Menden/Iserlohn/Hemer. Ehemaliger Chefarzt aus Vorruhestand geholt: Dr. Alexander Höfle ist jetzt leitender Oberarzt im Schilddrüsenzentrum der Katholischen Kliniken.
Wenn mit ihr irgendetwas nicht stimmt, spielt der Körper verrückt. Die Schilddrüse ist zwar klein, aber hat einen großen Einfluss. Umso wichtiger, dass sie gesund ist – oder wieder gesund wird. „Die Schilddrüse regelt den gesamten Stoffwechsel im Körper“, sagt Dr. med. Andreas Wallasch, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Mendener Krankenhaus. Er hat gemeinsam mit seinem ehemaligen Chefarzt-Kollegen Dr. med. Alexander Höfle 2018 das Schilddrüsenzentrum der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis auf die Beine gestellt. Nun gibt es Neuerungen in dem einzigen Zentrum dieser Art im Kreisgebiet, das Mitglied des Deutschen Schilddrüsenzentrums ist und nach dessen Vorgaben arbeitet.
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Unterstützung als leitender Oberarzt im Schilddrüsenzentrum
Ende 2022 ist Dr. Alexander Höfle, der im Iserlohner St. Elisabeth Hospital viele Jahre als Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie tätig war, eigentlich in den wohlverdienten Vorruhestand gegangen. Sein Nachfolger wurde Dr. med. Jamal Driouch, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Spezielle Viszeralchirurgie und sogenannte Robotic Surgery, sprich Operationen mit OP-Roboter. Doch durch die Fusion der Iserlohner Krankenhäuserbefindet sich derzeit einiges im Umbruch. Strukturen müssen zusammengeführt und überarbeitet werden. „Durch die Fusion ist sehr viel zu tun“, erklärt Dr. Andreas Wallasch. Der neue Iserlohner Chefarzt sei mit anderen Bereichen ausgelastet und soll mit Blick auf das Kompetenzzentrum unterstützt werden.
Deshalb ist Dr. Alexander Höfle jetzt in Teilzeit für das Schilddrüsenzentrum zurück. Es sei „sein Baby“, sagt er und grinst. Schilddrüsen habe er immer gerne operiert. Mit seinen 65 Jahren wollte er kürzer treten und Druck rausnehmen, aber die Medizin liebt er immer noch. „Und ich bin noch fit“, sagt er und lacht. Er ist nun leitender Oberarzt für zunächst zwei Jahre. Und ein bisschen schmeichelt es ihm auch, dass er zurückgeholt wurde. Chirurgie sei ein Handwerk, aber Erfahrung sei ebenso wichtig. Da sind sich Dr. Höfle (65) und Dr. Wallasch (61) einig.
Schilddrüse ist lebenswichtig – Symptome vielfältig
Die Symptome sind meist vielfältig und reichen von Herzrhythmusstörungen, hohem oder niedrigem Blutdruck über Schlafstörungen, Gewichtsabnahme oder Zunahme und Haarausfall bis hin zu Erschöpfung und starken Stimmungsschwankungen. Ohne die Schilddrüse oder den entsprechenden Hormonersatz können Menschen nicht leben. Aber wie merkt man überhaupt, dass die Schilddrüse nicht in Ordnung ist? Durch eine Blutuntersuchung kann die Funktion der Schilddrüse gemessen werden. Die Ultraschalluntersuchung dient dazu, Größe und Knotenbildung nachzuweisen. Die Szintigraphie kann unterschiedliche Knoten unterscheiden und darstellen.
Eine Operation ist laut Dr. Wallasch aus drei Gründen nötig: Wenn die Schilddrüse vergrößert ist und ein Druckgefühl entsteht. Wenn eine Überfunktion nicht mit Medikamenten in den Griff zu bekommen ist. Wenn ein Knoten verdächtig/bösartig ist. Andere Beschwerden könnten in der Regel gut mit Medikamenten behandelt werden und sind damit kein Fall für das Schilddrüsenzentrum. Denn in den Sprechstunden werden jene Patienten rausgefiltert, die eine Operation brauchen. Für die Einstellung von Medikamenten haben die Medizinier schlicht keine Zeit.
Sprechstunden in drei Städten angeboten
Nachdem Patienten eine Diagnose von ihrem Hausarzt oder ihrem Spezialisten erhalten haben und möglicherweise eine Operation nötig ist oder sie eine Zweitmeinung möchten, können sie sich telefonisch beim Kompetenzzentrum melden. Es gibt derzeit entsprechende Sprechstunden im Mendener Krankenhaus und in der Chirurgischen Praxis von Dr. med. Freis in Hemer, die von Dr. Wallasch durchgeführt werden. Dr. Höfle bietet Sprechstunden im Iserlohner Elisabeth Hospital an und ab September neu auch im MVZ St. Elisabeth in Letmathe.
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Die beiden Fachmänner haben ihre Sprechstunden auch auf Praxen ausgeweitet, um die Situation in den ohnehin schon vollen Krankenhäusern zu entzerren. Operationen werden in Menden von dem entsprechenden Arzt durchgeführt – hier wurde alles gebündelt, da die Spezialgeräte für die OP sehr teuer sind. So testen die Mediziner beispielsweise bereits während der Operation die Funktion der Stimmbänder mit einem rund 60.000 Euro teuren Spezialgerät.
Weniger Eingriffe während der Pandemie
Insgesamt, sagt Dr. Wallasch, habe es vor Corona mehr Operationen gegeben. Rund 200 Eingriffe pro Jahr. Jetzt seien es etwa 120. Tendenz aber wieder steigend. Während der Pandemie hätten die Chirurgen nur Notfälle behandeln dürfen und viele Menschen hätten auch Angst gehabt. Kommunikation sei extrem wichtig. Auch weil viele Patienten ahnungslos oder beispielsweise durch das Internet verunsichert seien. „Die Eingriffe sind gut planbar. Es gibt kaum Notfälle“, erklärt Höfle.
Bei jeder Operation fokussieren sich die Chirurgen zu 100 Prozent auf den Eingriff. „Es gibt vor dem ersten Schritt ein Team-Timeout“, erklärt Wallasch. Um potenzielle Fehler auszumerzen, werde eine Checkliste abgehakt. „Das Innehalten hat sich bewährt“, sagt Höfle. Als Chirurg müsse man sich immer bewusst machen, dass man Menschen verletze – für ein hohes gemeinsames Ziel. Man könne eben nichts rückgängig machen und Narben bleiben für immer. Auf die Ästhetik achten die Fachmänner dabei auch und setzen die Schnitte so, dass sie später kaum noch sichtbar sind.