment für den 38-jährigen Mediziner. Schon immer sei das sein Traum gewesen. So stammt er doch aus einer Familie, die mehrere Mediziner hervorgebracht hat. „Meine drei Schwestern sind alle Ärztinnen“, sagt er. „Ich bin mit 18 Jahren nach Deutschland gekommen. Mein Abi habe ich im Ausland gemacht. Ich wollte schon immer Augenheilkunde studieren. Das Auge ist das Fenster zur Welt, sagt man doch. Ich finde, dass man über die Augen vieles über einen Menschen herausfindet.“ Doch sein Traumnotendurchschnitt von 1,4 reicht in seinem Heimatland Syrien damals nicht aus, um Medizin zu studieren. „Dazu brauchte man einen NC von 1,2.“
Weil sein Opa zu der Zeit in der Botschaft in Bonn arbeitet und immer wieder von Deutschland schwärmt, entschließt sich Mohamed Sabha kurzerhand in Deutschland zu studieren. Doch das ist kein Spaziergang. „Auf einer anderen Sprache zu studieren, ist nicht einfach“, erinnert er sich. Er lernt Deutsch und hängt sich rein - mit Erfolg. Bei der Erinnerung an den Moment, in dem er ein Auge zum ersten Mal in Detail betrachtet hat, hellt sich das Gesicht des 38-Jährigen auf. „Das war einfach wunderschön.“ Er besteht das Studium mit allem, was dazu gehört, um als Facharzt arbeiten zu können. So verschlägt es ihn nach Hagen, Dortmund, Thüringen - und jetzt schließlich Menden. „Meine Schwiegereltern wohnen in Iserlohn“, sagt er. Das Ländliche habe ihn schon immer gereizt, weshalb er im Sauerland nach seiner Praxis gesucht habe.
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Ein Highlight nach dem nächsten: Umzug nach Menden, Praxisübernahme und Geburt seiner Tochter
Geplant war das alles aber eigentlich ganz anders: „Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich nach dem Studium wieder nach Syrien zurückgehe“, erzählt er. Doch in der Zwischenzeit sei der Krieg ausgebrochen und die Situation im Land habe sich verschlechtert. Seine Familie wohne noch immer dort. Doch seit 2010 sei er nicht mehr in der Heimat gewesen. „Es ist schwierig“, sagt der 38-Jährige. Umso glücklicher ist er, dass er nun in Menden durchstarten kann. „Es sind gerade so viele große Dinge in meinem Leben passiert“, erklärt er und strahlt. Die neue Praxis, der Umzug nach Menden und die Geburt seiner Tochter: Mohamed Sabha könnte nicht glücklicher sein. „Das ist alles sehr aufregend für mich. Dr. Nückel hat das alles super gemacht. Ich denke, dass das gut wird.“
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Hohe Investitionen in moderne Technik und der Bürokratie-Berg
Verantwortlich ist Mohamed Sabha ab sofort auch für drei Mitarbeiterinnen und die Patientendaten von rund 60.000 Menschen. Ein riesiger Bürokratieberg beschäftigt ihn aktuell. Genehmigungen und Anträge, so weit das Auge reicht. Denn in einer Einzelpraxis reicht es nicht, „nur“ Mediziner zu sein. Man sei auch Manager und für das Wirtschaftliche zuständig. Auf 200 Quadratmetern stehen ihm zwei Untersuchungsräume sowie Räume für die Voruntersuchung und Laserbehandlungen zur Verfügung. Bereits beim ersten Betreten der Räume habe er eine Vision davon gehabt, was er aus der Praxis machen möchte. Aber ein Schritt nach dem anderen. „Ich möchte neue Geräte anschaffen“, sagt er. Doch diese hoch spezialisierte Technik sei unwahrscheinlich teuer. „Dazu sind Kredite nötig, um das zu stemmen.“ So koste beispielsweise eine Spaltlampe mindestens 20.000 Euro. Und das sei eins der günstigsten Geräte.
Die Übergangsphase haben Dr. med. Alfred Nückel und der 38-Jährige bewusst kurz gehalten. Eine Woche lang habe Mohamed Sabha seinen Vorgänger durch die Praxis begleitet und sich einen Eindruck von dessen Arbeitsweise verschafft. Eine Sache habe er sich dabei direkt abgeschaut: „Ich arbeite eigentlich immer mit Hemd und weißer Hose, aber Dr. Nückel trägt einen Kittel. Das werde ich dann auch machen“, verrät er und lacht. „Ich freue mich sehr auf die Patienten und möchte die bestmögliche medizinische Versorgung anbieten.“ Willkommen sind alle Patienten: vom Baby bis zum Senior, Männer wie Frauen, und das (im Idealfall) über viele Jahre hinweg. „Man behandelt einfach alle Menschen. Das macht es für mich so schön.“
Die ersten Patienten begrüßt Dr. med. Mohamed Sabha ab Montag, 8. April.